Der Abschluss machte sie nochmal zu einer sehr schönen, und das war sie auch. Nicht meine Traumreise, aber ein schöner Landstrich, den ich mit Freude besucht habe. Ab Dienstag heißt es dann erstmal wieder arbeiten - der Juli-Plan sieht aber akzeptabel aus. Und an dessen Ende steht dann wieder eine freie Woche, in der unsere Radtour an der niederländischen Küste geplant ist. Spätestens dann sollte ich mich wieder melden. Inzwischen genießt den Sommer!
Anbei nun meine Reiseinformationen zu Wales....
* Land und Leute
Wales liegt im Südwesten der britischen Hauptinsel und ist einer der 4 Landesteile, die das Vereinigte Königreich bilden (neben England, Schottland und Nordirland) bzw einer jener 3, aus denen Großbritannien besteht (England, Schottland, Wales). Flächenmäßig ist es in etwa so groß wie Slowenien und hat gut 3 Millionen EinwohnerInnen. Hauptstadt ist Cardiff. Das Land ist nur wenig religiös, 58% der Bevölkerung ist formal christlich (zum großen Teil Freikirchen). 95% der Bevölkerung ist weiß, es gibt auch innerhalb der Zugehörigkeit zum Vereinigten Königreich ein relativ stark ausgeprägtes walisisches Nationalbewusstsein.
Wirtschaftlich ist Wales relativ schwach entwickelt. Es war aufgrund zahlreicher Bodenschätze lange Zeit von Rohstoff-und Schwerindustrie geprägt, nach dem relativen Niedergang dieser Branchen setzt man heute ein wenig auf Tourismus, ansonsten ist weithin sichtbar vor Allem Viehzucht (Schafe, Rinder) nennenswert.
* Herumkommen und Verkehr
Wales verfügt nur über einen internationalen Flughafen, nämlich in Cardiff. Die Verbindungen dorthin sind allerdings überschaubar. In der Regel erfolgt die Anreise daher über England. Will man in den Süden von Wales, bieten sich die Flughäfen von London an, von dort ist man in 3 Stunden per Mietwagen oder Bahn in Cardiff. Für den Norden ist Manchester der nächste größere Airport. Da ich den Norden und den Süden besucht habe, hatte ich meinen Mietwagen ab/bis Heathrow gebucht, was angesichts der vielen Flugverbindungen dorthin die praktischste Variante war.
In Wales findet man noch recht viele Eisenbahnlinien, größere zu den Häfen nach Fishguard und Holyhead. Will man mehr vom Land sehen, wird aber auch hier der Mietwagen das Transportmittel der Wahl sein.
Autofahren in Wales klappt problemlos. Man fährt, wie auf den gesamten britischen Inseln, natürlich links, was für geübte AutofahrerInnen allerdings kein Problem darstellen sollte. Das Verkehrsaufkommen ist normal, man ist nicht allein auf den Straßen unterwegs, steckt aber auch selten in dichterem Verkehr fest. Das Straßennetz ist relativ klein dimensioniert, einzig im Süden um Cardiff bis hinter Swansea reicht mit der M4 eine von England kommende Autobahn ins Land. Ansonsten gibt es Landstraßen unterschiedlicher Breite, an der Nord-und Südküste sind diese besser ausgebaut, während die Nord-Südverbindungen eher rudimentär sind und man dafür längere Fahrzeiten einplanen sollte. An sich sind die Straßen immer gut asphaltiert und frei von Schlaglöchern, oft allerdings sehr eng und kurvig, immer wieder gibt es Stellen, an denen man am Gegenverkehr nur in Ausweichbuchten vorbeikommt und sich arrangieren muss. Langsames Fahren ist hier angesagt. An sich wird aber sehr rücksichtsvoll gefahren, und als UrlauberIn ist man ja nicht im Stress.
Entfernungsangaben sind im Königreich in Meilen und Yards, ebenso die Tempolimits. Was dazu führt, dass man das Gefühl hat, ewig zu fahren aber trotzdem nicht weiterzukommen, da die Meilen nur so langsam weniger werden. Tempolimits sind variabel, 75 mph auf der Autobahn, 60 auf Freilandstraßen und 30 oder 40 im Ortsgebiet, wenn nicht anders ausgeschildert.
Tankstellen gibt es im ganzen Land ausreichend, die Spritpreise bewegen sich auf ähnlichem Niveau wie in Österreich.
Parken kann man fast immer am Straßenrand, was allerdings die Fahrbahnen sehr verengt und man daher oft in Orten bei Gegenverkehr warten muss. In den meisten Orten kann man, sofern nicht gelbe Linien am Straßenrand eingezeichnet sind, für eine Stunde gratis Parken, muss aber dann sein Fahrzeug entfernen. Eine Unterkunft mit einem Gratis-Parkplatz ist daher nicht unwesentlich. Parkplätze, auch solche bei Touristenattraktionen oder sogar an Stränden, sind fast immer gebührenpflichtig, es gibt dafür ein sogenanntes "Pay and display"-System, wobei man sein Parkticket am Automaten kauft und es in die Windschutzscheibe legt. Viele dieser Automaten sind noch veraltet und nehmen nur Münzen - weder Karten noch Banknoten! Es gibt aber die Paybyphone App - über diese kann man, wenn man sich einmal registriert hat, sehr einfach seine Parkgebühren begleichen. Jeder Standort im gesamten UK hat eine Nummer, die man eingibt und die Gebühren für die geplante Parkdauer entrichtet - über die App kann man auch verlängern. Das Paybyphone-System funktioniert übrigens in vielen Ländern der Welt, für das Königreich wählt man diese Seite aus...
https://www.paybyphone.co.uk/
* Einreise
Es ist wohl hinlänglich bekannt, dass das Vereinigte Königreich die EU verlassen hat. Entsprechend benötigt man als EU-BürgerIn inzwischen wieder einen gültigen Reisepass für einen Aufenthalt bis zu 90 Tagen. Der Personalausweis reicht nicht mehr! Die Einreise am Flughafen funktioniert aber unkompliziert und elektronisch.
* Infrastruktur und Strom
Wales hat eine voll entwickelte Infrastruktur, die sich nicht von der unsrigen unterscheidet. Supermärkte gibt es in jedem halbwegs größeren Ort (Spar, Tesco, Coop, Sainsburys), die Öffnungszeiten sind meist wesentlich großzügiger als in Österreich, fast immer ist täglich geöffnet, meist ab 7 bis 22 Uhr.
Steckdosen sind in Großbritannien die großen, 3 poligen, Stecker vom Typ G, ein Adapter ist also notwendig.
Das Handynetz ist relativ gut ausgebaut, in ländlichen Regionen ist der Empfang allerdings manchmal lückenhaft. Achtung - in den meisten Handyverträgen ist Großbritannien nicht mehr dabei, es fallen, da Drittland, also Roaminggebühren an. Also entweder an WLAN halten, das in den meisten Unterkünften Standard ist, oder ein lokales Datenpaket kaufen.
* Sprache
Offizielle erste Sprache ist Walisisch, eine keltische Sprache mit rätselhaften Kombinationen an Buchstaben. Alle offiziellen Aufschriften wie Verkehrszeichen sind zweisprachig. In der täglichen Praxis spielt Walisisch allerdings kaum eine Rolle, Umgangssprache ist natürlich Englisch, das auch eine ganz spezielle Färbung hat. Will man in einem Amt arbeiten, muss man Walisisch beherrschen. Fremdsprachen sind, wie in allen Englisch sprachigen Ländern, nicht vorhanden, wer nicht Englisch kann, wird hier Hände und Füße einsetzen müssen ;-)
* Sicherheit und Gesundheit
Sind hier keine Themen, die man gesondert besprechen müsste, alles auf normal westlichem Standard. Leitungswasser ist trinkbar, schmeckt allerdings nicht besonders gut.
* Geld und Preise
Währung im Königreich ist das Britische Pfund (GBP). Man kommt in Wales gut bargeldlos durch, einzige Ausnahme ist das oben beschriebene Parken, wobei man dieses über die App ebenso problemlos bargeldlos bestreiten kann. Man kann also eine Reise nach Wales ohne Einschränkungen antreten, ohne sich mit lästigen Pfündern in der Tasche herumschlagen zu müssen, kontaktloses Zahlen in jeder Lebenslage ist die Regel hier, selbst ältere Leute, von denen es bei uns immer heißt, dass sie sich angeblich nicht umgewöhnen können, zücken fast ausschließlich Plastik oder Handy zum Bezahlen. Ziemlich angenehm. Das Preisniveau ist auf ähnlichem Niveau wie bei uns, Essen und Trinken in Lokalen ist allerdings, trotz der stark gestiegenen Preise in Österreich, immer noch teurer als bei uns, und das bei meist wesentlich schlechterer Qualität.
* Unterkunft
Sehr üblich ist Urlaub mit dem Camper. Dazu gibt es riesige Caravan Parks. Hotels und B&Bs gibt es zahlreich, günstig sind diese selten. Nachdem beide Unterkünfte, in denen ich übernachtet habe, zwar grundsätzlich in Ordnung waren aber doch auch jeweils ihre Schattenseiten hatten, kann ich nicht wirklich eine Empfehlung dahingehend aussprechen, insoferne ich euch empfehle, euch selbst etwas zu suchen ;-)
* Küche
Ja, ich habe mich recht ausführlich darüber ausgelassen - das Niveau der walisischen Küche ist leider niedrig. Dabei gäbe allein schon die Natur etliches her - von frischem Fisch und Meeresfrüchten über Fleisch (Lamm) und Milchprodukte hin zu Obst (Beeren) und Gemüse wäre eigentlich Alles vorhanden. Allein, Kreativität, der Einsatz von Gewürzen und Aromen oder irgendwelche spannenden Zubereitungsarten - sie können es nicht. Die Qualität, auch im Supermarkt, ist um Klassen schlechter als bei uns, das meiste schmeckt entweder langweilig und/oder künstlich, selbst bei der Nationalspeise Fish&Chips sind die Pommes Frittes fast immer mehlig. Naja, man verhungert nicht, aber die kulinarischen Highlights sind sehr dünn gesät....
Das für mich beste Essen gab es hier im Qube-Restaurant in Tenby....das ich zumindest als sehr gut beschreiben würde....
https://theqube-tenby.co.uk/
Ansonsten einfach dem Instinkt vertrauen, andere anglophone Länder wie Irland, Australien, Kanada oder Südafrika haben jedenfalls essensmäßig wesentlich mehr zu bieten.
*Klima und Landschaft
Die Landschaft ist sehr typisch - und wie ich finde inspirierend und schön. Hügelig fast überall, sattgrün, durchsetzt mit von Hecken bewachsenen Steinmauern und allerorts grasenden Schafen. Dazwischen verwunschen aussehende Wälder und nette Küsten mit steilen Klippen ebenso wie sanften Dünen und breiten Sandstränden. Untermalt von ständig wechselnden Lichtstimmungen durch schnell vorbeiziehende Wolken und sich immer wieder öffnende Sonnenfenstern. Für mich das Highlight von Wales - wegen der Landschaft kommt man hierher!
Das Klima ist wechselhaft, wie man es erwarten würde, selten ist es komplett sonnig, ebenso selten schüttet es aber durch. Wolken, Wind, Nieselregen mit Sonnenfenstern - es ist Teil des Gesamtpakets. Wirklich warm wird es selten - wirklich kalt aber auch kaum, im Winter hat es an die 10 Grad, im Sommer um die 20, es ist also gleichmäßig mild und gibt praktisch keinen Frost, sodass hier sogar Palmen und Feigenbäume gedeihen.
* Sehenswertes
Wie gesagt, die Hauptsehenswürdigkeit hier ist die Natur. Landschaft, Strände aber auch verträumte Orte und natürlich die vielen schönen alten Burgen, die zum Großteil aus dem 13. Jahrhundert datieren und oft sehr gut erhalten bzw sehr schön restauriert sind.
- Conwy. Netter kleiner Ort mit noch intakter Stadtmauer und einer sehr sehenswerten Burg. Conwy Castle ist Teil des "Eisernen Rings" von König Edward I. Eintritt 8,70 GBP. Will man mehrere Burgen besuchen, empfiehlt sich der 3 Day Explorer Pass um 23,20 GBP.
https://cadw.gov.wales/visit/places-to-visit/conwy-castle
- Bodnant Gardens. Traumhafte Gartenanlage in der Nähe von Conwy. Entspannend und unbedingt sehenswert. Eintritt: 16,50 GBP
https://www.nationaltrust.org.uk/visit/wales/bodnant-garden
- Caenarfon. Einer der schönsten Orte in Wales. Wunderschöne alte Stadtmauer, nette Gassen und ein beeindruckendes Castle. Eintritt auch hier 8,70 GBP.
https://cadw.gov.wales/visit/places-to-visit/caernarfon-castle
- Anglesey. Dem Nordwestzipfel von Wales vorgelagerte Insel mit einigen Highlights. Insbesondere Beaumaris, ein netter Ort und die einzige Burg des Eisernen Rings mit Wassergraben (Eintritt 8,70 GBP). Nette Strände in Lligwy im Norden und Llandwyn im Süden. Dazu noch der Leuchtturm am westlichen Ende (South Stack Lighthouse), das man über 400 Stufen erreicht und wo zahlreiche Seevögel wie Papageiertaucher nisten (Zugang zum Lighthouse Felsen: 9,50 GBP)
- Beddgellert - ein sehr idyllischer Ort im Snowdonia Gebirge, umgeben von von grasenden Schafen bestandenen Almweiden. Steinhäuser und -brücken.
- Harlech. Netter Ort und ein abermals sehr schönes, zum Eisernen Rind zählendes, Castle, direkt über dem Meer. Eintritt: 8,70 GBP
- Llyn Peninsula. Ruhige Halbinsel mit idyllischen Landschaften im Rosamunde Pilcher Style. Besonders nett sind hier Aberdaron ganz im Westen und Nefyn im Norden mit dem bekannten Ty Coch Pub.
- Dollgellau. Der Ort in Wales mit den meisten Denkmal geschützten Häusern (an die 200). Diese sind aus dunklem Stein und sehen mit dem umfangreichen Blumenschmuck wirklich schön aus.
- Aberaeron. Untypischer Ort an der Westküste. Im 19. Jahrhundert mit rechtwinkeligem Grundriss errichtet, heute geprägt von netten, sehr bunten, Fassaden.
- Tenby. So etwas wie ein Ferienzentrum im Südwesten. Ein lebendiger Ort mit altem Hafen, umgeben von 2 Stränden. Die Häuser sind bunt, es gibt relativ viele Cafés und Lokale. Einen Tisch am Freitag oder Samstag in der Saison ohne Reservierung zu bekommen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
- Carew. Schönes Castle mit einem der größten keltischen Kreuze von Wales.
- Bosherston, Broad Haven, Barafundle Bay, St. Govan's Chapel. Das Highlight des Pembrokeshire. Es empfielht sich unbedingt der rund 10 Kilometer lange Rundweg. Auto am Parkplatz in Bosherston parken, von dort geht man den tollen Water Lily Ponds durch den Wald vorbei. Bald kommt man zum Broad Haven Beach, einem weiten, von Felsen umgebenen Sandstrand. Von dort wandert man der Küste entlang zur Barafundle Bay, einem weiteren wunderbaren Strand. Angeblich hat man damit die beiden schönsten Strände von Wales gesehen - zumindest waren es die schönsten, die ich gesehen habe. Dann landeinwärts über die Eight Arch Bridge zurück zum Parkplatz. Von hier aus kann man noch die St. Govan's Chapel ansteuern, die spektakulär in die Klippen über dem tosenden Meer gehauen wurde. Tolle Stimmung und Steinbogen im Meer.