Dass George W. Bush nicht der hellste in seinem Kopf war und ist und sein Weltbild dementsprechend simpel gestrickt, ist bekannt. Dass das Mullah Regime im Iran ebenfalls verblendet ist, auch heute noch die USA und Israel zu seinen Feinden erklärt, die man vernichten müsse, ist ebenso unbestritten - und soll auch keinesfalls beschönigt werden.
Jedes Land bekommt das Regime, das es verdient, sagt man. Für den Iran trifft dies jedenfalls nicht zu. Die Menschen im Iran hätten sich definitiv ein besseres Regime verdient - und werden hoffentlich auch eines Tages ein solches bekommen. Denn die Iraner gehören in meinen Augen zu den freundlichsten, liebenswürdigsten und kultiviertesten Menschen, die unsere schöne Erde beheimatet. Es war mir schon bei meinem Erstbesuch 6 Jahre zuvor aufgefallen und hat sich, als ich jetzt Teheran im Zuge einer Dienstreise erneut besuchen durfte, wieder bestätigt: was uns hier an Gastfreundschaft entgegen gebracht wurde, wie nett und respektvoll wir von den Iranern behandelt wurden, so etwas trifft man nur ganz selten an auf diesem Planeten. Eigentlich schwärmen fast alle Personen, die viel reisen und es gewagt haben, trotz der vorwiegend negativen Medienberichterstattung ihre Scheuklappen abzulegen und sich in den Iran zu begeben, von diesem Land, und dies zurecht. Neben den Menschen ist auch die alte persische Kultur einzigartig, das Land vielseitig, die Küche gut.
Teheran hat bei mir nebenbei auch eines bewirkt. Nach einer schlimmen Zeit, die durch die schwere Krankheit und den Tod meiner Mutter geprägt war, in der ich mich um ihre Einäscherung, die Räumung ihrer Wohnung und meine anschließende Übersiedlung kümmern musste, in der mir der Kopf überall stand nur nicht nach meiner eigentlichen Leidenschaft, dem Reisen, nach dieser Zeit weckte mein Besuch im Iran jetzt auch wieder das Reisefieber in mir. Plötzlich war es wieder da, dieses schöne Gefühl des Fernwehs, dieser Hauch von Abenteuer, wenn man in einen völlig fremden Kulturkreis kommt, dieses wie schön die Welt doch ist. Ich blicke mit Freude kommenden Reisen entgegen, bin auch schon mittendrin im Organisieren diverser kleiner und großer Trips in den nächsten Monaten - das Andenken an meine Mutter wird immer da sein, aber die Trauer bestimmt nicht mehr mein Leben, nein, mein Leben gehört wieder mir! Und somit erwacht nun auch dieser Blog zu neuem Leben! Genau so soll es sein!
Nach diesen persönlichen Worten nun noch ein paar Fakten zu Teheran.
- Lage und Klima: Teheran liegt mit seinen geschätzt 12 Millionen Einwohnern auf rund 1500m Höhe am Fuße des Elburz-Gebirges. Das Klima ist trocken und im Sommer sehr heiß, wir hatten an die 35 Grad, die sich aber mangels Luftfeuchtigkeit und stetigem Wind gut aushalten lassen. Durch den starken Autoverkehr ist die Luftqualität allerdings in der Stadt bescheiden und Smog eine Dauererscheinung. Das Elburz Gebirge beheimatet auch den Darmavand, mit über 5300 Metern den höchsten Berg des Iran. Wir machten mit der längsten Seilbahn der Welt (über 7,5 km) einen Ausflug auf den Tochal mit seinen rund 3800 Höhenmetern und waren von Gletscherfeldern und Skiliften umgeben. Ein Bild, das man wohl nicht primär mit dem Iran assoziiert.
- Einreise: Als Tourist benötigt man bei der Einreise ein Visum, das man angeblich besser auf der iranischen Botschaft besorgt. An sich besteht auch die Möglichkeit, ein "Visa on Arrival" zu erwerben, es wird aber eher davon abgeraten, sich darauf zu verlassen. ACHTUNG: wer einen israelischen Stempel im Pass hat, dem wird die Einreise in den Iran verweigert! Wieder so eine Idiotie der Weltpolitik. Und damit nicht genug - wer seit 2011 im Iran war, kann für Reisen in die USA keine ESTA Genehmigung für die visafreie Einreise mehr beantragen sondern muss sich als potenziell Terrorverdächtiger einem Verhör auf der US Botschaft unterziehen - um dann eventuell ein US Visum zu bekommen oder eben nicht. Und das Alles soll normal sein?!? Ja, offensichtlich, und es sagt Einiges über den Zustand unserer Erde aus....
- Geld: auch ein wenig schwierig. Im Iran funktionieren weder Maestro-noch Kreditkarten. Das liegt nicht etwa daran, dass es dort keine Bankomaten oder elektronischen Bezahlterminals geben würde, nein, es liegt daran, dass der Iran aufgrund der Sanktionen nach wie vor vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten ist und somit nicht-iranische Karten nicht verwendet werden können. Wer also eine längere Tour durch den Iran plant, kommt momentan nicht darum herum, genügend Cash in EUR oder USD mitzunehmen und diese dann dort entsprechend in die lokale Währung Rial (IRR) umzuwechseln. Immerhin ist die Kriminalität im Iran kaum bis gar nicht vorhanden, sodass man keine Angst haben muss, größere Bargeldbeträge bei sich zu haben. Insgesamt kann man hoffen, dass auch diese Sanktionen bald ein Ende haben und sich der Zahlungsverkehr dann entsprechend normalisiert.
- Essen und Trinken: die Küche ist köstlich und frisch. Die Qualität von Obst und Gemüse hervorragend, Reis das Grundnahrungsmittel, meist mit Safran angereichert, verfeinert mit diversen Gewürzen, Mandeln oder Walnüssen. Huhn- und Lammfleisch sind am beliebtesten, auch Rindfleisch ist zu haben. In der islamischen Republik gibt es natürlich kein Schweinefleisch - und Alkohol ist auf normalem Wege nicht zu bekommen, auch nicht in internationalen Hotels. Wir waren jetzt gerade im Ramadan dort - außerhalb der großen Hotels findet man unter Tag keine geöffneten Cafés oder Restaurants, erst zu Sonnenuntergang füllen sich diese rapide. Auf Teppichen zu sitzen und Wasserpfeife zu rauchen ist eine beliebte gesellschaftliche Beschäftigung - im Gegensatz zu arabischen Ländern tun dies Männlein und Weiblein hier ganz entspannt in gemischten Gruppen.
- Verhaltensweisen:
* Striktes Alkoholverbot! Alkohol gibt es ausschließlich am Schwarzmarkt, und auf privaten Parties hinter verschlossenen Türen fließt er angeblich in Strömen.
* Frauen müssen in der Öffentlichkeit ihr Haar mit einem Tuch bedecken, dazu keine Figur betonende Kleidung tragen. Männer dürfen keine Shorts anziehen. Berührungen in der Öffentlichkeit sind verboten. Soweit die offizielle Version. In den teureren Stadtvierteln am Fuße der Berge sieht man ganz selbstverständlich Pärchen, die Händchen halten, die Kopftücher der hübschen Iranerinnen rutschen verdächtig weit nach hinten, werden als Modeaccessoir elegant drapiert und bringen die wallende Mähne ihrer wunderschönen dunklen Haare erst so richtig zur Geltung. Ob das so beabsichtigt ist?! :-)
* Wenn man im Ramadan im Iran ist, darf man als Nicht Moslem natürlich essen und trinken, sollte dies aber respektvoll und diskret tun.
* Fotografieren: keine öffentlichen Gebäude oder Uniformierten ablichten, aber das sollte eigentlich der Hausverstand sagen. Oft wird mittels des entsprechenden Piktogramms auch darauf hingewiesen, wenn Fotografierverbot herrscht. Die Menschen im Iran sind nicht fotoscheu, man sollte aber, wenn man jemanden gezielt aufnehmen möchte, mittels kurzem Blickkontakt sein Einverständnis einholen.
* Verständigung: außerhalb der Hotels sind Englisch Kenntnisse mangels Touristen oft sehr rudimentär, aber man kommt mit dem Nötigsten ganz gut durch. Am besten man tut es den Iranern mit ihrem freundlichen Lächeln gleich - dann klappt die Verständigung schon irgendwie. Jene Iraner, die ein paar Brocken Englisch sprechen, kommen gern auf den Touristen zu, meist mit einem ehrlich gemeinten "Welcome to Iran", das in ein nettes kurzes aber unaufdringliches Gespräch mündet. Aufschriften sind meist in Farsi, die für den Touristen wichtigen aber fast immer auch auf Englisch transkribiert, sodass man sich gut zurecht findet.
- Aktivitäten:
* Seilbahn auf den Tochal - sehr empfehlenswerte Tour mit grandiosen Ausblicken und Gletscherfeldern. Auf dem Tochal gibt es zahlreiche Wandermöglichkeiten, im Winter kann man Ski fahren!
* Turm Borg-el-Milad. Der höchste Turm des Iran und der sechsthöchste der Welt! Schöne und beeindruckende Ausblicke auf Teherans Häusermeer.
* Saadabad Paläste: wunderschöne Parkanlage in guter Höhenluft, mit Blicken auf Teheran und die umliegenden Berge.
* Golestan Palast: sollte man nicht versäumen, insbesondere den schönen Spiegelsaal.
* Großer Bazar: einer der größten im Iran und auf der Welt. Nicht für Touristen gemacht, was ihn sehr autentisch macht. Donnerstag ab Nachmittag und Freitag geschlossen.
* Tajrish-Bazar und Moschee: sehr lebendiger kleiner Markt mit überwältigendem Angebot an frischen Früchten und Gewürzen. Die prächtig verzierte Moschee, die auch von Nicht Moslems betreten werden kann, ist zauberhaft!
* Darband und Darakeh: Nördliche Stadtteile am Fuße der Berge, gesäumt von unzähligen Restaurants direkt an Gebirgsbächen. Wunderbar zum Sitzen im Freien, Essen oder Wasserpfeife rauchen! Definitiv Ausflugsziele der Teheranis, so gut wie keine Touristen.
So weit ein paar Tipps für einen etwaigen Trip in ein spannendes und grandioses Land. Das abseits der Hauptstadt erst die eigentlichen kulturellen Höhepunkte bereit hält......Isfahan, Shiraz, Persepolis, Yazd........ich bedanke mich auch bei meiner Crew, die geschlossen meine Begeisterung geteilt hat, und auch unser einziges Mädl, meine entzückende Kollegin Amalia aus Kolumbien, die aufgrund ihres dunklen Teints in Kombination mit dem Kopftuch immer ganz selbstverständlich für eine Einheimische gehalten und auf Farsi angesprochen wurde ;-), hat sich im Kreise von 5 Männern offensichtlich sehr gut aufgehoben gefühlt! Ich brenne jedenfalls schon darauf, demnächst hoffentlich bald mehr vom Iran entdecken zu dürfen!