Ich habe nun auch meine Tage in Paris bereits wieder hinter mir und bin gestern Abend heimgekehrt. Die Tage waren voll und doch nicht, eigentlich waren sie herrlich entspannt. Bekanntlich lasse ich mich in Paris nur mehr einfach treiben - ohne konkretes Ziel meistens - und so kann ich die Atmosphäre der Stadt ungefiltert auf mich wirken lassen. Oder anders gesagt - eigentlich nehme ich die Stadt meiner Kindheitserinnerungen schon gefiltert wahr, nämlich durch meine Erinnerungsbrille, sodass im Wesentlichen ihre Schattenseiten wie alte und schmutzige Métro-Stationen, immer noch recht viel Hundekot oder teilweise heruntergekommene Stadtviertel relativ ausgeblendet bleiben. Es sind mir die Unzulänglichkeiten von Paris, die auf manche Besucher abschreckend wirken und deren vordergründige Wahrnehmung darstellen, durchaus bewusst - andererseits ist für mich der Geruch der Gummireifen mancher Métro-Linien Kindheit pur, als stünde mein Großvater direkt vor mir. Kommt dazu noch der Duft frischen Brotes aus den Bäckereien oder die herrlichen Straßencafés an jeder Ecke mit ihren charakteristischen Korbsesseln, der Anblick der vor Vielfalt überquellenden Käsegeschäfte oder Bio-Läden, gepaart mit all den Prachtbauten der stattlichen Palais und der gotischen Kathedralen, dann ist für mich das Glück perfekt. Dazu kommt noch der radikale Umbruch in punkto Verkehr - wo sich früher Blechlawinen mehrspurig über breite Boulevards wälzten, wurde heute verkehrsberuhigt, und dort verlaufen hier dieser Tage breite Rad-Highways. Das Seine Ufer wurde ebenso weitgehend gesperrt für den Autoverkehr, stattdessen kann man dort im Sommer bei "Paris plage" entspannen. Paris polarisiert - man mag es oder man verachtet es, eine neutrale Meinung zur Stadt gibt es kaum.
Diesmal war ja Ré seit Langem wieder mit dabei - und wir widmeten uns auch einigen Sehenswürdigkeiten abseits der Hauptrouten. Die Sainte Chappelle mit ihren riesigen bunten Glasfenstern sah ich zum ersten Mal, die Renovierungsarbeiten an Notre Dame nach dem Großbrand kann man sehr anschaulich beobachten, und die "Grande Mosquée" mit ihren prächtigen Mosaiken, dem herrlichen Garten mit plätschernden Springbrunnen und das lauschige Café versetzten mich für eine Stunde zurück nach Marokko. Angelica begleitete uns auf eine recht unspektakuläre "Promenade Architectural", dennoch war der Nachmittag mit ihr erfrischend. Wir hatten es nicht eilig, wir genossen wunderbare Küche und ließen uns vom Zauber von Paris einnehmen.
Wir residierten diesmal in der Wohnung von Mathias und Angelica, es ist jene kleine Wohnung im Herzen des Marais, in der einst mein Großvater seine letzten Jahre gelebt hatte - und in der ich seither nicht mehr war. Das alte Haus mit den knarrenden Holztreppen, vierter Stock ohne Lift, es ist immer noch alt, das Viertel selbst ist inzwischen zu einem der angesagtesten und teuersten der Stadt geworden, die Wohnung aber immer noch wie anno dazumal. Auch hier viel Kindheit im Spiel, als ich aus dem Fenster hinaus auf das "Flatiron Building" von Paris blickte. An den Abenden waren wir bei Michel und Jacqueline zu Gast, meinem Onkel und meiner Tante. Die Abende waren wie immer - wir aßen viel, gut und lange, wir tranken dazu noch mehr und noch länger, es wurde politisiert und Geschichten erzählt, weinseelig und mit jeder Weinflasche noch eine Spur intellektueller - auch Ré war beeindruckt von dieser besonderen und schönen Art des familiären Beisammenseins. Ich hatte es mehr als genossen, und hoffe, dass uns das blöde Virus in Zukunft nicht mehr trennt.
Nun heißt es für mich vordergründig arbeiten....längere Freizeitperiode habe ich erst wieder Ende August, und nachdem dabei eine Radtour in oder um Österreich auf dem Programm steht, wird sich was echte Reisen betrifft für die nächste Zeit nicht viel tun. Ich hoffe doch, dass ich heuer im Herbst dann verstärkt ausrücken kann und nicht wieder Alles gesperrt wird. Aber was weiß man schon. Fürs Erste bin ich nun seelisch wieder aufgerichtet nach den tollen Tagen in Frankreich und hoffe, das war heuer nicht Alles. Fürs Erste erfreut euch an schönen Impressionen aus Paris.
Nachdem ich Frankreich allgemein schon oft beschrieben habe, hier ein paar Tipps nach meiner Reise im Schnelldurchlauf.
* Herumkommen und Verkehr
Frankreichs Verkehrsinfrastruktur ist ausgezeichnet, jede mittlere Stadt hat einen Flughafen, besonders gut angebunden ist man natürlich über Paris CDG (CDG).
Das Netz an Hochgeschwindigkeitszügen TGV ist beeindruckend, sehr schnell gelangt man so in alle Teile des Landes. Nachdem für die TGVs Reservierungspflicht besteht, kauft man seine Tickets am besten vorab online über die Webseite oder die App der SNCF - so findet man am ehesten einen Platz in seinem Wunschzug zu einem halbwegs günstigen Preis. Der städtische Nahverkehr ist gut ausgebaut, in Paris ist das Netz der RATP aus Métro und RER so engmaschig, dass dabei wirklich jeder Stadtteil abgedeckt ist - das macht den mangelnden Komfort oft fehlender Rolltreppen und Lifte sowie des häufig alten Wagenmaterials wieder wett. Einzelfahrten in der Kernzone sind mit 1,60 EUR dafür extrem günstig, besser als mit jeder Tageskarte fährt man immer noch mit einem "Carnet" an 10 Einzeltickets, die an den Automaten an jeder Métro Station gekauft werden können. Online Tickets für die Métro gibt es immer noch nicht - was etwas anachronistisch anmutet andererseits zum altmodischen und doch besonderen Flair dieses alten U-Bahnnetzes gut passt.
Will man eine Region inklusive kleiner Dörfer wie zum Beispiel das Burgund erkunden, ist man mit dem eigenen fahrbaren Untersatz natürlich trotzdem am flexibelsten und sehr gut aufgehoben. Autofahren ist in Frankreich teuer - die Preise für Mietwägen zumindest in den Ferien signifikant höher als anderswo, dazu kommen hohe Benzinpreise und die praktisch flächendeckende Autobahnmaut. Auch Parken ist außer an Sonntagen und zu Mittag bzw in der Nacht praktisch nirgends kostenlos.
Frankreich ist zudem eine ausgezeichnete Destination für Radfahrer. In Paris wurde für den nicht motorisierten Verkehr in den letzten Jahren enorm viel getan, einst verstopfte Hauptverkehrsachsen sind heute Rad-Highways, in den Nebengasse wurde verkehrsberuhigt. Paris ist noch nicht Amsterdam aber das eindeutige Bekenntnis der Stadtpolitik zum Radverkehr hat sichtbare Veränderungen gebracht und lässt das Fahrrad zu einer echten Alternative werden in der Seine Metropole. Auch abseits von Paris gibt es unzählige gut beschilderte und schön ausgebaute Radrouten überall im Land - das Burgund lässt sich beispielsweise sehr gut per Rad erkunden.
* Einreise
Wie immer das Thema 2021. Da Schengenmitglied an sich unkompliziert. Für Gäste aus "grünen" Ländern, zu denen Österreich sowie die meisten EU Länder derzeit zählen, reicht wie in Österreich ein Impfnachweis oder ein negativer Test. Dazu ist noch eine eidesstaatliche Erklärung über die Symptomfreiheit vorzuweisen. Kontrolliert wurde das bei meiner Einreise in CDG nicht ansatzweise, ich nahm meinen Koffer und ging ohne irgendeine Art von Kontrolle aus dem Flughafen. Überprüft wurde der 3G Nachweis dann bei meiner Rückkehr am Flughafen Wien - im Schengen Bereich geht das schnell und unkompliziert durch das Bundesheer, und es produzierte keine Warteschlangen wie im Nichtschengen Bereich.
Mein üblicher Appell 2021 - bitte tagesaktuell checken, es kann sich wirklich täglich ändern.
* Gesundheit
Frankreich erlebt so wie ganz Europa zur Zeit wieder steigende Corona Zahlen aufgrund der Delta Variante. Die Maßnahmen vor Ort sind relativ streng - Maskenpflicht im Freien gibt es zur Zeit keine mehr, in Innenräumen hingegen lückenlos. Es reicht dabei ein MNS. Auch in der Gastronomie ist die Maske zu tragen, sobald man den Tisch verlässt. Anders als in Österreich, wurde seit Wiedereröffnung von Kultur und Gastronomie bisher kein 3G Nachweis verlangt. Das ändert sich aber nun Schritt für Schritt, in Museen und Kultureinrichtungen ist seit 21. Juli der sogenannte "Pass Sanitaire" vorzuweisen, was nichts anderes ist als der 3G Nachweis. Ab August kommen auch Gastromie und Hotellerie hinzu, selbst für Fernzüge und Flüge wird eine 3G Pflicht erwogen. In den Kultureinrichtungen, die wir sowohl im Burgund als auch in Paris besucht haben, wurde das Pass Sanitaire stets genau kontrolliert und der QR Code in der App auf seine Gültigkeit gescannt. Gute Nachricht - der QR Code unseres EU konformen Grünen Passes funktioniert dabei klaglos.
* Geld und Preise
Frankreich ist natürlich kein Billig Reiseland. Autofahren ist besonders teuer, Unterkünfte in etwa auf unserem Niveau (höher in Paris, wo dabei stets ein sehr schlechtes PLV besteht), Essen und Trinken in Restaurants à la Carte teurer (Hauptspeisen ab 15 EUR aufwärts), wenn man auf die 2 oder 3 gängigen "Formules" (Menüs) zurückgreift, kommt man bei meist herausragender Qualität dafür meistens günstiger davon als bei uns.
Frankreich ist ziemlich durchgängig bargeldlos und kontaktlos zu bereisen, bis auf ein paar Kleinigkeiten benötigte ich so gut wie kein Bargeld, in 6 Tagen gerade mal insgesamt 20 EUR und selbst die wären nicht zwingend bar zu bezahlen gewesen.
* Küche
Für mich immer noch die beste der Welt. Man kann auch in Frankreich, wenn man nicht aufpasst, in einer Touristenfalle landen und mittelmäßig essen, oder man kann auch hier zum Mc.Donalds oder Burger King gehen. Im Normalfall isst man aber fast überall überdurchschnittlich gut, und der Variantenreichtum und die Raffinesse, mit der hier Zutaten kombiniert werden, ist herausragend. Im Burgund kommen als besondere Spezialitäten Boeuf Bourguignon und Schnecken auf den Teller nebst den allgemeinen französischen Klassikern. Wie immer in Frankreich - abseits von Pariser Touristenfallen - Essen gibt es zwischen 12 und 14 Uhr und wieder ab 19 Uhr. Dazwischen gibt es Mc.Donalds und sonst nichts - in den kleineren Dörfern also eher nichts, da kein Mc.Donalds und auch kein Supermarkt. Wer also nicht selbst kocht, muss sich nach diesen Uhrzeiten richten...
Meine kulinarischen Highlights will ich euch im Detail natürlich nicht vorenthalten....
Auxerre - Cantina
Am Ufer der Yonne gelegen, wurde ich hier gleich wieder von Frankreichs Essensqualität beeindruckt. Ein Forelle mit Zucchini und Reis als Geschmackserlebnis, die weitere Karte ein Gedicht. Sehr schöne Atmosphäre und so wie alle guten Restaurants in Frankreich zu Mittag und am Abend stets ausgebucht.
http://www.restaurant-cantina.fr/
Dijon - Bistro de l'Amiral
Unscheinbares Lokal in einer kleinen Seitengasse in Dijon. Das heißt aber nichts - in wunderbarer Atmosphäre isst man trotz des einfachen Äußeren ausgezeichnetes Boeuf Bourguignon und eine ebenso hervorragende Lebkuchen-Crème Brulée. Sehr freundliche Bedienung.
https://www.bistrotdelamiral.fr/
Nuits-St.George - Café du Centre
Im Inneren ein unscheinbares "Beisl", mit einer wunderbaren Terrasse am Hauptplatz des hübschen Nuits-St.George. Voll zu Mittag - kalte Platten und jede Menge Burgunder Spezialitäten
https://brasserieducentre-nuits.com/
Dijon - Le Petit Roi de la Lune
Ein wunderschönes Restaurant in einem windschiefen uralten Fachwerkhaus. Man kann bei extrem freundlicher Bedienung burgundische Spezialitäten genießen und die Atmosphäre Dijons auf sich wirken lassen. Schnecken, ein unglaublich gutes Hühnerfilet in Eierschwammerl Sauce mit den besten Braterdäpfeln ever, Molleux de chocolat - das war perfekt. Ohne Reservierung chancenlos (auch online schnell und unkompliziert möglich)
https://www.lepetitroidelalune.fr/
Paris - La Boussole
In einer kleinen Seitengasse des Viertels St. Germain des Près gelegen - stimmungsvoller kann man kaum Pariser Flair erleben. Man sitzt auf einer Terrasse in einer Fußgängerzone, in der sich mehrere Lokale gruppieren, und genießt bei sehr freundlicher Bedienung französische Spezialitäten, die raffiniert mit asiatischen Aromen und Gewürzen kombiniert werden. Ein Gedicht an Geschmack. Ein Jakobsmuscheltartare auf Guacamole, eine Entenbrust in Soja-Honigsauce an Erdäpfelgratin, ein flüssiger Kuchen aus dunkler Valrhona Schokolade mit Vanillesauce - das war Weltklasse und ein mehr als würdiger Abschluss unseres Paris Aufenthaltes.
http://la-boussole.com/
*Sehenswertes
Burgund
- Dijon. Eine lebhafte Studentenstadt von zirka 160.000 Einwohnern, wunderschönes historisches Zentrum, viele Bars und Cafés, Kathedrale Notre Dame, viele Fachwerkbauten, gusseiserne Markthalle mit schöner Stimmung in den vielen Lokalen ringsum. Eine super Homebase für die Erkundung der Region Bourgogne.
- Auxerre. Stadt an der Yonne mit vielen alten Fachwerkshäusern und der beeindruckenden Cathédrale Saint Etienne.
- Semur en Auxois. Kleine Stadt mit gut erhaltener Festungsmauer.
- Abbaye de Fontenay. Zisterzienser Kloster aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Toller Garten, beeindruckender Kreuzgang. Eintritt 11 EUR, Pass Sanitaire erforderlich.
https://www.abbayedefontenay.com/en/
- Noyers. Wunderschöner mittelalterlicher Ort, unglaubliche Fachwerksbauten.
- Vezelay - Basilique Ste. Marie-Madeleine. Beeindruckende romanische Basilika, UNESCO Weltkulturerbe.
- Route des Grands Crus - Weinstraße zwischen Dijon und Beaune, die landschaftlich an die Gegend um Gumpoldskirchen erinnert. Das Chateau Clos de Vougeot, das hübsche Nuits-St.George, das Schloss von Aloxe-Corton oder die romanische Kirche Gevrey-Chambertin als Highlights. Eintritt für das Chateau Clos de Vougeou 7,50 EUR, Pass Sanitaire erforderlich
- Beaune - die "Weinhauptstadt" des Burgund beeindruckt mit mittelalterlichen Gassen und insbesondere dem ehemaligen Armen Hospiz Hotel-Dieu mit seiner wunderbaren Architektur. Tickets kosten 11 EUR, am besten online bestellen, sonst ist mit kleiner Warteschlange zu rechnen. Pass Sanitaire.
http://hospices-de-beaune.com/index.php?/hospicesdebeaune/L-Hotel-Dieu/Le-Musee
Paris
Ein paar Neuentdeckungen meinerseits...
Sainte Chapelle - mein Erstbesuch in dieser beeindruckenden Kapelle mit ihren hohen bunten Fenstern. Eintritt 11,50 EUR mit Pass Sanitaire.
http://www.sainte-chapelle.fr/#
La Grande Mosquée - die große Moschee von Paris mit schönen Ornamenten, plätschernden Brunnen, lauschigem Innenhof und hübschem arabischem Café versetzte mich sofort zurück nach Marokko. Sehr nett anzusehen. Eintritt 3 EUR, Pass Sanitaire.
https://www.mosqueedeparis.net/