Alle Informationen zur „Gesundheitsvorsorge aktiv“ und auch das Antragsformular findet man hier…
https://www.pv.at/cdscontent/?contentid=10007.756534&portal=pvaportal
Und – ist Kur etwas für mich? Die Antwort fällt eindeutig aus – und sie heißt – super eindeutig 😉- „Jein“…..
Großer Pluspunkt ist – dem Körper tut es gut. 3 Wochen regelmäßig Schlafen und Essen, dazu viel Bewegung durch Ausdauer-und Krafttraining, und zusätzlich lädt die Umgebung der Tiroler Bergwelt auch zum Wandern ein. Das Programm war eigentlich nicht allzu intensiv und ließ durchaus viele Pausen, sodass für kleine und mittlere Wanderungen ausreichend Zeit blieb. Hinzu kommt regelmäßige Entspannung durch täglichen Abschluss im Whirlpool und der Sauna oder dem Dampfbad. So gesehen – statt eines stressigen Dienstplans mal 3 Wochen abzuschalten und gezwungen zu sein, gar nichts zu tun außer für sich selbst, kann man auf jeden Fall auf der Habenseite verbuchen. Auch war das Essen hier in Umhausen sehr gut und frisch und die Qualität hervorragend. Wenn auch mit täglichem Frühstücksbuffet sowie zu Mittag und am Abend jeweils Suppe plus Salatbuffet plus der Auswahl aus je 4 Hauptspeisen plus Dessert natürlich viel zu viel. Ich habe mich bemüht, öfters die Low Carb Variante ohne Sättigungsbeilage zu nehmen, das war meistens ein Stück Fisch oder Fleisch mit viel gedünstetem Gemüse. Dazu trank ich hier strikt nur Wasser und ungesüßten Kräutertee und entsagte dem Alkohol komplett (mit Ausnahme eines Achtel Weins pro Abend, als Isabella ein paar Tage zu Besuch war). So gelang es mir insgesamt, mein Gewicht zumindest zu halten und trotz viel Essens wenigstens nicht zuzunehmen. Ein gutes Buffet als Kassenleistung – immerhin etwas, wenn man schon keine Facharzttermine bekommt…..Zudem hatte ich in der Zeit wirklich gar keine Beschwerden, was den Rücken betrifft, das lag sicher primär daran, dass ich mich viel bewegte und gleichzeitig, im Gegensatz zu meinem Arbeitsalltag, nichts Schweres heben oder ziehen musste.
Einige Dinge waren aber auch wieder gar nicht meins.
Die Entspannungssachen kommen bei der „Gesundheitsvorsorge aktiv“, wie die Kur seit 2018 offiziell heißt, zu kurz. 3 Mal 10 Minuten Massage und 2 Mal kurze Fangopackung sind zu wenig für einen nachhaltigen Effekt. Strom und Ultraschall sind meiner Meinung nach zudem wirklich umsonst. Krafttraining ist bestimmt wichtig und wertvoll – aber Fitnessgeräte wie Beinpresse oder Lat-Züge machen mir einfach keinen Spaß. So ehrlich muss ich zu mir selbst sein – auch wenn ich mich dazu zwingen würde, in ein Fitnesscenter zu gehen – ich weiß genau, dass man Dinge, die keinen Spaß machen, sehr schnell wieder sein lässt, auch wenn sie noch so sinnvoll sein mögen. Immerhin ein Theraband habe ich mir für die Kräftigung der Schultern gekauft – das ist niederschwellig und kann man auch schnell mal zwischendurch zu Hause oder im Hotelzimmer verwenden.
Ja, andere Kurgäste….hier im Ötztal waren mindestens drei Viertel davon aus Tirol und Vorarlberg. Abgesehen davon, dass ich die VorarlbergerInnen wirklich nur sehr schwer verstehe, ist das alteingesessen Westösterreichische irgendwie so gar nicht meine Welt. Mehrere Leute aus dem Westen, die für Kuraufenthalte im Burgenland oder in der Steiermark eingeteilt gewesen wären, hatten entrüstet abgelehnt, nach Ostösterreich zu gehen, weil es „dort jo koane Berg“ gäbe. Ich versuchte, zu argumentieren, dass der Sinn einer Kur doch gerade auch eine Veränderung der Umgebung wäre, drang dabei aber nicht durch. Gerade ich, den es selten lange am gleichen Platz hält, habe für diese extrem starke Heimatverwurzelung vermutlich auch zu wenig Verständnis. Das Alteingesessene insgesamt ist einfach nicht meine Welt, weswegen ich mit den Leuten zwar immer wieder kurzen Smalltalk führte, auch mit meinen Tischkollegen beim Essen, aber keine wirklich interessanten Gespräche. Was es mir wiederum sehr erleichterte, nach dem Abendessen nicht mehr an die Bar zu gehen (außer, als Isabella da war) und meine Zero Alcohol Policy problemlos durchzuziehen.
Ich hatte erwähnt, dem Körper tat es gut, mal so regelmäßig dahinzuleben. Mein Geist folgte leider nicht so euphorisch, obwohl ich mich wirklich bemühte, mir einzureden, dass das sich Zurücklehnen und Entspannen doch auch den Kopf frei machen müsste. Das Gegenteil war der Fall. Ich wusste von vornherein, dass eine Kur keine Reise ist, dennoch merkte ich schon nach 10 Tagen, als ich mehr oder weniger alle Wanderwege hier in Umhausen sowie in Ötz und Längenfeld abgegangen war, dass das rastlose Ich in mir schon wieder zu arbeiten begann. Mein dauernder Drang, etwas Neues sehen zu müssen oder etwas Spannendes zu erleben, wurde recht schnell immer stärker – und so atmete ich regelrecht auf, als ich am letzten Wochenende dann, entgegen der Tagesroutine hier im Kurhotel, einen Tagesausflug nach Innsbruck machte. Shops, Cafés, internationales Flair, das Treffen mit Wolfi aus Vorarlberg, den ich seit 5 Jahren nicht gesehen hatte – das entfachte richtige Glücksgefühle. Und die darauffolgende Tour mit der Bergbahn hinauf auf über 3000 Meter, hinein in die spektakuläre James Bond World und das benachbarte höchste Haubenrestaurant Österreichs, stillte wieder meinen Erlebnisdrang. Man ist irgendwie wie man ist, auch wenn man versucht, an sich zu arbeiten, so ganz kann man dann doch nicht aus seiner Haut. Und die sagt mir – die Welt in einem Kurhotel – und sei es noch so schön gelegen und das Essen noch so gut - ist mir viel zu eng. Neben den erwähnten Ausflügen entfleuchte ich in Gedanken auch in die Vergangenheit, indem ich die Fotobücher meiner Reise fertig stellte und dabei meine Philippinen-Australien-Tour im Kopf noch einmal erlebte. Und in die Zukunft, als ich mir in Innsbruck den neu erschienenen Südkorea-Reiseführer kaufte und begann, mich diesbezüglich einzulesen und mit meiner Marokko-Gruppe entsprechend zu kommunizieren.
Wie gesagt – das Positive überwiegt, und solange ich arbeite, werde ich auch weiterhin auf Kur gehen. Mit der Wahl Umhausens war ich in Summe zufrieden – wenn man sich umhört, ist der Standard hier für eine Kuranstalt sehr gut. Und die Umgebung passt auch. Dennoch kann ich im Gegensatz zur großen Reise sagen – ich freue mich schon wieder auf zu Hause und den Weg zurück in mein „normales“ Leben, so rastlos dieses manchmal auch sein mag. Insgesamt weiß ich jetzt noch besser – auch wenn ein Leben zwischen Tür und Angel manchmal stressig ist und mit zunehmendem Alter auch anstrengender wird, so ist es doch das Richtige für mich. Ich muss daran arbeiten, die Atempausen etwas zu verlängern und mir mehr Auszeiten zu nehmen, dennoch ist es in Summe „meine“ Welt, und einsame Strandspaziergänge in Australien entspannen mich mehr als ein geregelter Tagesablauf in einem Kurhotel. So ist das nun mal….
Die Landschaft ist dafür wirklich schön. Umhausen liegt auf gut 1000 Metern Seehöhe, vom Hotel, das etwas oberhalb liegt, hat man einen super Ausblick auf den Ort und die verschneiten Gipfel der Tiroler Berge. Die Luft ist gut, und die Wanderwege waren zumindest hier herunten schon schneefrei und sehr gut begehbar. Mit dem Wetter hatte ich auch so halbwegs Glück und erwischte doch ein paar recht frühlingshafte schöne Tage.
Österreich ist berühmt dafür, Europameister im Bodenversiegeln zu sein. Das sieht man hier im Ötztal überall – alte Ortskerne gibt es nur noch wenige, dafür wird gebaut und gebaut, allein im kleinen Umhausen gibt es drei Supermärkte mit zugehörigen Parkplätzen. Und Sölden, das ähnlich wie Ischgl als Party-Ski-Destination etabliert wurde, sieht furchtbar aus – eine unansehnliche Ansammlung an Après-Ski-Saufhütten und Hotelkomplexen ohne jeglichen Stil, eine Art Alpen-Ballermann. Schade um die schöne Gegend. Die Verkehrslawine, die durchs Ötztal rollt (sehr stark vor allem aus den Niederlanden), ist sagenhaft. Im Paznauntal oder im Zillertal wird es nicht anders zugehen – warum Tirol sich dermaßen einem niveaulosen Massentourismus verschrieben hat, der die schöne Gegend verschandelt, ist mir ein Rätsel. Aber ja, man kennt ja die Politik der Profitmaximierung der Tiroler ÖVP und ihrer Seilbahnlobby spätestens seit Ausbruch der Pandemie ganz besonders genau. All das, was man in den Nachrichten da sah, getrieben von Geldgier, sieht man hier vor Ort auch im realen Leben tagtäglich. Der falsche Weg – das fanden übrigens auch die meisten TirolerInnen, mit denen ich meine Beobachtungen teilte. Ich muss sagen, als Standort war das unaufgeregte Umhausen da eigentlich noch eine Wohltat, zumal es auch im Gegensatz zu Ötz, Längenfeld oder Sölden nicht direkt an der Bundesstraße liegt und man den immensen Durchzugsverkehr somit nur am Rande mitbekommt. Zum Abschalten sind die Waldwege und Almen gut, das Tal selbst weniger. Speziell, wenn man vorher Urlaub in der unberührten Natur Australiens gemacht hat, löst das Szenario hier nicht gerade Begeisterungsstürme aus.
In diesem Sinne beende ich mein Fazit, unten könnt ihr dann auch einige Fotos von meinen drei Tiroler Wochen sehen…
Und nun hab ich noch ein paar An- (und auch Ab)regungen für das Ötztal für euch….
Pluspunkt ist, dass das Ötztal mit öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich besser erschlossen ist als erwartet, jede halbe Stunde fährt der Bus (Linie 320 Imst-Obergurgl), den man mit der Guest Card, die man bekommt, wenn man im Tal Quartier bezieht, sogar gratis benutzen kann. So war ich dann in meiner Freizeit doch halbwegs mobil. Zudem verkehrt der Bus am Talausgang zum Bahnhof Ötztal, von wo aus man Zugverbindungen nach ganz Österreich und auch in die Schweiz hat. Ein Auto ist also keineswegs erforderlich, um hierher zu kommen, und auch für den Aufenthalt benötigt man es nicht.
Hauptsaison ist hier natürlich der Winter, die Skigebiete in Sölden und Obergurgl sind international bekannt – mit allen erwähnten negativen Konsequenzen. Infos für SkifahrerInnen zum Ötztal unter diesem Link.
https://www.oetztal.com/de/winter/winter-vielfalt-im-oetztal/skifahren-im-oetztal/der-oetztal-superskipass.html
Im Kurhotel würde ich selbst jetzt eher keinen Urlaub buchen, der Standard ist aber gut, das Essen ist gut, das Personal freundlich, dazu gibt es einen Innen-und Außenpool (ca 30 Grad warm) sowie 2 Saunen und 2 Dampfbäder (die allerdings recht klein sind und voll sind, sobald 3 Leute drin sitzen). Man kann hier auch als Nicht-Kurgast Packages buchen, wenn man gerne ruhigen Urlaub in einem 4 Sterne Hotel machen will….gegen Voranmeldung gibt es auch einen Gratis Shuttle vom/zum Bahnhof Ötztal. Achtung – die Türen schließen auch für Nicht-Kurgäste um 22 Uhr!
https://www.vivea-hotels.com/hotels/umhausen-im-oetztal/
Hauptaktivität in der Gegend ist Wandern. Zu beachten ist, dass die Wege im März bis 1500 Meter Seehöhe schneefrei sind (zumindest anno 2024 und aufgrund des Klimawandels auch in Zukunft wohl häufiger), darüber allerdings um diese Jahreszeit nicht oder nur mit Schneeschuhen begehbar sind. Wer höher hinaus will, kommt besser im Sommer oder Herbst.
Die klassische Wanderung in Umhausen ist jene zu Tirols höchstem Wasserfall, dem Stuibenfall. Dieser ist mit Hängebrücke und einer Stahl-Konstruktion, die aus über 800 Stufen besteht, bestens erschlossen. Zugangswege gibt es von unten über den Steppsteig (angenehmer, nach mir benannter 😉, Waldweg), von oben über den Alten Niederthaiweg sowie den Umhauser Höhenweg. Ab/bis zum Kurhotel ist man gut 2 Stunden unterwegs oder mehr (je nach Gehtempo und Pausen).
Wenig spannend fand ich den Weg hinauf nach Farst, der zwar steil ist, aber eigentlich nur einer Serpentinenstraße folgt.
Ab Längenfeld gibt es einen schönen Rundwanderweg via Brandalm, Hängebrücke und Burgstein zurück ins Zentrum. Auf der anderen Seite kann man hinauf wandern zur Teufelskanzel und dann den Duringerweg weitergehen.
Ab Ötz ist noch der Weg durch Mooswälder über die Wellerbrücke zum Piburger See empfehlenswert. Der See selbst liegt allerdings etwas eingekesselt, und nachdem im letzten Jahr ein ziemlicher Sturm drübergefegt ist, wirkt er durch viele umgestürzte Bäume etwas düster.
https://www.oetztal.com/de/sommer/wandern-bergsteigen/wanderrouten.html
Eine weitere Attraktion, die ich nicht ausprobiert habe, ist die recht bekannte Therme Längenfeld „Aqua Dome“. Infos zu Preisen, Eintritt usw hier….
https://www.aqua-dome.at/de/therme/
Für Freunde des Besonderen (und James Bond Fans) ist ein Ausflug auf den Gaislachkogel ein unbedingtes Highlight. Auf über 3000 Höhenmetern wurden dort am Gipfel Szenen des Films „Spectre“ gedreht – man hat in den Gipfel einen Betonbunker gebaut, daneben diente die Glaskulisse des Ice Q Restaurants auch als klassische Homebase eines James Bond Bösewichts in einem Berglaboratorium. Kein billiges Vergnügen, aber vor der Kulisse muss ich sagen, sehr spektakulär – auch die Aufmachung mit Filmanimationen, der „Galerie der Bösewichte“ und etlichen Original-Requisiten aus diversen James Bond Filmen war richtig toll.
Wenn man nicht als SkifahrerIn dort ist und somit nicht ohnehin einen Skipass hat, empfiehlt es sich, ein Kombiticket für Berg-und Talfahrt plus Eintritt in „Elements 007“ zu kaufen, das für Erwachsene 59 EUR kostet. Ist man schon oben, kostet der Eintritt in Elements 24 EUR. Bei einem Skipass ab 6 Tagen ist der Eintritt inkludiert. Tickets erhält man vor Ort oder natürlich vorab online.
https://007elements.soelden.com/de/home.html
Danach kann man in Österreichs höchst gelegenem Haubenrestaurant, dem „Ice Q“, mit Panorama-Aussicht speisen und sich mal was Besonderes vor der spektakulären Kulisse der Alpengipfel gönnen. Und – die Käseplatte, die ich dort aß, war zwar nicht billig (24 EUR), aber sie machte mehr als satt…man kann sich aber auch für den besonderen Anlass Drei-oder Viergangmenüs gönnen.
https://www.iceq.at/