Heuer schon früher - unser traditioneller Fixpunkt im Jahresverlauf - die Radtour! Ende Mai Anfang Juni hatten wir dieses Jahr als Terminoption gefunden - auf Anita mussten wir diesmal aufgrund einer Schulter OP verzichten, aber immerhin Uschi ergänzte unsere traditionelle Vierer-Runde. Ich war diesmal wirklich gespannt, wie fit ich sein würde, war ich in diesem Jahr so gut wie noch gar nicht auf dem Rad gesessen - zunächst wegen hoher Arbeitsfrequenz im gesamten April, danach wegen meiner Lanzarote Tour, und schließlich saß ich im Mai dann zwei Wochen Quarantäne zu Hause ab, nachdem mich Covid doch noch erwischt hatte. Abgesehen von eineinhalb Tagen Grippe ähnlichen Symptomen kein großes Drama, trotzdem hört man immer wieder, dass die Kondition nach überstandener Infektion für eine Weile nicht immer die beste sein soll.
Wie auch immer, ich merkte davon nichts und konnte radeln wie immer. Vielleicht lag es auch daran, dass der Radweg einer der leichtesten der letzten Jahre war. Abgesehen von ein paar vereinzelten Steigungen ging es größtenteils flach oder leicht abschüssig dahin und war keine große Herausforderung für den Genesenen.
Wir hatten uns mehrheitlich unter mehreren Optionen diesmal für die Isar entschieden. Diese entspringt im Karwendelgebirge in der Nähe von Scharnitz in Tirol und fließt dann durch Bayern, ist zunächst ein wilder, türkis leuchtender Gebirgsfluss, durchläuft dann mehrere Staustufen, fließt mitten durch die bayrische Hauptstadt München und endet gemächlich in endloser Aulandschaft bei Deggendorf, wo sie knapp 300 Kilometer von der Quelle entfernt in die Donau mündet. Wir folgten ihr mehr oder weniger auf ihrem gesamten Verlauf - und das ist in diesem Fall durchaus wörtlich zu nehmen. Denn der Radweg verlief fast immer direkt als Schotterweg am Flussufer. Was im alpinen Teil bis nach München hinunter noch sehr hübsch war, empfand ich im zweiten Teil als ziemlich langweilig. Auwald, Auwald, Auwald. Eh schön und grün und viele Vögel - aber keine Erhebung, kaum einmal durch Ortschaften sondern eigentlich recht monoton immer im Grünen entlang des Flusses. Sagen wir so - der erste Teil ist sehr nett, speziell Mittenwald gleich nach der Grenze ist ein schöner alpiner Ort, dessen Häuser von den sogenannten "Lüfterlmalereien" verziert werden. Auch Bad Tölz ist sehenswert - und die Szenerie ändert sich hier auch regelmäßig. München ist München, ganz okay aber nie so mein Highlight. Und von München bis Deggendorf fand ich Landshut sehr sehenswert, eine echt hübsche als Ensemble erhaltene Altstadt mit großem Platz voller Giebelhäuser und einer Burg, die oberhalb thront. Ansonsten - paar ganz nette Orte, einige davon wie zum Beispiel auch Deggendorf etwas heruntergekommen, in für mich eher eintöniger Umgebung - ich kann mit nur flachen Landschaften jeglicher Art irgendwie nicht besonders viel anfangen. Hätte ich diesen Abschnitt nicht gesehen, hätte ich zumindest für meine Begriffe nicht großartig irgendetwas versäumt. Die Anderen waren hier mehrheitlich zufriedener als ich, aber ich empfand den Isar Radweg als einen der am wenigsten abwechslungsreichen all unserer zahlreichen Radtouren.
Das Wetter war, wie schon im letzten Jahr, etwas zweigeteilt. Leider gerade im landschaftlich attraktiveren Teil recht durchwachsen, voller Wolken und eiskalt. Immerhin kamen wir aber auch nur einmal in einen stärkeren Regenguss, den ich mit kurzer, intensiver Grantlerei quittierte und schnell hinter mich brachte. Im faden Teil war es dann recht schön, für meine Begriffe nie besonders warm, aber durchaus okay. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass die anderen trotzdem bereits ins Schwitzen kamen und am letzten Tag sogar in die Isar baden gingen! Undenkbar für mich ;-)
Sehr nett war auch das Wiedersehen mit unserem Wahl-Bayern bzw Exil Meidlinger Thomas, der uns in Wolfratshausen zum Abendessen besuchte. Es war eigentlich ein Abend "wie damals", als wäre er eh immer bei uns. Das ist das Schöne, es gibt Leute, die sind einem doch so vertraut, dass man auch nach vielen Jahren ohne Kontakt wieder nahtlos dort anschließen kann, wo man aufgehört hat. Das ist gut so! Überhaupt - die Gesellschaft war immer schon, und das war auch diesmal nicht anders, derjenige Faktor, der den Radtouren ihren Stempel aufdrückt. Wir sind schon ein interessantes Sammelsurium an Charaktären oder anders gesagt, wie eine besonders freundliche Gastwirtin sofort feststellte - "eine lustige Truppe". Ja, das hat sie sofort richtig durchschaut ;-)
Ein paar Pannen hatten wir auch, die wir allesamt mit Glück im Unglück hinter uns brachten und die im Endeffet glimpflich verliefen. Gleich nach dem Start platzte Martins Hinterreifen - es war Samstag früher Nachmittag, ein Radgeschäft in Mittenwald hatte noch geöffnet und auch einen passenden Reifen. Zwei Tage später war dann wieder Martin dran, und auch sein Vorderreifen gab den Geist auf. Die Monotonie der Au wurde unterbrochen, und da Montag war, fanden wir auch in dem Fall sofort Abhilfe in Form eines weiteren Fahrradgeschäftes. Am gleichen Tag hatten wir auch einen Sturz zu vermelden - Uschi konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Auch das ging abgesehen von einer Prellung ohne größere Komplikationen vonstatten und führte dazu, dass wir ein neues Stehenbleib-Ritual mit einem "Achtung-Ruf" einführten, um die Nachfolgenden rechtzeitig vor der Absicht, stehen zu bleiben, zu warnen. Das Abfahrtsritual behielten wir in Huldigung Anitas bei, ein ungeduldiges "Na gut" bedeutet schon seit jeher, "weiter geht's".
Der Isar Radweg hat zwar an sich ein eigenes Symbol, das aber nur sporadisch aufscheint, nicht immer ist er durchgängig beschildert bzw nicht immer konsistent mit den gleichen Zielen. Man muss dann schon immer wieder den Bikeline bemühen und auch Google Maps, um den richtigen Weg zu finden, speziell die Durchfahrt durch München gestaltete sich weniger einfach als es auf der Karte ausgesehen hatte. Eine Reise nach Deutschland hat oft etwas von einem kleinen Nostalgietrip in die Vergangenheit. Das Land ist berühmt dafür, als große Industrienation ein wenig den Anschluss an die Digitalisierung verpasst zu haben, diese Kritik kommt im Übrigen sehr häufig von Deutschen selbst. Mobiles Internet funktionierte in unserem Fall bis auf Mittenwald eigentlich recht gut, trotzdem ist Deutschland jenes Land in Europa mit der schlechtesten Netzabdeckung. Auf Parkplätzen mitten im Wald findet man dann gebührenpflichtige Parkplätze, die mit alten Münzautomaten bedient werden. In Lokalen ist die Kartenakzeptanz zwar etwas besser geworden, dennoch wird hier noch oft mit alten Zetteln abgerechnet, wie man das kaum mehr kennt, in vielen Cafés und Konditoreien wird auf das Zücken einer Kreditkarte zur Bezahlung nach wie vor mit Verwunderung reagiert, als wäre das etwas ganz Exotisches. In Bayern wirkt vieles etwas altmodisch und aus der Zeit gefallen, die Leute sind bodenständig aber überwiegend sehr freundlich. Die Küche ist deftig, die Portionen oftmals abartig groß, andererseits aßen wir meistens ziemlich gut. Bier brauen können sie sowieso, die Bayern.
So gesehen, es war eine schöne Radtour in wie immer netter Gesellschaft. Für mich hatte es schon spektakulärere und interessantere gegeben. Im Folgenden unsere Etappen des Isar Radwegs im Detail inklusive Tipps entlang der Strecke. Viel Spaß damit!
Etappe 1: Scharnitz - Wallgau (ca. 20 km)
Am ersten Tag reisten wir per Zug via Innsbruck nach Scharnitz an. Der allererste Abschnitt führte über die Grenze nach Deutschland, erste größere Ortschaft ist das sehr hübsche Mittenwald. Danach noch gut 10 Kilometer weiter ins ebenfalls nette Wallgau. Landschaftlich war dieses Stück das allerschönste, hier ist die Isar wild, fließt durch grüne Nadelwälder und von friedlich grasenden Kühen bestandene Almen vor der Kulisse des Karwendelmassivs.
Übernachtung Wallgau: Flößerhof
Kleine Frühstückspension mit sehr mitteilungsbedürftiger Besitzerin. Zimmer okay, Frühstück okay (Auswahl nicht riesig, Toastbrot verschimmelt!). Nur Bargeld. Etwas anachronistisch - gebührenpflichtiges WLAN!
https://www.floesserhof-wallgau.de/
Abendessen in Wallgau: Gasthof zur Post
Gehobene bayrische Küche in traditionellem Ambiente. Mein Wildgeschnetzeltes mit Rosenkohl und Spätzle war ebenso ausgezeichnet wie die traditionellen Apfelküchlein mit Vanilleeis. Auch gute Schnäpse. Etwas hochpreisiger aber das Geld wert.
https://www.posthotel-wallgau.com/de/unser-gasthof.htm
Etappe 2: Wallgau - Wolfratshausen (ca 75 km)
Immer noch landschaftlich sehr schöner Abschnitt mit alpinem Panorama, insbesondere um den Sylvenstein-Stausee. Bad Tölz ist auch ziemlich sehenswert mit netter Fußgängerzone. Wolfratshausen diente uns als Übernachtungsort, ist schon mehr oder weniger ein Vorort von München und hat nichts Außergewöhnliches zu bieten.
Mittagessen: Wirthaus Altwirt in Lenggries
Zünftiges bayrisches Wirtshaus mit netter Bedienung und netter Auswahl. Besonders kreativ fand ich die "bayrischen Tapas" (Rohschinken, Bachsaibling geräuchert mit Oberskren, Bergkäse mit Feigensenf). Gute Bierauswahl.
https://www.altwirt-lenggries.de/en/
Jause: Café Schuler in Bad Tölz
Klassisches Café mit guter Torten und Kuchenauswahl in der Fußgängerzone von Bad Tölz. Wie immer riesige Portionen und der passende Ort für Pödas Geburtstagstorte. Nur Bargeld.
https://konditorei-cafe-schuler.de/
Abendessen: Flößerei in Wolfratshausen
Super Wirtshaus - gelungene Fusion aus modernem Design und traditionellem Ambiente. Gute Küche, hervorragende Spargelspezialitäten, freundliche und schnelle Bedienung.
https://www.wirtshaus-floesserei.de/wirtshaus
Übernachtung Wolfratshausen: Isartaler Hof
Das beste Quartier dieser Tour. Sehr freundliche und lustige Gastgeberin, schöne moderne Zimmer, herausragendes Frühstücksbuffet. Hier stimmte einfach Alles!
https://www.hotel-isartaler-hof.de/
Etappe 3: Wolfratshausen - München - Hallbergmoos (ca 60 km)
Ab Wolfratshausen geht es los mit den Auen. Vor München gibt es noch ein paar Steigungen zu bewältigen, die letzten dieser Tour. Der Weg führt dann mehr oder weniger immer an der Isar entlang durch München. In München ist die Beschilderung schlecht und man verfährt sich immer wieder, es empfiehlt sich hier, die Texte im Bikeline genau zu lesen und auch immer wieder Google Maps zu bemühen. Nach München wird es richtig langweilig, immer nur Schotterweg an der Isar entlang durch die Au. Hier war auch der Ort für Martins zweite Reifenpanne und Uschis Sturz. Schließlich erreichten wir den wenig interessanten Ort Hallbergmoos direkt beim Münchner Flughafen.
Übernachtung Hallbergmoos: Hotel Landgasthof Alter Wirt
Nettes Hotel unweit des Münchner Flughafens mit etwas höherem aber dennoch akzeptablem Preisniveau. Schöne Zimmer, gutes Frühstück. Direkt am Hotel gibt es auch einen Landgasthof mit nettem Biergarten aber eher recht durchschnittlicher Küche. Die - unabsichtlich - gefrorenen Marillenknödel waren sogar richtig grauslich, die restlichen Speisen okay aber viel zu viel.
https://www.alterwirt-goldach.de/de/hotel-de
Etappe 4: Hallbergmoos - Landshut (ca 55 km) - (Dingolfing)
Auwald, Auwald, Auwald. Für 10 Kilometer ist das recht nett, für 50 langweilig. Moosburg zum Mittagessen war ganz nett, Landshut dann die schönste Stadt dieser Tour. Von Landshut nahmen wir bei einsetzendem Regen für die letzten 30 Kilometer den Zug für die Übernachtung im unspektakulären Dingolfing.
Abendessen in Dingolfing: Schmankerl
Sehr uriges Wirtshaus mit einem Frauenanteil von 1%. Die einzige Frau im recht vollen Lokal war Uschi. Die Portionsgrößen sind entsprechend - ebenso wie der Anteil vegetarischer Speisen auf der Karte. Hier kommt ausschließlich Deftiges in Riesenmengen für "gstandene Kerle" auf den Teller - aber in sehr guter Qualität. Die Käsespätzle waren immerhin mit Gemüse aufgepeppt und sehr gut, trotzdem rollte ich mich quasi heimwärts danach.
https://restaurant-schmankerl.business.site/
Übernachtung in Dingolfing: Goldener Stern
Nette Pension am Ortsrand mit modern eingerichteten, zweckmäßigen und günstigen Zimmern. Ausgezeichnetes Frühstück. Zahlt man bar und ohne Rechnung, bekommt man einen besseren Preis....
https://www.pegost.de/
Etappe 5: Dingolfing - Plattling (ca 36 km) - (Deggendorf)
Noch einmal durch friedliche Aulandschaft geht es auch hier immer der Isar entlang nach Plattling. Die letzten Kilometer entlang eher tiefen Schotters hinter einem Uferdamm reichten dann endgültig, um den Nachmittagsausflug nach Deggendorf ohne Rad per Bahn zu bestreiten.
Mittagessen in Plattling: La Traccia
Italienische Küche vom Feinsten in einem Vorort von Plattling. Alles war frisch zubereitet und schmeckte köstlich. Dazu ein sehr schöner schattiger Biergarten.
https://www.la-traccia.de/
Abendessen in Plattling: Preysinghof
Bayrische Küche auf etwas höherem Niveau, alles frisch und sehr gut. Mein Original Wiener Schnitzel von der Kalbschale war ebenso ausgezeichnet wie diverse Pfandl Gerichte oder auch Topfennockerln mit Zimtbrösel.
https://preysinghof-plattling.de/
Übernachtung in Plattling: Hotel zur Isar
Nettes Hotel am Hauptplatz von Plattling. Anständiges Frühstück, nette Zimmer. Alles bestens.
https://www.hotel-zur-isar.de/