Am Nachmittag war ich daheim, ich nahm eine warme Dusche….wobei ja vom letzten Mal noch die Duschfrage offen war…ja, im Airport Hotel in Managua gab es tatsächlich auch eine!! Womit ich also die erste (Panama City) und die letzte Dusche des Urlaubs (Airport Hotel) warm hatte und dazwischen 5 kühle Wochen lagen.
Nicaragua hat mich schön geerdet….als ich in Wien heim in meine Wohnung marschierte von Wien Mitte weg, dachte ich mir schon….wow, wir haben vielleicht Glück….die sauberen Gehsteige, die wunderschönen sanierten Gebäude….so extrem aufgefallen wie nach meiner Zeit in Nicaragua ist mir das schon lange nicht mehr nach einer Reise. Für die Nicas ist ihre Welt Realität, ich habe mich dort gut eingefügt und die Schönheiten des Landes trotzdem für mich entdeckt. Unsere Realität ist aber schon eine sehr irreale…sehr privilegierte….seien wir uns dessen öfter bewusst! Ich habe vorher mit Lydia hin und hergeschrieben, gerade unter diesen starken Eindrücken war das ein ganz anderes Gefühl als vor Ort.
Meine Lieben, danke fürs Mitlesen, gerade hat mein Laptop seinen Geist aufgegeben….darf er auch nach über 11 Jahren….ich schreibe diesen Text daher vom Tablet aus…den Nicaragua Guide unten hatte ich zum Glück schon fertig….es war ohnehin geplant, dass es seine letzte große Reise wird, und die hat er noch brav durchgehalten….ich freue mich, euch bald zu sehen und euch meine Geschichten persönlich beim Fotoschauen zu erzählen. Bis bald!
Hier nun mein ausführlicher Nica-Guide.....
Organisiert wurde meine Nicaragua-Reise ab der Ankunft am Flughafen in Managua bis zum Abflug von ebendort inklusive Sprachkurs von Loro-Trips. Loro-Trips ist ein kleines Salzburger Unternehmen, das 2010 im Rahmen der Städtepartnerschaft Salzburg-Leon mit Unterstützung aus Entwicklungshilfefonds gegründet wurde. Bis heute, wo die Förderung ausgelaufen ist, achtet das Unternehmen darauf, nachhaltig zu reisen und dass die Wertschöpfung im Land bleibt. Die Geschäftsführerin kennt hier in Nicaragua praktisch jeder. Mit ihr habe ich die Tour nach meinen Bedürfnissen zusammengestellt - es klappte Alles reibungslos, alle organisierten Privattransporte waren pünktlich, die Zimmer waren reserviert und die gebuchten Touren starteten ebenso jeweils zuverlässig vom vorgesehenen Ort. Der lokale Mittelsmann Wil, den ich am Anfang in Leon traf, fragte auch jederzeit per Whats App nach, ob alles da ist und schaltete sich sofort ein, wenn man mal etwas brauchte. Somit kann ich Loro-Trips für eine "organisierte Individualreise" durch das Land (sie bedienen auch andere Länder Mittelamerikas) jedenfalls empfehlen, sie machen das auch für Gruppen.
https://www.lorotrips.com/
* Land und Leute
Nicaragua ist eine präsidentielle Republik - auf dem Papier. Staatspräsident ist der frühere Sandinist und Guerrillero Daniel Ortega. Wahlen sind, seit sich dieser die Verfassung auf seine Bedürfnisse umschreiben hat lassen, eine Makulatur - er regiert das Land mit harter Hand, Opposition wird nicht geduldet. Bei aller Kritik an den verratenen Idealen der Sandinistischen Revolution in den 1970er Jahren - manche Errungenschaften sind aus dieser Zeit geblieben. Obwohl Nicaragua zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas zählt, haben doch zumindest alle ein gewisses Maß an Grundversorgung. Schulbildung ist ebenso gratis wie medizinische Basisversorgung. Dazu gibt es im Land Geburtenkontrolle, Frauen haben gratis Zugang zu Verhütungsmitteln wie Pille oder Spirale, nach 2 Kindern können sie sich gratis die Eileitern durchtrennen lassen wenn sie das wollen. Insofern muss man sagen - das Land ist nicht frei, aber zumindest stellt der Staat sicher, dass es kaum Analphabeten gibt, das Bildungsniveau in Ordnung ist und auch die Geburtenrate nicht explodiert. Sozialismus auf bescheidenem Niveau. Trotzdem merkt man, dass sie Leute sehr vorsichtig sind, wenn sie auf Politik zu sprechen kommen, denn es könnte, sollten sie Ortegas FSLN kritisch gegenüberstehen, sein, dass sie jemand verrät und sie in Schwierigkeiten kommen. Auch ein falsches Facebook oder Insta Posting hat sich durchaus schon als fatal erwiesen. Deshalb poste ich diese Statements auch erst aus Wien - die Zensur liest in Nicaragua im Internet mit, auch wenn man es als Tourist sonst nicht mitbekommt.
Nicaragua hat rund 6,2 Millionen EinwohnerInnen, davon leben rund 90% in der dicht besiedelten Pazifikregion, während der Osten des Landes und die Atlantikküste von dichtem und undurchdringlichen Regenwald bestanden sind und kaum besiedelt. Das Land ist mit 120.000 Quadratkilometern um zirka ein Drittel größer als Österreich und das größte Mittelamerikas. 70% der Bevölkerung sind Mestizen, 17% Weiße und gute 9% afrikanischer Abstammung. Noch gut 3% der Bevölkerung ist "rein" indigen. Die überwiegende Bevölkerungsmehrheit sind ChristInnen, davon knapp die Hälfte katholisch, der Rest teilt sich auf evangelikale Freikirchen und die "Staatskirche" auf, die der Befreiungstheologie anhängt und daher im Clinch mit Rom steht, insbesondere mit dem damaligen konservativen Papst Johannes Paul II.
Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist der Export landwirtschaftlicher Güter wie Bananen, Kaffee, Kakao, Zucker, Tabak oder Rum. Nicaragua muss aber sonst fast Alles einführen, von Erdölprodukten bis hin zu den meisten Maschinen und Konsumgütern. Der Tourismus steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen - größtenteils ist es hier Individualtourismus meist junger Leute, zum Großteil aus Deutschland, den Niederlanden, Skandinavien aber auch aus Österreich, der Schweiz und Polen.
Das beste an Nicaragua sind definitiv seine Menschen, die "Nicas". Trotz bescheidener Lebensumstände - oder vielleicht gerade deshalb - sind die Leute besonders freundlich, herzlich und willkommen heißend westlichen BesucherInnen gegenüber. Was nicht so selbstverständlich ist, war doch umgekehrt kaum ein Nica jemals im Ausland, es sei denn zum Arbeiten oder weil Angehörige ausgewandert sind. Die Leute bekommen fast unmöglich ein Visum, selbst in die reicheren Nachbarländer Costa Rica oder Panama kann man mit nicaraguanischem Pass nicht visafrei einreisen. Das ist natürlich sehr ungerecht und schade....insofern muss man die freundliche Aufnahme umso mehr schätzen. Ebenso überraschend ist die Pünktlichkeit hier. Busse und Fähren fuhren immer auf die Minute pünktlich, Tourist Guides und Taxifahrer waren auch immer spätestens zum vereinbarten Zeitpunkt anwesend. An sich ist es durchaus üblich, sich etwas zu verspäten, Katerin kam zum Beispiel jeden Tag rund 10 Minuten später ;-)
* Herumkommen und Verkehr
Fliegt man, kommt man unweigerlich am Flughafen von Managua (MGA), dem einzigen internationalen Flughafen des Landes, an. Dieser ist auch schon in die Jahre gekommen und alles andere als modern. Will man nach Nicaragua fliegen, muss man umsteigen, direkte Flüge aus Europa gibt es keine, auch gibt es keine lokal ansässige Airline, abgesehen von Costena, die die Inlandsflüge an die Atlantikküste durchführt. Umsteigen kann man an vielen Airports in den USA (was immer ein wenig aufwändig ist, da dort auch bei Transit die US-Einreisebestimmungen wie ESTA/Visum/Covid-Impfung erfüllt sein müssen). Eine Alternative wäre ein Flug via Panama.
Vom Flughafen MGA lassen sich alle wichtigen Destinationen des Landes innerhalb von 2-3 Fahrstunden erreichen, Ausnahme sind die Corn Islands in der Karibik, hierhin gibt es Inlandsflüge, auf dem Landweg ist die Anreise nicht möglich.
Landgrenzen gibt es zu Costa Rica und Honduras, solange man nicht mit dem eigenen Fahrzeug reist, ist der Grenzübertritt in der Regel kein Problem.
Innerhalb des Landes gibt es Fernbusse nach Costa Rica und Guatemala, ansonsten die lokalen sogenannten "Chicken Buses". Diese sind billig, überfüllt und unbequem aber für alle eine gute Alternative, die sehr aufs Geld schauen müssen. Etwas teurer aber immer noch preiswert sind sogenannte "Shuttles" - das sind Minivans, die zwischen allen touristisch interessanten Zielen verkehren und die von so gut wie allen Unterkünften vermittelt werden. Dann gibt es noch Taxis (alle ohne Taxameter, dh man muss immer einen Preis aushandeln, der Zustand der Autos ist oft abenteuerlich, aber sie fahren immerhin ;-)). Innerhalb Managuas muss man angeblich aufpassen, da es viele illegale Taxis gibt und es auch immer wieder zu Überfällen kommt. Uber gibt es in Nicaragua leider nicht, daher ist man leider auf die Taxistas angewiesen, am besten ist es, sich von seiner Unterkunft vertrauenswürdige Personen empfehlen zu lassen, deren Nummer zu notieren und sich am besten direkt mit ihnen via Whats App in Verbindung zu setzen - das klappt ziemlich gut.
Eisenbahnnetz gibt es in Nicaragua keines, man kann sich ein Auto mieten, was aber teuer ist, und man muss an den zahlreichen Kontrollposten der Polizei jederzeit damit rechnen, für ein angeblich begangenes Delikt zahlen zu müssen - was dann natürlich direkt in die Tasche der PolizistInnen wandert. Insofern würde ich vom Autofahren abraten, auch weil die lokale Fahrweise mindestens als abenteuerlich zu bezeichnen ist. Man kann sich Motorroller mieten, das ist die gängigste Art, sich unabhängig fortzubewegen. Fahrräder sind Gefährte für "arme Leute" - und aufgrund vieler Hunde würde ich - aus eigener Erfahrung - selbst dort, wo wenig Verkehr ist, davon abraten, sich damit fortzubewegen. Zahlreich sind auch noch Pferdefuhrwerke unterwegs.
Das Netz der Hauptstraßen zwischen den Städten ist sehr gut ausgebaut, auch sind die Straßen in Ordnung. Abseits der Hauptrouten sind die meisten Straßen nicht asphaltiert oder wenn, dann in einem schlechten Zustand. Tankstellen gibt es ausreichend, die Benzinpreise sind ähnlich hoch wie bei uns - keine Ahnung, wie man das von einem lokalen Durchschnittseinkommen zahlt.
Will man auf die Insel Ometepe, fährt man zum Fährhafen San Jorge, von hier aus verkehren mehrmals täglich in beide Richtungen Fähren zum Inselhafen Moyogalpa. Tickets kauft man im Hafen oder direkt am Boot, sie kosten rund 4 EUR hin, retour war es billiger (50 NIO). Die Fähren fuhren alle pünktlich.
* Einreise
Für die Einreise bis zu 90 Tage zu touristischen Zwecken braucht man mit österreichischem Pass kein Visum. An Bord wird ein Zollformular ausgefüllt, bei der Passkontrolle ist um 10 USD eine Touristenkarte zu kaufen. Das Geld muss man bar dabei haben, am besten exakt. Dazu muss man sein Rückflugticket vorweisen können. Für die Ausreise wird nach gegenwärtigem Stand eine Departure Tax von 35 USD verrechnet, diese ist für gewöhnlich im Flugticket inkludiert.
Dazu gibt es für Nicaragua immer noch Covid bedingte Einreisebeschränkungen. Man muss entweder voll geimpft sein (2 Impfungen Minimum), nicht Geimpfte brauchen nach wie vor einen maximal 72 Stunden alten PCR-Test. Das wird bei der Einreise am Flughafen genau überprüft. Kommt man aus einem Geldfieber-endemischen Gebiet (zum Beispiel Panama) muss man zusätzlich ein gültiges Gelbfieber-Impfzertifikat nachweisen können, auch das wird überprüft.
* Infrastruktur und Strom
Die Stromversorgung ist zuverlässig, ich hatte in der gesamten Zeit nie einen Stromausfall. Es werden die amerikanischen Steckdosen verwendet, ein Adapter ist daher erforderlich. Warmwasser hingegen scheint es in Nicaragua nicht zu geben, selbst in den schöneren Unterkünften war das Wasser maximal lauwarm.
Lebensmittel sind überall erhältlich, es gibt zahlreiche Minimärkte für das Notwendigste, dazu in jeder Stadt mindestens einen, wenn nicht mehrere, Märkte, auf denen man frisches Obst und Gemüse in großer Auswahl erhält. In größeren Städten gibt es mit La Union und La Colonia auch 2 Supermarktketten mit einer breiten Auswahl auf westlichem Niveau. LTE Handynetze funktionieren flächendeckend ziemlich gut, lokale SIM-Karten von Claro oder Tigo können an jeder Ecke um wenig Geld gekauft werden. Ich hatte 2 Mal je ein 15 Tage Paket von Claro inklusive 7 GB Datenvolumen um 4 USD. WLAN ist in praktisch allen Unterkünften und Cafés Standard und meistens auch schnell. Eine SIM Card zu kaufen, macht schon Sinn, praktisch sämtliche Kommunikation läuft über Whats App, ob man den Taxifahrer seines Vertrauens erreichen will oder sich mit jemandem, dem man unterwegs kennenlernt was ausmachen will - es wird eigentlich vorausgesetzt, dass man jederzeit kommunizieren kann.
* Sprache
Landessprache ist wenig überraschend Spanisch. Dieses wird hier nicht ganz so deutlich wie in Guatemala oder Mexiko gesprochen, ist aber immer noch gut verständlich. Englisch wird in manchen Unterkünften und von manchen Touristen Guides halbwegs beherrscht, vor Allem in San Juan del Sur in den Hostels. Abseits davon aber kommt man ausschließlich mit Englisch nicht sehr weit - zumindest ein paar Brocken Spanisch sind auf einer Nicaragua-Reise schon sehr hilfreich.
* Sicherheit und Gesundheit
Sicherheit ist immer so ein Thema in Lateinamerika. Nicaragua gilt als eines der sichersten Länder des Kontinents, das Land weist nach Kanada sogar die zweitniedrigste Mordrate ganz Amerikas auf. In Nicaragua gibt es Probleme vor Allem in Managua, hier sind viele Stadtteile zu meiden. Nachdem es touristisch dort aber nicht viel zu sehen gibt, wird man außer bei An-und Abreise kaum damit konfrontiert sein. In den kleineren Städten wie Leon und Granada sowie San Juan del Sur ist es tagsüber weitgehend sehr sicher, aufpassen auf Taschendiebe muss man immer im Gedränge zum Beispiel auf Märkten. Am Abend leeren sich die Straßen sehr schnell, es wird gegen 18 Uhr finster, und nach Geschäftsschluss gehen die meisten Nicas einfach nach Hause. Viele Straßen sind dann ausgestorben, man sollte nach Einbruch der Dunkelheit möglichst nicht alleine spazieren gehen. Ich hatte keinerlei Probleme und habe mich auch nirgends unwohl gefühlt, aber auch darauf geachtet, möglichst vor 18 Uhr in meiner Unterkunft zu sein oder ansonsten nur auf belebteren Straßenzügen zu gehen. War ich am Abend noch essen, habe ich meistens nur 20 EUR Bargeld und eine meiner 3 Karten mit gehabt, das Handy habe ich dann sicherheitshalber immer im Quartier gelassen. Wie gesagt, reine Vorsichtsmaßnahme, es kam wirklich nie zu einer unguten Situation. Ein wenig gefehlt hat es mir schon, das abendliche Flair nach dem Essen bei Spaziergängen zu genießen, im Gegensatz zu anderen Gegenden auf der Welt mit warmem Klima ist hier auf der Straße am Abend einfach nichts mehr los, sodass man leider nicht mehr draußen herumflanieren sollte - und dazu auch keine Lust mehr hat, wenn alles ausgestorben ist.
Nach meinem Erlebnis am Fahrrad muss ich gerade als Radfahrer vor vielen Hunden warnen. RadfahrerInnen bewegen sich relativ schnell aber doch so langsam, dass Hunde aufschließen und nachrennen können. Eine Mischung, die ihren Jagdtrieb irgendwie befördert. Nicaragua hat erfolgreiche Programme gegen die Tollwut gefahren, jährlich werden alle Gegenden durchkämmt, auch Straßenhunde werden kastriert und durchgeimpft, sodass es sehr lange schon keine bekannten Fälle mehr gegeben hat (beim Menschen seit 1999, bei Hunden seit 2006 kein nachgewiesener Fall). Trotzdem sei davor gewarnt, dass Hunde so wie in den meisten ärmeren Ländern einfach überall dauerpräsent sind.
Das Gesundheitssystem ist auf bescheidenem Grundniveau recht gut ausgebaut. Wichtige Medikamente sind verfügbar, Apotheken gibt es zahlreiche. Die Basisversorgung ist besser als in vielen vergleichbar armen Ländern und für die Menschen gratis, ebenso Schwangerschaftsbetreuung mit allen wichtigen Untersuchungen. Leitungswasser sollte man nicht trinken, Trinkwasser in Flaschen gibt es an jeder Ecke zu kaufen. Ich hatte fast durchgängig leichten Durchfall - wenn man empfindlich ist, sollte man jedenfalls auch zum Zähneputzen kein Leitungswasser verwenden.
Öffentliche Toiletten sind eigentlich meist in passablem Zustand, generell funktionierten auch so gut wie alle Spülungen. Dass man das Toilettenpapier nicht einwerfen darf sondern es stets im Kübel daneben entsorgt, ist zwar gewöhnungsbedürftig aber Standard in ganz Lateinamerika.....
Covid ist bei der Einreise noch Thema. Ansonsten kaum mehr - in Leon sah ich noch sehr viele Menschen mit Maske selbst im Freien, seither eigentlich so gut wie nirgends mehr, obwohl an sämtlichen Geschäftseingängen noch die Maskensticker kleben. Ausnahme ist der Flughafen in Managua, hier herrscht unerklärlicher Weise immer noch Maskenpflicht. Im Großen und Ganzen scheint es aber auch hier vorbei zu sein.
* Geld und Preise
Währung in Nicaragua ist der Cordoba (NIO). Gleichberechtigt dazu wird auch der USD überall als Zahlungsmittel akzeptiert, es können auch beide Währungen an den Bankomaten bezogen werden. Die Preise sind zum Beispiel in Leon immer in NIO angegeben und inklusive Steuern (dazu gibt man im Lokal für gewöhnlich 10% Trinkgeld), während in Granada die meisten Speisekarten in USD angegeben sind - hier sind die Preise meistens exklusive Steuern, dazu wird meist automatisch nochmal 10% für die Propina aufgeschlagen, womit man kein zusätzliches Trinkgeld mehr gibt. In SJDS ist es komplett gemischt, mal NIO, mal USD, meist ohne Steuern. Etwas verwirrend jedenfalls, daher immer genau schauen.
Es gibt in allen größeren Orten Bankomaten, an denen man Geld bekommt, mit ausländischen Karten funktionieren dabei vor allem jene der BAC. Ein Aufschlag von 146 NIO (3,7 EUR) wird dabei meist verrechnet.
Kreditkarten werden für so ein armes Land recht gut akzeptiert. Die meisten Unterkünfte, fast alle Lokale, die irgendwie westlich aussehen akzeptieren sie ebenso wie alle Tankstellen und Supermärkte. Trotzdem spielt Bargeld im Alltag schon noch eine viel größere Rolle - viele Eintritte kann man nur bar bezahlen, Taxis oder Fähr-und Bustickets ebenso, und man braucht auch immer wieder mal Cash, um einem Guide Trinkgeld zu geben.
Das Preisniveau ist niedrig, speziell in Leon. In Granada und SJDS ist es am höchsten, dennoch auch hier noch wesentlich günstiger als bei uns. Man muss also keine Unsummen an Barem dabei haben aber schon immer genug, um für die jeweilige Situation flexibel zu sein. Ich hatte meist um die 1000 NIO (rund 26 EUR) mit, das war immer mehr als ausreichend, es sei denn, man will etwas Bestimmtes kaufen....Abendessen und diverse Aktivitäten wie Massage etc zahlte ich meist mit Karte.
* Unterkunft
Große Hotels findet man in Nicaragua kaum, abgesehen von einigen Kettenhotels in Managua. Ansonsten fokussiert sich das Spektrum in erster Linie, entsprechend des Publikums, auf Hostels. Meine Unterkünfte waren unterschiedlich und alle schön bis in Ordnung...
Zu Leon findet ihr Anmerkungen zu Unterkunft und Lokalen in diesem Artikel:
https://stepowitsch.weebly.com/blog/adios-leon
Cloud Forest im Norden: Hotel de Montana Aguas del Arenal
Weniger ein Hotel als ein schöner Garten mit 5 Bungalows und einem Haupthaus. Im Haupthaus finden gemeinsam mit den GastgeberInnen Jürgen und Anabel auch Frühstück und Abendessen statt - es ist also mehr eine Gastfamilie als ein Hotel. Die Anlage ist sehr gepflegt und hübsch, die Hütten gut eingerichtet, aber eiskalt. Ebenso wie die Dusche. Das war der einzige Nachteil eines ansonsten schönen Aufenthalts. Kein WLAN und relativ schlechter Empfang von mobilen Daten.
https://www.facebook.com/HotelAguasdelArenal/?locale=es_LA
Granada: Hotel Patio de Malinche
Ein sehr hübsches Hotel in einem kolonialen Gebäude ein paar Blöcke von der Kathedrale entfernt. Schönes Zimmer, schöne Innenhöfe, nettes Personal, sehr gutes WLAN, feines Frühstück, Wasserspender zum Auffüllen der Trinkflaschen. Sehr zentral, nach Einbruch der Dunkelheit ist allerdings auch diese Straße ziemlich ausgestorben.
https://patiodelmalinche.com/inicio/
Isla de Ometepe: Hotel Villa Paraiso
Dieses Hotel ist das einzige, das ich definitiv NICHT empfehlen würde. Käme ich noch einmal nach Ometepe, würde ich jedenfalls schauen, in der Inselhauptstadt Moyogalpa unterzukommen, wo man mehr Infrastruktur hat. Das Hotel liegt an der Ostseite der Insel am Strand Playa Domingo. Dort gibt es rundherum eigentlich nichts, außer reichlich aggressive Hunde. Das Hotel ist etwas in die Jahre gekommen, die Bungalows aber okay. Der Strand war zum Zeitpunkt meines Besuchs unter Wasser. Das Personal war - mit Ausnahmen - für nicaraguanische Verhältnisse ziemlich reserviert, das Restaurant, auf das man, wenn man kein eigenes Fahrzeug hat, aufgrund der abgeschiedenen Lage fast angewiesen ist, bietet sehr unterdurchschnittliche Küche an. Alles in Allem fühlte ich mich dort nicht besonders wohl.
https://villaparaiso.com.ni/inicio.php
San Juan del Sur: Casa Cha Cha Cha
Bed and Breakfast mit nur 4 Zimmern. Diese sind wunderschön und top modern. Der Ausblick hinunter auf SJDS und seine Bucht sind phänomenal, diesen kann man von eigener Terrasse inklusive Hängematte genauso genießen wie vom erfrischenden Swimming Pool aus. WLAN schnell, sogar Netflix, wer es braucht. Frühstück ist auch gut und wird von der Gastgeberin nach Wunsch zubereitet. So schön die Lage ist - gerade wenn man alleine hier ist, sollte man ein Fahrzeug, zumindest einen Motorroller, haben. Der Aufstieg ist sehr steil, was an sich kein Problem ist, wenn man halbwegs bei Kondition ist (was die Nicas alle nicht sind ;-)). Im Dunklen muss man aber durch einige finstere Seitengassen gehen, um hierher zu kommen, davon ist definitiv abzuraten. Taxis fahren ungerne hier hinauf und wenn, verlangen sie für die kurze Strecke Wucherpreise. Gastgeberin Estela ist sehr nett, aber auch nicht sehr hilfreich, was Tipps betrifft. Sie hat keinerlei Auskunft zu möglichen Aktivitäten, kennt keinen der umliegenden Strände, hat keine Lokaltipps oder würde helfen, irgendwelche Touren in die Umgebung zu organisieren - irgendwie hat man den Eindruck, sie ist immer nur hier oben und hat keine Ahnung von der Umgebung. Das fand ich etwas seltsam. Insgesamt kann ich sagen - mit eigenem Fahrzeug unbedingt, es war sicher die schönste Unterkunft meiner Reise. Ohne Fahrzeug ist man etwas abhängig - da würde ich wahrscheinlich lieber im Ort unten unterkommen. Die laute Musik von ebendort hört man hier oben nämlich genauso.....
https://www.casachachacha.com/
Managua- Best Western las Mercedes Airport Hotel...recht anständiges Airport Hotel gleich gegenüber vom Flughafen. Weite Anlage mit Pool und Palmen, Restaurant La Pergola ebenfalls recht in Ordnung. Das Highlight....der scheinbar einzige Platz in ganz Nicaragua mit Warmwasser!
https://lasmercedes.com.ni/
* Küche
Die nicaraguanische Küche ist recht einfach und ziemlich deftig. Standard sind "Gallo Pinto" (Reis mit Bohnen) und Tostones (frittierte Kochbananen). Die beiden Zutaten findet man praktisch immer - egal ob zum Frühstück mit Eiern oder später als Beilage zu Fleisch oder Fisch. Nicht sehr spannend auf die Dauer. Aber in den Städten gibt es natürlich eine breitere Auswahl an Cafés und Restaurants, die ein weiteres Spektrum anbieten, insbesondere in Granada und SJDS. Überall bekommt man hervorragende "Jugos Naturales", also frische Fruchtsäfte aus tropischen Früchten. Die Biersorten sind das eher leichte Tona und das etwas gehaltvollere Victoria Clasica, das mir ganz gut geschmeckt hat. Wichtig ist Rum - Flor de Cana ein Nationalgetränk. Brot, Kuchen und Torten finden sich auch in zahlreichen Cafés, sind aber leider meilenweit von der zu Hause gewohnten Qualität entfernt.
Lokaltipps zu Leon gabs schon hier:
https://stepowitsch.weebly.com/blog/adios-leon
Hotel de Montana Aguas del Arenal: Jürgen und Anabel kochen hier selbst - und das sehr gut und frisch. Alternativen hat man dort in den Bergen ohnehin nicht.
https://www.facebook.com/HotelAguasdelArenal/?locale=es_LA
Granada - Pita Pita. Sehr gutes Lokal mit schönem Innenhof und arabischer Küche. Mal ganz was Anderes und sehr empfehlenswert.
https://pitapita.business.site/?m=true
Granada - Garden Café. Wunderschöner Innengarten, für mich eines der besten Essen in Nicaragua. Gute Qualität, sehr nettes Service, obwohl das Lokal immer voll ist.
https://gardencafegranada.com/
Ometepe - Mirador los Volcanes . Der Lichtblick neben meinem enttäuschenden Hotel. Liegt schön auf einer Anhöhe mit Blick auf Concepcion und Maderas sowie auf den Lago de Nicaragua. Kleine aber feine Auswahl, gegrillter Fisch aus dem See mit ausgezeichneten Beilagen, herrliche Fruchtsäfte und das zu sehr günstigen Preisen. Definitiv mein Tipp auf der Insel!
https://m.facebook.com/losvolcanesmirador/
San Juan del Sur - Brisas Marinas Bar y Restaurante. Direkt am Strand in SJDS gelegen, ausgezeichnete Fisch-und Meeresfrüchte-Küche.
http://restaurante-brisasmarinas.blogspot.com/
San Juan del Sur - El Timón. Ebenso direkt am Strand, auch hier die Seafood Pasta hervorragend!
https://www.facebook.com/eltimonsjds/?locale=es_LA
San Juan del Sur - Rosticeria. Kleines feines Lokal, eher wie ein Food Truck mit Sitzgelegenheiten. Super Languste!
https://larosticeriasanjuandelsur.com/
SJDS - Playa Maderas: Juanita's Kitchen. Eine Oase. Wenn man an der Playa Maderas ankommt, nicht dort, wo man parkt, bleiben, sondern zirka 15 Minuten den Strand entlang nach Norden wandern. Dort ist nicht nur der Strand schöner, sondern dort befindet sich dieses Kleinod mit Hängematten, Liegen, Garten, herrlichen Fruchtsäften und guter Küche. Das Personal ist 100% Nica und extrem nett.
https://juanitaskitchen.net/
* Klima und Landschaft
Nicaragua hat tropisches Klima, das sich nach Höhenlage einerseits, nach Regen-und Trockenzeit andererseits, unterscheidet. Je tiefer, desto heißer, im Jänner und Februar war an der Pazifikküste Trockenzeit, es war fast immer blauer Himmel und regnete gar nicht. Die Landschaft sieht hier entsprechend nicht besonders tropisch aus sondern wirkt eher wie eine staubtrockene Baumsavanne, der sogenannte "tropische Trockenwald". Ganz im Gegensatz zum Nebelwald, dort war es feucht-nass, sehr grün und ziemlich kühl. Am heißesten ist es in Leon - für mich war es das perfekte Klima mit 33 Grad und fast immer etwas Wind.
Die Landschaft ist dementsprechend - geprägt ist die Pazifikregion von Vulkanen - einem nach dem anderen. Im Norden ist Bergland, während es Richtung Karibik in kaum bewohntes und kaum zugängliches, von tropischem Regenwald bestandenen, Tiefland geht. Entsprechend abwechslungsreich ist die Gegend, ob die eher wild-grauen Pazifikstrände, die angeblich klassisch karibisch-weißen Strände auf den Corn Islands, dazu große Seen - Nicaragua kann locker mit dem massentouristischen Nachbarn Costa Rica in punkto Natur mithalten - und das Ganze ohne Massentourismus! Auch sind unzählige Vogelarten, Affen, Fische wie Bullenhaie oder auch Wale hier zu Hause.
* Sehenswertes
- Leòn. Die Universitäts-und Revolutionsstadt - rau aber perfekt in ihrer Imperfektion. War mein erster, ausführlichster und im Endeffekt auch liebster Ort im Land. Zu den sehenswerten Dingen mehr in dem Artikel
https://stepowitsch.weebly.com/blog/adios-leon
- Nebelwald Naturschutzgebiet Cerro de Arenal bei Matagalpa. Landschaftlich sehr schön, nass und kühl. Eine Wanderung durch das Gebiet mit Jürgen ist sehr empfehlenswert - man wird zwar gatschig, aber er erklärt alles zu Flora und Fauna.
- Granada. Die andere koloniale Stadt des Landes ist die "aufgeräumtere". Kleines Zentrum, sehenswert vor Allem die Kathedrale, der Parque Central. Empfehlenswert der Aufstieg zum Glockenturm der Kirche "La Merced" - hier hat man einen tollen Rundumblick. Kostet 1 USD. Eher entbehrlich fand ich die Flaniermeile "La Calzada" - die ist zwar schön gepflastert, nervige Keiler versuchen aber, TouristInnen dauernd in die Bars zu locken, was relativ nervig ist.
- Volcan Mombacho. Der Hausberg von Granada. Sehr schön, da der Krater innen mit dichtem Nebelwald bewachsen ist, was ihm ein ganz eigenes Flair verleiht. Wenn möglich, sollte man eher eine Auffahrt im Jeep buchen und dafür oben die verschiedenen Wanderwege abgehen, das lohnt sich mehr als der sehr steile Auf-und Abstieg an einer Straße.
- Volcan Masaya. Der aktivste Vulkan des Landes, zu dessen Kraterrand man ganz einfach mit dem Auto hinauffährt. Man sollte das lieber in der Abenddämmerung machen, denn nur dann sieht man die glühende Lava, am Vormittag wie ich es gemacht habe, schön aber weniger spektakulär.
- Masaya. Die indigene Kunsthandwerksstadt. An sich hat sie keine großen Sehenswürdigkeiten, und der bekannte "Mercado de Artesanias" hat mich eher enttäuscht. Ringsum gibt es einige nette Dörfer wie San Juan del Norte (Keramik) oder Santa Catherina (Blumen).
- Laguna de Apoyo. Schöner, kreisrunder Kratersee, bestanden von tropischem Trockenwald. Am Ufer gruppieren sich einige Resorts, wo man auch baden gehen kann, am Sonntag besser meiden!
- Isla de Ometepe. Auch wenn meine Erfahrungen dort nicht so toll waren, sollte man die Insel im Lago de Nicaragua (Lago Cocibolca) keinesfalls auslassen. Landschaftlich war es dort, vor allem um den perfekt konischen Vulkan Concepcion, äußerst schön und idyllisch. Am besten ist es wohl, sich ein Moped zu mieten und damit die Insel selbst zu erkunden.....
- San Juan del Sur. DER Kultort unter BackpackerInnen und SurferInnen. Liegt sehr schön am Pazifik, an einer hufeisenförmigen Bucht. Der Stadtstrand ist zwar nett, zum Baden fährt man aber besser an einen der umliegenden Strände. Mehrmals täglich gehen Shuttles dorthin vom Hostel Casa de Oro, vor allem zur Playa Maderas. Das ist am populärsten und kostet für hin und retour 5 USD. Tours zu anderen Stränden wie Playa Hermosa kommen meistens nicht zustande - ein Taxi verlangt dafür 40 USD für Hin-und Rückfahrt. Wenn man es sich teilt, ist es okay. Andere Aktivitäten wie ZIP-Lining oder Whale Watching kamen irgendwie nie zustande. Somit ist der Ort zwar recht entspannt und nett, aber nach ein paar Tagen ist es gut, es sei denn, man will mit BackpackerInnen die Nächte durchfeiern.