Bis Ende Oktober war 2015, was meine Reiseaktivitäten betrifft, genau nach meinem Geschmack. Ich hatte mit einem sehr schönen Trip begonnen, nach Südafrika und auf Réunion. Im Laufe des Jahres gab es dann zahlreiche großartige Kurzreisen, wie jene nach Danzig und Warschau, später nach Valencia, die Radtour entlang der Elbe durch Böhmen und Sachsen, einen Städtetrip nach Lviv, einen weiteren nach Paris, und schließlich eine schöne Woche in Laos. Auch dazwischen bescherten mir neue Dienstpläne ein Leben nach meinem Geschmack, mit endlich wieder längeren Aufenthalten in diversen Städten Europas. Ich lernte unter anderem Lugano oder Genf kennen, Zürich oder Nürnberg wieder zu entdecken oder dann auch nicht ganz so bekannte Destinationen wie Krakau oder Kosice. Alles in Allem waren die ersten 10 Monate dieses Jahres genauso, wie ich mein Leben haben will - abwechslungsreich, Reise intensiv und geprägt von vielen neuen Eindrücken.
Mit November begann sich leider nicht nur das Wetter einzutrüben, sondern auch sonst trat auf einmal mehr Schatten in mein Leben. Es begann, als ich aus Laos mit einer hartnäckigen Nebenhöhlenentzündung zurückkehrte, die mich bis heute beschäftigt. Setzte sich dann mit den, mich persönlich aufgrund meiner Bindung zu Paris besonders traurig stimmenden, Terroranschlägen fort. Und gipfelte Anfang Dezember in einem Paukenschlag, der uns alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf.....meine Mutter erhielt in ihrem noch jungen Alter von 69 (einen Tag vor ihrem Geburtstag) die schlimme Diagnose Krebs. Das veränderte nicht nur ihr Leben schlagartig, sondern natürlich auch meines. Seither verbringe ich den Großteil meiner Freizeit im AKH. Jetzt über die Feiertage war ihre engste Familie zugegen. Meine Schwester war mit meinem Schwager und meiner Nichte aus England angereist, mein Onkel und meine Tante aus Frankreich. So konnten wir die Weihnachtsfeiertage gemeinsam verbringen und uns neben Spitalsaufenthalten auch mit Heurigenbesuchen etc ablenken. Nun reisen aber alle wieder ab, und ich bleibe hier als einziger naher Angehöriger mit meiner Mutter und der Situation insgesamt zurück.
Entsprechend unsicher sind die Ausblicke, was 2016 betrifft. Wird sie nach Hause zurückkehren und wieder alleine leben können? Wird die Chemotherapie anschlagen und den Tumor und alle Metastasen ausradieren? Statt wie üblich mit einer großen Reise, die ich für Jänner und Februar wie immer geplant gehabt hatte, wird das Jahr also zwischen Bangen und Hoffen im hochnebelig-trüben Jänner von Wien beginnen. Eine in jeder Hinsicht traurige Aussicht.
Ich hoffe, es wendet sich Alles bald zum Guten, und ich kann mich bald wieder mit banaleren Dingen befassen, wie zum Beispiel Reisepläne zu schmieden. Denn natürlich, ich weiß, ich könnte zur Zeit nicht in Ruhe ans andere Ende der Welt fliegen und hätte somit auch nichts davon, andererseits merke ich auch, wie mich in diesen viel zu kurzen und dunklen Tagen auch das Fernweh schon wieder plagt, ich mich nach Licht und Sonne, warm-salziger Meeresluft und intensiv leuchtenden Farben und üppigem Grün sehne.
Jedenfalls beginnt das Jahr wohl entgegen aller Gewohnheiten auch mit ruhigen Zeiten auf diesem Reiseblog. In der Hoffnung, dass sich das bald ändern möge, wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern alles Gute und vor Allem Gesundheit und Freude für 2016!