Meinem Arbeitgeber sei Dank, entwickle ich mich inzwischen zum Iran-Experten, denn Shiraz war nun bereits die dritte Destination in unserem Streckennetz, die mir nach Teheran und Isfahan Aufenthalte beschert hat. Darüber bin ich gar nicht traurig, denn wer meine beiden bisherigen Artikel über den Iran gelesen hat, wird schnell merken, dass ich von der reichen Kultur und Geschichte des Landes, den herzlichen und offenen Menschen und den einzigartigen Bauwerken, wie man sie sonst in vergleichbarer Pracht kaum wo auf unserem Planeten findet, mehr als begeistert bin. Jeder, der seine Vorurteile aufgrund der Medienberichterstattung beiseite zu schieben vermag und ins alte Persien reist, wird sehr schnell merken, wie wundervoll dieses Land ist. Es ist zwar fremd, aber es ist nicht abweisend dem Besucher gegenüber – im Gegenteil, das Fremdartige schlägt durch die herausragende Gastfreundschaft augenblicklich in wohlige Faszination um. Shiraz reiht sich nahtlos in die Reihe dieser Perlen ein. Die Ornamentik der Moscheen ist atemberaubend schön. Die zahlreichen Gärten gepflegt und blühend, meist mit Zypressen, Rosen und Zitrusbäumen bestanden, was für eine Stadt, die mitten in der Wüste liegt und an Wasserknappheit leidet, schon auch bemerkenswert ist. Der Bazar windet sich durch unzählige kleine Gassen, alle überdacht und wunderschön, unterbrochen von mehreren kleinen Innenhöfen. Dazu die Mausoleen der berühmten persischen Dichter Hafis und Saadi, ebenfalls von Parkanlagen umgeben, von den Iranern mehr verehrt als Allah. Shiraz gehört definitiv zu den großen Highlights einer Iran Reise und darf daher auf der Route keinesfalls fehlen! Neben dem Entdecken der Stadt machten wir auch einen kleinen Ausflug hinaus in die Wüste an den Maharloo-Salzsee, der im Licht der untergehenden Sonne beim hier üblichen völlig klaren Himmel ein grandioses Naturschauspiel bot. Am Ufer des Sees genossen wir dann auch einen Grillabend mit persischen Hühnerspießen, Fladenbroten, frischer Wassermelone und Wasserpfeife. Der Vorteil meiner Iran Stopps ist jener, dass ich dabei meist mit Crews unterwegs bin, die sich diese Aufenthalte auch wünschen und daher ebenso wie ich aufgeschlossen genug sind, sich mit Neugier, Begeisterung und Faszination dem Land anzunähern und bereit sind, sich darauf einzulassen. So auch diesmal. Ich will jetzt gar nicht mehr allzu viele Worte verlieren, ein paar Reiseinfos habe ich euch unten wieder zusammen gestellt, ansonsten erfreut euch an den tollen Fotos, die euch hoffentlich dabei helfen, ein wenig in die zauberhafte Hochkultur des Orients einzutauchen. Hier nochmal als kleine Erinnerung ein Link zu meinen Artikeln über Teheran und Isfahan…. Teheran https://stepowitsch.weebly.com/blog/die-gar-nicht-so-boese-achse-des-boesen Isfahan https://stepowitsch.weebly.com/blog/isfahan-und-persepolis-der-zauber-des-orients - Eckdaten Shiraz hat, je nach Zählweise, rund 1,5 Millionen Einwohner (Großraum 2,2 Millionen) und ist die Hauptstadt der Provinz Fars. Sie liegt rund 700 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran auf 1500 Metern Seehöhe. - Religion Wie es eben vorgeschrieben ist, hängt auch in Shiraz ein Großteil der Bevölkerung dem schiitischen Islam an. Wie viele davon wirklich praktizierend sind, ist zwar schwer messbar, man kann aber davon ausgehen, dass es nicht einmal die Hälfte ist. Das iranische Leben muss sich zwar, nachdem der konservative Klerus die Zügel der Macht weiterhin eisern in seinen Händen hält, den religiösen Vorschriften anpassen (Kopfbedeckungspflicht für Frauen, keine kurzen Hosen für Männer, striktes Schweinefleisch-und Alkoholverbot, kein Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit), hinter verschlossenen Türen und an unbeobachteten Ecken sieht es da, schenkt man Berichten der Einheimischen Glauben, aber ganz anders aus. Man geht mit den religiösen Zwängen pragmatisch um, fügt sich diesen nach außen und kennt Mittel und Wege, sie zu umgehen. Ein Herzenswunsch der – zumeist sehr jungen und gut gebildeten - Mehrheitsbevölkerung sind diese Einschränkungen des öffentlichen Lebens aber keinesfalls! Für den Touristen gelten diese Einschränkungen natürlich genauso, und man sollte sich auch daran halten. Dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man in den Iran reist, die Frage, ob man bereit ist, sich diesen in unseren Augen sinnlosen Restriktionen unterzuordnen, muss jeder für sich selbst beantworten, ich sage, die Kultur und die Menschen sind es wert! - Herumkommen und Verkehr Shiraz besitzt einen internationalen Flughafen (SYZ). Seit Kurzem gibt es ex Wien 3-4 Mal pro Woche eine Direktverbindung mit Austrian Airlines mit kurzem Zwischenstopp in Isfahan. Eine Metro ist in Bau, aber erst ein kleiner Teil des geplanten und im Endausbau 6 Linien umfassenden Netzes ist in Betrieb. Ansonsten sind Taxis billig und auch der unkomplizierteste Weg, sich innerhalb der Stadt und auch für Ausflüge fortzubewegen. Um Missverständnissen vorzubeugen, sollte man den Fahrpreis immer im Vorhinein klar und deutlich aushandeln. Uber gibt es im Iran aufgrund der nach wie vor aufrechten internationalen Sanktionen nicht. - Einreise Für die Einreise in den Iran benötigt man ein Visum. Offiziell kann dieses nur bei der jeweiligen Botschaft beantragt werden, es werden an den internationalen Flughäfen in Teheran, Isfahan und Shiraz auch gegen eine Gebühr von 75 USD Cash aber auch Visa on arrival ausgestellt. Die Visaerteilung zu touristischen Zwecken gilt als unkompliziert, solange man keinen israelischen Stempel im Pass hat. - Infrastruktur und Strom Der Iran verwendet die gleichen Steckdosen wie wir. WLAN gibt es in einigen Cafés und Hotels, viele ausländische Seiten sind aber gesperrt, unter anderem auch dieser Reiseblog. Während Facebook angeblich auch gesperrt ist, funktioniert WhatsApp problemlos. Generell hinkt die Infrastruktur westlichen Standards auf allen Gebieten hinterher, vieles wirkt vernachlässigt und nicht im Optimalzustand befindlich, seien es Straßen, seien es die Flughäfen oder die Autos. Leitungswasser sollte man ebenfalls nicht trinken. - Sprache Sprache im Iran ist Farsi (Persisch). Eine in meinen Ohren sehr schön klingende Sprache, die sich sanft und harmonisch anhört und irgendwie sehr gut zum Temperament der Iraner passt. Verwendet wird die arabische Schrift, Dinge, die nicht transkribiert sind, kann man daher auch nicht lesen, die wichtigsten Straßenbezeichnungen und Ortsangaben sind aber auch in Englisch ausgeschildert, sodass man sich zumeist halbwegs gut orientieren kann. Die jüngere Bevölkerung spricht zunehmend Englisch, sodass man im Großen und Ganzen ganz gut über die Runden kommt. - Sicherheit Als Tourist kann man sich im Iran ganz problemlos bewegen, Straßenkriminalität ist praktisch inexistent, die Menschen zuvorkommend und hilfsbereit. Wird man auf der Straße angesprochen, was sehr häufig vorkommt, so dient das in den meisten Fällen nicht wie in vielen anderen Ländern der Geschäftsanbahnung und Touristenabzocke, sondern rührt einzig aus ehrlichem Interesse am Gast. Misstrauen den Einheimischen gegenüber, wie man es speziell im arabischen oder asiatischen Raum oft an den Tag legt (oder nach einschlägigen Erfahrungen legen muss) ist im Iran zum Großteil unangebracht. - Geld und Preise Währung im Iran ist der iranische Rial (IRR). Eine Währung mit unzähligen Nullen, ein EUR entspricht im Moment etwa knapp 40.000 IRR. Etwas kompliziert ist, dass die Preise aber stets in Tuman angegeben werden, was dem Rial-Betrag mit einer Null weniger entspricht. Kostet also etwas 10.000, so sind damit Tuman gemeint und 100.000 Rial zu bezahlen, wie es auch auf den Geldscheinen aufgedruckt ist. Muss man wissen, sonst ist es am Anfang ein wenig verwirrend. Es gibt Bankomaten, diese sind für unsereins aber ebenso unbrauchbar wie die vielen Kreditkartenterminals in Geschäften und Restaurants. Leider sind immer noch die Sanktionen in Kraft, die den Iran vom internationalen Zahlungsverkehr abschneiden, sodass sämtliche ausländischen Karten nicht akzeptiert werden können. Bleibt bei einer Iran Reise also nur der altmodische Weg, ausreichend Bargeld in EUR oder USD mitzunehmen und diese in IRR zu tauschen. Wie lange dieser etwas unbefriedigende Zustand noch anhalten wird, ist nicht abzusehen. Das Preisniveau ist etwas niedriger als bei uns, ein Billigreiseland ist der Iran aber keineswegs. - Unterkunft Hier hinkt der Iran westlichen Standards klar hinterher. Es gibt ein paar internationale Hotels der eher gehobenen Kategorie, ansonsten trifft man nicht auf eine sehr breite Palette an Unterbringungsmöglichkeiten. Plattformen wie Airbnb funktionieren hier nicht, wohl wieder in erster Linie wegen der nicht möglichen Zahlungsabwicklung. Eine angeblich tolle Möglichkeit soll aber im Iran unentgeltliches Couchsurfen darstellen – hier lernt man die Gastfreundschaft hautnah kennen, wohnt bei Einheimischen und kann gut hinter die Kulissen, inklusive der wilden privaten Parties, blicken. - Küche Essen im Iran ist solide, fast immer frisch aber auch nicht sehr variantenreich. Der Standard ist Kebab vom Huhn oder Lamm, dazu Safranreis, Fladenbrot, gegrillte Zwiebel und Paradeiser. Beliebt sind alle Arten von Nüssen und Trockenfrüchten, frisches Obst kommt in guter Qualität auf den Teller, insbesondere Melonen. Süßspeisen sind meistens wirklich sehr süß, seien es Milchreispudding mit Rosenwasser und Kardamom oder pickige Gelees und Sirups. An Getränken sind gute frische Fruchtsäfte eine Erwähnung wert, Alkohol ist (offiziell) nicht erhältlich. - Klima Shiraz hat trocken-heißes Wüstenklima. Es regnet hier kaum, der Himmel ist fast immer strahlend blau, entsprechend intensiv die Farben speziell in der Wüste. In der Nacht kühlt es aber, nicht zuletzt aufgrund der Höhenlage von über 1500 Metern, durchaus stark ab und kann im Winter sogar frieren. Die Vegetation ist entsprechend der kaum vorhandenen Niederschläge ziemlich karg, ein umso größeres Wunder sind die blühenden Gärten. - Sehenswertes
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Beim Reisen geht es nicht immer fair zu. Sehr nette Amerikaner, die ich in Mexiko getroffen hatte, mussten sich in den Tagen, in denen ich dort war, immer wieder für Donald Trump rechtfertigen – genau jene, die aufgeschlossen genug sind, in andere Länder zu reisen und bestimmt nicht Donald Trump gewählt haben. Ungarn, die Viktor Orbans Nationalfaschismus nicht aushalten und lieber in anderen Ländern leben, werden automatisch als Orban-Fans gebrandmarkt – und ich möchte es mir gar nicht erst ausmalen, wie es mir demnächst in fernen Ländern gehen wird, wenn erstmal ein Hofer-Strache-Tandem unser schönes Österreich ins Verderben führen wird und ich mich wieder als Bürger eines vermeintlichen Nazi-Landes werde verteidigen müssen. Nein, das Alles ist nicht verdient, denn genau wir Reisenden sind die, die diese nationalistisch-kleingeistige Haltung, die immer weiter um sich greift, nicht nur nicht gutheißen sondern zutiefst verabscheuen.
„What do you think of Iran?“ „Were you scared to come here because of our negative image?“ „We hope that you like our country and that you are always treated well – we are happy that you are here“. „Welcome to Iran!“ Das sind die Sätze und Phrasen, mit denen wir immer wieder hier begrüßt werden. Andauernd werden wir auf der Straße angesprochen, nicht, um uns etwas zu verkaufen, sondern weil die Iraner wirklich daran interessiert sind, wieso ein westlicher Tourist sich in ihr Land verirrt und sehr besorgt sind, von uns ob ihres Altherren-Mullah-Idioten-Regimes verurteilt zu werden. Das passt genau in die von mir eingangs zitierte Serie an Ungerechtigkeiten – man hat den Eindruck, den meisten Iranis ist ihr Regime peinlich und sie genieren sich dafür, sie freuen sich, dass man trotzdem kommt und zücken begeistert ihre Handys, um gemeinsame Fotos von sich und Menschen aus dem Westen zu machen. Die Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit der Iraner ist jedenfalls überwältigend, Zuvorkommenheit paart sich hier mit Interesse und ein wenig Neugier am Besucher! Wer davon nicht ergriffen wird, dem ist eigentlich nicht zu helfen! Die Menschen im Iran und ihr Regime – die greise Eminenz Ali Khamenei, der hier die Regeln und die Politik vorgibt, scheint von der Lebensrealität der meisten seiner Untertanen sehr weit entfernt zu sein. Das sollte man immer berücksichtigen, bevor man sich eine Meinung über den Iran anmaßt, ohne je hier gewesen zu sein, und die Menschen, die hier leben, vorverurteilt und mit einem Terror-Regime, das sie leider nach außen vertritt, in einen Topf wirft. Zu bedenken ist ferner, dass in unseren Demokratien die Mehrheit der Bevölkerung selbst dafür verantwortlich ist, irgendwelche dumpfbackigen Populisten an die Macht zu wählen, während die vielen jungen Menschen im Iran nie Gelegenheit hatten, ein Mehrheitsvotum abzugeben, da sie zum Zeitpunkt, als die islamischen Revolutionäre das Ruder in die Hand nahmen, noch gar nicht geboren waren. Ein paar Beispiele, um zu illustrieren, wie weit die Lebenswelten der Oberen und der Bevölkerung auseinanderklaffen…..
Schönheit – das bezieht sich nicht nur auf die Menschen hier sondern auch auf das Land. Isfahan mit seinem Platz der Imame ist eine Augenweide. Die Moscheen mit ihren blauen Fayencen – eine Pracht, die den gesamten Zauber des Orients in sich vereint. Die Farben und das Licht – sowohl in der Stadt als auch in der Wüste – sind atemberaubend. Speziell als wir gestern einen sehr langen Ausflug nach Persepolis gemacht haben, waren wir hin und weg, als die Sonne aufging und eine alte verlassene Stadt aus Lehm in ein einzigartiges Licht tauchte. Der strahlend blaue Himmel, vor dem sich beeindruckende Felsengräber aus Sandstein erheben, lässt das Herz ebenso höher schlagen wie die duftenden Gewürze auf dem Bazar. Einzig grün ist eine Farbe, die in der kargen Hochebene des iranischen Hochlandes eher spärlich gesät ist – Wasser ist offensichtlich ob des wenigen Regens und gut sichtbar anhand zahlreicher ausgetrockneter Flussbette Mangelware. Ein paar Informationen noch zu Isfahan:
Der Iran – ein Land, das die Sinne betört und die Seele berührt. Das, sobald man hier ist, viele Vorurteile über den Haufen wirft. Und das bestimmt statt einer nüchtern-formalen amtlichen Reisewarnung eine ganz dringende und aus tiefstem Herzen kommende Reiseempfehlung verdient! Welcome to Iran! Teheran. Laut einem gewissen George W. Bush muss diese Stadt wohl eines der Zentren allen Übels dieser Welt sein. Ein Hort von Terroristen, Islamisten - eine Ansammlung an Schwerverbrechern und Schurken, jeder mit einer Atombombe unterm Arm......
Dass George W. Bush nicht der hellste in seinem Kopf war und ist und sein Weltbild dementsprechend simpel gestrickt, ist bekannt. Dass das Mullah Regime im Iran ebenfalls verblendet ist, auch heute noch die USA und Israel zu seinen Feinden erklärt, die man vernichten müsse, ist ebenso unbestritten - und soll auch keinesfalls beschönigt werden. Jedes Land bekommt das Regime, das es verdient, sagt man. Für den Iran trifft dies jedenfalls nicht zu. Die Menschen im Iran hätten sich definitiv ein besseres Regime verdient - und werden hoffentlich auch eines Tages ein solches bekommen. Denn die Iraner gehören in meinen Augen zu den freundlichsten, liebenswürdigsten und kultiviertesten Menschen, die unsere schöne Erde beheimatet. Es war mir schon bei meinem Erstbesuch 6 Jahre zuvor aufgefallen und hat sich, als ich jetzt Teheran im Zuge einer Dienstreise erneut besuchen durfte, wieder bestätigt: was uns hier an Gastfreundschaft entgegen gebracht wurde, wie nett und respektvoll wir von den Iranern behandelt wurden, so etwas trifft man nur ganz selten an auf diesem Planeten. Eigentlich schwärmen fast alle Personen, die viel reisen und es gewagt haben, trotz der vorwiegend negativen Medienberichterstattung ihre Scheuklappen abzulegen und sich in den Iran zu begeben, von diesem Land, und dies zurecht. Neben den Menschen ist auch die alte persische Kultur einzigartig, das Land vielseitig, die Küche gut. Teheran hat bei mir nebenbei auch eines bewirkt. Nach einer schlimmen Zeit, die durch die schwere Krankheit und den Tod meiner Mutter geprägt war, in der ich mich um ihre Einäscherung, die Räumung ihrer Wohnung und meine anschließende Übersiedlung kümmern musste, in der mir der Kopf überall stand nur nicht nach meiner eigentlichen Leidenschaft, dem Reisen, nach dieser Zeit weckte mein Besuch im Iran jetzt auch wieder das Reisefieber in mir. Plötzlich war es wieder da, dieses schöne Gefühl des Fernwehs, dieser Hauch von Abenteuer, wenn man in einen völlig fremden Kulturkreis kommt, dieses wie schön die Welt doch ist. Ich blicke mit Freude kommenden Reisen entgegen, bin auch schon mittendrin im Organisieren diverser kleiner und großer Trips in den nächsten Monaten - das Andenken an meine Mutter wird immer da sein, aber die Trauer bestimmt nicht mehr mein Leben, nein, mein Leben gehört wieder mir! Und somit erwacht nun auch dieser Blog zu neuem Leben! Genau so soll es sein! Nach diesen persönlichen Worten nun noch ein paar Fakten zu Teheran. - Lage und Klima: Teheran liegt mit seinen geschätzt 12 Millionen Einwohnern auf rund 1500m Höhe am Fuße des Elburz-Gebirges. Das Klima ist trocken und im Sommer sehr heiß, wir hatten an die 35 Grad, die sich aber mangels Luftfeuchtigkeit und stetigem Wind gut aushalten lassen. Durch den starken Autoverkehr ist die Luftqualität allerdings in der Stadt bescheiden und Smog eine Dauererscheinung. Das Elburz Gebirge beheimatet auch den Darmavand, mit über 5300 Metern den höchsten Berg des Iran. Wir machten mit der längsten Seilbahn der Welt (über 7,5 km) einen Ausflug auf den Tochal mit seinen rund 3800 Höhenmetern und waren von Gletscherfeldern und Skiliften umgeben. Ein Bild, das man wohl nicht primär mit dem Iran assoziiert. - Einreise: Als Tourist benötigt man bei der Einreise ein Visum, das man angeblich besser auf der iranischen Botschaft besorgt. An sich besteht auch die Möglichkeit, ein "Visa on Arrival" zu erwerben, es wird aber eher davon abgeraten, sich darauf zu verlassen. ACHTUNG: wer einen israelischen Stempel im Pass hat, dem wird die Einreise in den Iran verweigert! Wieder so eine Idiotie der Weltpolitik. Und damit nicht genug - wer seit 2011 im Iran war, kann für Reisen in die USA keine ESTA Genehmigung für die visafreie Einreise mehr beantragen sondern muss sich als potenziell Terrorverdächtiger einem Verhör auf der US Botschaft unterziehen - um dann eventuell ein US Visum zu bekommen oder eben nicht. Und das Alles soll normal sein?!? Ja, offensichtlich, und es sagt Einiges über den Zustand unserer Erde aus.... - Geld: auch ein wenig schwierig. Im Iran funktionieren weder Maestro-noch Kreditkarten. Das liegt nicht etwa daran, dass es dort keine Bankomaten oder elektronischen Bezahlterminals geben würde, nein, es liegt daran, dass der Iran aufgrund der Sanktionen nach wie vor vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten ist und somit nicht-iranische Karten nicht verwendet werden können. Wer also eine längere Tour durch den Iran plant, kommt momentan nicht darum herum, genügend Cash in EUR oder USD mitzunehmen und diese dann dort entsprechend in die lokale Währung Rial (IRR) umzuwechseln. Immerhin ist die Kriminalität im Iran kaum bis gar nicht vorhanden, sodass man keine Angst haben muss, größere Bargeldbeträge bei sich zu haben. Insgesamt kann man hoffen, dass auch diese Sanktionen bald ein Ende haben und sich der Zahlungsverkehr dann entsprechend normalisiert. - Essen und Trinken: die Küche ist köstlich und frisch. Die Qualität von Obst und Gemüse hervorragend, Reis das Grundnahrungsmittel, meist mit Safran angereichert, verfeinert mit diversen Gewürzen, Mandeln oder Walnüssen. Huhn- und Lammfleisch sind am beliebtesten, auch Rindfleisch ist zu haben. In der islamischen Republik gibt es natürlich kein Schweinefleisch - und Alkohol ist auf normalem Wege nicht zu bekommen, auch nicht in internationalen Hotels. Wir waren jetzt gerade im Ramadan dort - außerhalb der großen Hotels findet man unter Tag keine geöffneten Cafés oder Restaurants, erst zu Sonnenuntergang füllen sich diese rapide. Auf Teppichen zu sitzen und Wasserpfeife zu rauchen ist eine beliebte gesellschaftliche Beschäftigung - im Gegensatz zu arabischen Ländern tun dies Männlein und Weiblein hier ganz entspannt in gemischten Gruppen. - Verhaltensweisen: * Striktes Alkoholverbot! Alkohol gibt es ausschließlich am Schwarzmarkt, und auf privaten Parties hinter verschlossenen Türen fließt er angeblich in Strömen. * Frauen müssen in der Öffentlichkeit ihr Haar mit einem Tuch bedecken, dazu keine Figur betonende Kleidung tragen. Männer dürfen keine Shorts anziehen. Berührungen in der Öffentlichkeit sind verboten. Soweit die offizielle Version. In den teureren Stadtvierteln am Fuße der Berge sieht man ganz selbstverständlich Pärchen, die Händchen halten, die Kopftücher der hübschen Iranerinnen rutschen verdächtig weit nach hinten, werden als Modeaccessoir elegant drapiert und bringen die wallende Mähne ihrer wunderschönen dunklen Haare erst so richtig zur Geltung. Ob das so beabsichtigt ist?! :-) * Wenn man im Ramadan im Iran ist, darf man als Nicht Moslem natürlich essen und trinken, sollte dies aber respektvoll und diskret tun. * Fotografieren: keine öffentlichen Gebäude oder Uniformierten ablichten, aber das sollte eigentlich der Hausverstand sagen. Oft wird mittels des entsprechenden Piktogramms auch darauf hingewiesen, wenn Fotografierverbot herrscht. Die Menschen im Iran sind nicht fotoscheu, man sollte aber, wenn man jemanden gezielt aufnehmen möchte, mittels kurzem Blickkontakt sein Einverständnis einholen. * Verständigung: außerhalb der Hotels sind Englisch Kenntnisse mangels Touristen oft sehr rudimentär, aber man kommt mit dem Nötigsten ganz gut durch. Am besten man tut es den Iranern mit ihrem freundlichen Lächeln gleich - dann klappt die Verständigung schon irgendwie. Jene Iraner, die ein paar Brocken Englisch sprechen, kommen gern auf den Touristen zu, meist mit einem ehrlich gemeinten "Welcome to Iran", das in ein nettes kurzes aber unaufdringliches Gespräch mündet. Aufschriften sind meist in Farsi, die für den Touristen wichtigen aber fast immer auch auf Englisch transkribiert, sodass man sich gut zurecht findet. - Aktivitäten: * Seilbahn auf den Tochal - sehr empfehlenswerte Tour mit grandiosen Ausblicken und Gletscherfeldern. Auf dem Tochal gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten, im Winter kann man Ski fahren! * Turm Borg-el-Milad. Der höchste Turm des Iran und der sechsthöchste der Welt! Schöne und beeindruckende Ausblicke auf Teherans Häusermeer. * Saadabad Paläste: wunderschöne Parkanlage in guter Höhenluft, mit Blicken auf Teheran und die umliegenden Berge. * Golestan Palast: sollte man nicht versäumen, insbesondere den schönen Spiegelsaal. * Großer Bazar: einer der größten im Iran und auf der Welt. Nicht für Touristen gemacht, was ihn sehr autentisch macht. Donnerstag ab Nachmittag und Freitag geschlossen. * Tajrish-Bazar und Moschee: sehr lebendiger kleiner Markt mit überwältigendem Angebot an frischen Früchten und Gewürzen. Die prächtig verzierte Moschee, die auch von Nicht Moslems betreten werden kann, ist zauberhaft! * Darband und Darakeh: Nördliche Stadtteile am Fuße der Berge, gesäumt von unzähligen Restaurants direkt an Gebirgsbächen. Wunderbar zum Sitzen im Freien, Essen oder Wasserpfeife rauchen! Definitiv Ausflugsziele der Teheranis, so gut wie keine Touristen. So weit ein paar Tipps für einen etwaigen Trip in ein spannendes und grandioses Land. Das abseits der Hauptstadt erst die eigentlichen kulturellen Höhepunkte bereit hält......Isfahan, Shiraz, Persepolis, Yazd........ich bedanke mich auch bei meiner Crew, die geschlossen meine Begeisterung geteilt hat, und auch unser einziges Mädl, meine entzückende Kollegin Amalia aus Kolumbien, die aufgrund ihres dunklen Teints in Kombination mit dem Kopftuch immer ganz selbstverständlich für eine Einheimische gehalten und auf Farsi angesprochen wurde ;-), hat sich im Kreise von 5 Männern offensichtlich sehr gut aufgehoben gefühlt! Ich brenne jedenfalls schon darauf, demnächst hoffentlich bald mehr vom Iran entdecken zu dürfen! |
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März 2024
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