Casablanca, Marokko, 20.40 Uhr
Bewölkt, 14 Grad
Casablanca, auch kurz „Casa“ genannt, ist spätestens seit dem gleichnamigen Film irgendwie jedem ein Begriff. Aber genauere Assoziationen hat dann niemand damit, und auf dem Programm touristischer Rundreisen steht Marokkos größte, um die 4 Millionen Einwohner zählende, Stadt nur selten. Innerhalb Marokkos hat die Metropole den Ruf, laut, dreckig und chaotisch zu sein und wenig Herausragendes zu bieten. Weder tolle Sehenswürdigkeiten, von der Hassan II Moschee mal abgesehen, keine pittoreske arabische Medina wie in den berühmten Königstädten des Landes noch sonst was Einladendes soll man hier finden. Was will man also in Casablanca? Nun ja, unsere Tour beginnt hier. Und „Casa“ Fans schwören darauf, dass die Stadt authentische Marokko zeigt, nicht aufgehübscht sondern eckig und kantig.
Mein erster Eindruck von Casablanca, und mehr habe ich ja noch nicht, war auf der Fahrt vom Airport in die Stadt zum Hotel derjenige, auf den bestimmt die wenigsten Besucher kommen würden, da er doch allen gängigen Klischees widerspricht - für mich strahlte Casablanca Ruhe aus. Der Verkehr verlief organisiert, bis auf ein wenig Plastik ist es sehr sauber, es liegt kaum Müll neben der Straße. Die Autobahn ist sehr gut ausgebaut, Ziegen und Hühner habe ich auch noch keine erblickt. Auch Menschen sind vergleichsweise wenige unterwegs, für mich war es richtig ruhig hier, und das trotz Abend-Verkehrsspitze. So verschwimmen eben die Maßstäbe, wenn man von Westafrika aus nach Casablanca kommt….da wirkt hier Alles modern und aufgeräumt. Käme man direkt aus Europa, würde man das vermutlich nicht so empfinden….aber Westafrika setzt andere Relationen.
Mit den Flügen hat alles geklappt, ich bin nach Mitternacht aus Accra abgehoben, immerhin hatte ich zumindest einen leeren Nebensitz, sodass der enge Sitzabstand bei Air Portugal nicht ganz so schlimm wurde. Ich schlief auf dem Flug nach Lissabon immer wieder ein, ich glaube, in Summe war es gar nicht so wenig. Knapp vor 7 war ich in Lissabon, und erst um 13 Uhr sollte es weitergehen. Ich überlegte auch, kurz in die Stadt zu fahren, nachdem es aber schüttete, verwarf ich den Plan wieder und blieb gemütlich zum Frühstücken am Flughafen. Ganz ungewohnt, aus einem breiten Angebot gefüllter Sandwiches und diverser Joghurts und Müslis wählen und dies auch noch mittels kontaktloser Kreditkarten-Zahlung begleichen zu können.
Auch der Flug nach Casablanca war dann ganz pünktlich, und nachdem es hier in Marokko eine Stunde später ist (gleiche Zeit wie in Österreich), war es dann doch schon wieder Nachmittag als ich ankam. Nach dem Passieren der Einreise – Land Nummer 91, und der Grenzbeamte musste schon wirklich lange suchen, um noch Platz für seinen Stempel zu finden ;-) - wartete auch mein Fahrer schon, der mich direkt ins Hotel brachte. Dieses liegt mitten in der Innenstadt von Casablanca, ist sauber und in Ordnung. Die Innenstadt macht jetzt wirklich keinen sehr attraktiven äußeren Eindruck, aber mehr als die paar Gassen neben dem Hotel habe ich auch noch nicht gesehen. Als ich herumspazierte, wurde ich übrigens kein einziges Mal angesprochen oder belästigt, ich empfand die Leute als freundlich und zurückhaltend. Mag sein, dass das auch daran liegt, dass es in Casablanca nicht allzu viel Tourismus gibt im Gegensatz zu anderen Regionen des Landes. Ich folgte dem Tipp der Rezeption für ein Lokal in der Nähe – und…nachdem Westafrika in punkto Kulinarik ja nicht so die Offenbarung gewesen war…..scheiße, ist das gut!!!!! Ich aß meine erste Tajine, vom Lamm mit Mandeln und Pflaumen – und nachdem es frisch gemacht wird, war es auch kein Problem, das Ganze ohne Koriander zuzubereiten. Das stimmte mich gleich froh und gibt mir die Hoffnung, dass ich diese ansonsten herrliche Küche genießen werde können, indem ich sie immer ohne meinen Intimfeind bestellen kann. Dazu gab es auch Kräutertee von der Verbene – ich wurde zwar wie ein Außerirdischer angesehen, als ich diesen ohne Zucker trank, nachdem in Marokko eher Zucker mit Tee getrunken wird als umgekehrt, aber ich denke, damit kann ich leben – und die Marokkaner wohl auch ;-) Auf jeden Fall glaube ich, ihr könnt von diesem Urlaubsteil sicher wieder mit mehr Essensbildern rechnen ;-))
Nun, morgen Abend treffe ich hier im Hotel meine Gruppe. Mal sehen, ob ich diesmal der Älteste oder doch schon wieder der Jüngste bin….Wetten werden noch angenommen ;-) Bis dahin habe ich einen Tag Zeit, Casablanca zu erkunden. Die 17 Grad, die es hier hat, kamen mir heute schon extrem kalt vor, und für morgen ist es regnerisch vorhergesagt. Mal sehen also, wie weit ich mit meiner Stadttour komme, die berühmte Moschee und den Zentralmarkt, der gleich hier ums Eck ist, werde ich aber doch schaffen. Ab Samstag und für alle folgenden Tage ist dann für ganz Marokko wieder strahlendes Frühlingswetter bei 18-20 Grad prognostiziert – also werde ich gut mit einem nicht so schönen Tag zurechtkommen und das Beste draus machen. Ich bin schon gespannt, und mein erster Eindruck vom Land ist, obwohl ich eigentlich noch nichts gesehen habe, positiv. Möge das so weiter gehen!