Wie bin ich nun auf Guadeloupe gekommen? Es gab, Schande über mich, sehr günstige Angebote. Ich weiß, man sollte in Zeiten des Klimawandels nachhaltiger handeln und nicht auf Urlaubspiraten nach Flugschnäppchen stöbern. Für eine schwache Woche in die Karibik zu jetten ist so gesehen eigentlich ganz besonders böse. Nach einem Tag kann ich aber sagen – mir selbst tut es gut. Als nach einer wirklich langen und anstrengenden Anreise (Flug nach Paris, dort mit dem Shuttle Bus im Dauerstau Airport wechseln, um dann 9 Stunden im Low Cost Bomber von Level zu sitzen, wo man nicht einmal eine Decke gratis bekommt, dann noch Übernahme meines Mietwagens, um zum Quartier zu gelangen) am nächsten Morgen die Sonne aufging, war ich happy. Warme Luft umwehte meine Nase, die Sonne tauchte die üppige Vegetation sofort in satte Farben, die Vielfalt auf den Märkten mit den unsagbar süßen und saftigen frischen Früchten ließ das Herz aufgehen, die strahlenden Farben des Meeres, das Wehen der Palmblätter in einer leichten Brise – man hat in der Sekunde das Gefühl, wieder zu leben, wieder mit Freude und Antrieb dem Tag entgegen zu gehen. So schnell geht das bei mir, und selbst der Druck auf den Nebenhöhlen war nach einem halben Tag in der feucht-warmen, salzigen Meeresluft wie weggeblasen. Nein, ich stehe dazu, mich NICHT zu schämen, wenn ich so eine Reise tue, auch wenn ich vom Prinzip her schon der Meinung bin, dass die Billigfliegerschwemme, die momentan grassiert, weder meinem Job noch dem Planeten als solchem gut tut. Für den Moment tut es meinem Körper und meiner Seele gut, und diesen Zustand genieße ich jetzt erstmal für die kommenden Tage.
Guadeloupe ist im Übrigen keine Insel sondern ein Archipel, der aus mehreren Inseln besteht. Die beiden größten sind Grande Terre, auf der ich mich augenblicklich befinde und wo ich für die ersten Nächte mein Quartier aufgeschlagen habe, und Basse Terre, auf die ich morgen dann übersiedeln werde. Beide Inseln sind über eine Brücke miteinander verbunden und sind landschaftlich sehr unterschiedlich. Grande Terre ist eher flach bis hügelig und landwirtschaftlich geprägt, Zuckerrohr und viele flache Sandstrände mit geschützten Riffen, türkisem Meer und Kokospalmen prägen das Bild – Karibikklischee pur eben. Basse Terre dürfte wilder sein, mit höheren Bergen, mehr tropischem Regenwald und sattem Grün. Ich werde euch beide Inseln in den kommenden Tagen vorstellen. Guadeloupe ist, das kann ich nach einem vollen Tag sagen, sehr angenehm. Es gibt Tourismus, vorwiegend aus Frankreich, aber in sehr überschaubarem Ausmaß und vor Allem in der Mehrzahl individual. Guadeloupe hat den Status eines französischen Übersee Departements, ist also verwaltungstechnisch ein ganz normaler Teil Frankreichs, man befindet sich kurioser Weise auch nach 9 Stunden Flugzeit und 5 Stunden Zeitverschiebung immer noch in der EU, zahlt mit dem Euro und kann sich auch am Gratis EU Datenroaming erfreuen. Die Autokennzeichen sind die französischen und die Bürger natürlich ebenfalls französische Staatsbürger und somit EU Bürger. Auch wenn es auf Guadeloupe Arbeitslosigkeit gibt, so merkt man dennoch, dass der Entwicklungsstand wesentlich höher ist als auf anderen tropischen Inseln, Fließwasser, Stromversorgung, Internet, Mülltrennung, große Carrefour Märkte, Kreditkartenakzeptanz – alles selbstverständlich hier – ein krasser Gegensatz zu der anderen tropischen Insel, die ich zu Beginn dieses Jahres besucht habe, Sao Tome nämlich, wo es oft am Nötigsten fehlte.
Ich wohne hier im Hinterland in einem kleinen Apartment mit Garten, das Frühstück, das mir auf meiner Terrasse serviert wird, ist ausgezeichnet und ich bin zufrieden. Gestern habe ich den Süden Grande Terres erkundet, besonders das hübsche St. Francois hat es mir angetan, ein sehr angenehmer Ort mit Fischerhafen, einem bunten Markt, vielen Cafés und Restaurants, die sich um eine Bootsmarina herum gruppieren. Die Küche ist ausgezeichnet, das Beste aus 2 Welten sozusagen – die Qualität von Brot und Bäckereien ist französisch, dazu kommen frischer Fisch und herrlich aromatische tropische Früchte und Fruchtsäfte. Ein Hochgenuss! Nette Menschen habe ich auch kennengelernt, zum Beispiel Khaarma, die ihr auf den Fotos seht, eine sehr nette und lebenslustige Frau, die lange auch in England gelebt hat. Auch beim Abendessen habe ich mich gestern sehr gut mit unterschiedlichen Leuten auf den Nachbartischen unterhalten – jeder hier ist entspannt und entschleunigt, und auf mich wirkt das sofort ansteckend. Karibik ist – für mich jedenfalls – besser als Sprudelbecken, ich freue mich auf die nächsten Tage, um mehr von Guadeloupe kennenzulernen, und noch mehr freue ich mich, wenn ihr es mit mir gemeinsam tut! Genießt nun die Fotos voller Farbe und Lebensfreude!