Ich aber bin jedenfalls sehr zufrieden, Taipeh auf meinen Reiseplan genommen zu haben und kann euch nur empfehlen, es mir gleichzutun! Jetzt war ich noch vorzüglich Abendessen, und morgen ziehe ich dann auch schon wieder nach Hong Kong weiter. Was sich dort so tut, werde ich euch bei nächster Gelegenheit kundtun!
Im Anhang gibt’s für alle, die jetzt Lust auf Taipeh bekommen haben, Wissenswertes mit Tipps und Tricks….
- Land und Leute
Taiwan ging als Staat aus dem chinesischen Bürgerkrieg in den 1940er Jahren hervor. China war nach 1912 vom Kaiserreich zur Republik geworden, in dem sich 2 Lager immer feindseliger gegenüber standen. Zum einen die Kuonmintang, eine eher rechte Bewegung unter Chiang Kai-shek, und die Kommunisten unter Mao Tsedong. Letztendlich gewann Mao den Krieg und errichtete die Volksrepublik China, die Kuonmintang mussten auf die Insel Formosa fliehen, wo Chiang Kai-shek die Republik China, Taiwan, ausrief. Diese Trennung besteht bis heute. Von fast allen Staaten der Erde wird die Volksrepublik China als legitimer Vertreter und einziges China anerkannt, die Volksrepublik erhebt auch weiterhin den Anspruch auf die Wiedervereinigung unter ihrer Führung. Taiwan wurde von Chiang Kai-shek weitgehend autoritär geführt, heute hingegen verfügt das Land über ein anerkanntes demokratisches System mit freien und fairen Wahlen, auf das man keinesfalls wieder verzichten will.
Pragmatisch hatte die Welt Taiwan zwar nicht als Staat anerkannt, ungeachtet dessen aber Wirtschaftsbeziehungen zu dem Land entwickelt, was dazu führte, dass die Republik China dem großen Bruder vom Entwicklungsstand heute meilenweit voraus ist und es in punkto Lebensstandard und Pro Kopf Einkommen auf westliches Niveau bringt.
Taiwan hat 23 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die nicht einmal halb so groß wie Österreich ist, es ist also sehr dicht besiedelt. Taipeh bringt es dabei auf 2,6 Millionen. Wie alle entwickelten Länder kämpft Taiwan mit Überalterung, steigende Lebenserwartung bei niedriger Geburtenrate und kaum Zuwanderung sind ein langfristig eher problematischer Cocktail.
- Herumkommen und Verkehr
Nichts einfacher als das!
Taipeh verfügt mit dem Taoyuang Airport (TPE) über einen internationalen Flughafen, auf dem die beiden Fluggesellschaften China Airlines und Eva Air ihre Homebase haben. Beide Airlines unterhalten auch direkte Flüge nach Wien. Der Airport liegt zwar rund 45 Kilometer außerhalb der Stadt, ist aber mit dem hochmodernen Airport MRT perfekt mit dem Zentrum verbunden. Die Fahrzeit nach Taipei Main Station beträgt 35 Minuten, die Express-Züge fahren abwechselnd mit den etwas langsameren Regionalzügen (Commuter Trains) jeweils in 10 Minuten Intervallen. Der Preis für eine einfache Fahrt beträgt dabei 150 TWD, was zirka 4,50 EUR entspricht und damit sehr günstig ist!
Innerhalb der Stadt gibt es ein hocheffizientes, perfekt ausgebautes U-Bahnnetz (MRT), mehrere Linien verkehren in dichten Intervallen, die Züge und Stationen sind alle barrierefrei zu begehen und hoch modern. Sich in Taipeh zu orientieren und überall hinzukommen, ist allein schon deshalb wirklich einfach und komfortabel, zumal alle Stationsnamen auch in Englisch angeschrieben sind.
Ergänzt wird das MRT Netz durch Busse, nachdem am Montag die Gondeln auf den Maokong nicht verkehren, hatte ich auch darauf zurückgegriffen, auch die Abfahrtsorte der Busse und die Linienführungen sind perfekt beschildert, also ist sogar Busfahren keine große Herausforderung.
Als Ticket empfiehlt sich für alle Verkehrsmittel die aufladbare NFC fähige Wertkarte Easy Card. Diese kann man schon am Flughafen erwerben und sie mit jedem beliebigen Guthaben aufladen. Damit kann man, ohne sich um weitere Tickets zu kümmern, durch einfaches Berühren an den Touchpoints alle Verkehrsmittel benutzen - MRT, Busse, Airport MRT und sogar die Gondel auf den Maokong. Einziger Wermutstropfen – die Karte kann man an den MRT Stationen aber auch bei 7 Eleven und weiteren Geschäften aufladen, das aber nur mit Bargeld oder einer taiwanesischen Debit Card. Was genau es für einen Sinn macht, ein bequemes bargeldloses Zahlungsmittel zu installieren, für dessen Funktionieren man erst wieder Bargeld benötigt, erschließt sich mir nicht ganz, aber gut, besser als dauernd Einzeltickets erwerben. Die Tickets für eine MRT Fahrt im Stadtbereich sind mit der Easy Card auch günstiger als im Einzelverkauf und kommen auf preiswerte 20 TWD (rund 60 Cent!).
Neben dem tollen öffentlichen Verkehrsnetz gibt es auch ein gut ausgebautes Radwegenetz, dazu auch ein City Bike System namens „U Bike“. Für asiatische Verhältnisse sehr fortschrittlich Alles!
Folglich - Auto oder Taxi benötigt man in Taipeh wirklich nicht!
- Einreise
Als Österreicher benötigt man nur einen noch 6 Monate gültigen Reisepass für die Einreise nach Taiwan, Visum ist keines erforderlich. Auch wenn Taiwan von den meisten Staaten nicht anerkannt wird, so können Taiwanesen trotzdem mit ihrem Pass ebenso in die meisten Staaten der Erde ohne Visum einreisen, da hat man wohl eine Sonderlösung gefunden.
- Infrastruktur und Strom
Taiwan ist hoch entwickelt. Die Infrastruktur entspricht in allen Belangen westlichem Niveau. Neben der erstklassigen Verkehrsinfrastruktur gibt es auch sonst keinerlei Versorgungsprobleme. Steckdosen werden die amerikanischen vom Typ A oder B verwendet, man braucht also einen Adapter. WLAN ist weiträumig vorhanden, fast überall gibt es Zugang ins Internet. Auch die Nahversorgung ist bestens – neben unzähligen kleinen Läden, die Obst und Gemüse verkaufen, findet sich praktisch an jeder Ecke ein 7 Eleven für das Notwendigste.
- Sprache
Amtssprache ist Chinesisch. Da sich Taiwan im Gegensatz zur Volksrepublik China seit jeher sehr nach Westen orientierte, sind Englischkenntnisse unter jüngeren Bevölkerungsgruppen weit verbreitet, sodass man keine großen Verständigungsprobleme hat. Auch sind praktisch alle Wegweiser und Ortsbezeichnungen für den Touristen ins Englische transkribiert. Lediglich bei Speisekarten und Straßenständen muss man damit rechnen, nur chinesische Versionen vorzufinden, nachdem diese aber meist schön bebildert sind, kommt man auch diesbezüglich gut durch.
- Sicherheit
Taiwans Lebensstandard ist hoch, Armut ist nicht – oder zumindest nicht sichtbar – vorhanden. Kriminalität ist praktisch inexistent, man kann also zu jeder Tages- und Nachtzeit völlig problemlos durch alle Stadtviertel spazieren ohne dass damit irgendwelche Gefahren verbunden wären.
- Geld und Preise
Taiwan verwendet den neuen Taiwan Dollar (TWD). Im Moment entsprechen rund 35 TWD einem EUR. Geldautomaten gibt es wirklich an jeder Ecke, an so gut wie jedem davon kann mit internationalen Karten (mindestens Visa/Master/Maestro) Bargeld abgehoben werden. Die Kreditkartenakzeptanz ist auf mittlerem Niveau und in etwa mit Österreich zu vergleichen. Will heißen, in den größeren Geschäften, Unterkünften und Restaurants sowie in Shopping Centers und deren Food Courts kann ebenso mit Kreditkarte gezahlt werden wie in Supermärkten oder bei Tankstellen. Weniger akzeptiert sind Karten allerdings in kleineren Geschäften, auf Märkten oder auch an den Straßenküchen – hier muss bar gezahlt werden, obwohl das Essen nicht einmal besonders billig ist. Sprich, wie zu Hause, kann man sich nicht 100% auf Kartenakzeptanz a la Skandinavien verlassen und sollte auch bei Restaurantbesuchen stets vor dem Essen nachfragen, da es selbst dort, wo Plastik akzeptiert wird, nur selten Akzeptanzaufkleber gibt.
Das Preisniveau entspricht in etwa dem heimischen, Essen und Trinken sind in etwa gleich teuer, der öffentliche Verkehr wesentlich billiger.
- Unterkunft
Wie schon erwähnt, bin ich in Taipeh in „Meidling“ gelandet. Das Viertel Songshan bietet alle Versorgungsmöglichkeiten ohne nennenswerte Attraktionen und ist verkehrstechnisch gut zu erreichen.
Das NK Hostel bietet ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis, ich kann es jedenfalls wärmstens empfehlen, besser sind unsere Crewhotelzimmer auch nicht. Nächst gelegene MRT Station ist Nanjing Sanmin, ab hier 5 Minuten zu Fuß. Bezeichnenderweise ist dies, ebenfalls wieder wie in Meidling, die grüne U-Bahn-Linie ;-)
http://www.nkhostel.com/en/
- Küche
Taipeh ist ein echtes Schlemmerparadies. Nahezu an jeder Straßenecke duftet es verführerisch. Nachdem die Hygieneverhältnisse einwandfrei sind, kann man sich bedenkenlos an jedem Straßenstand verköstigen, wenn einem danach ist. Viel falsch machen kann man nicht, die Küche ist stets top frisch und gesund – ich esse hier sicher 2 Mal täglich warm, und dennoch fühle ich mich weniger voll und aufgebläht als zu Hause. Das liegt wohl daran, dass man wenig Rohkost zu sich nimmt, viel gedämpften Fisch, Fleisch, Gemüse, Reis, Nudeln, stets leicht und bekömmlich, auch meine Laktosetabletten kann ich hier fast immer weglassen.
Man kann in Taipeh sowohl von der Straße als auch in ausgezeichneten Food Courts und schönen Restaurants speisen. Es ist Alles da, hat aber auch seinen Preis. Sehr sympathisch an der Stadt ist auch, dass ich außer Mc.Donald’s und Starbucks keine einzige internationale Fast Food Kette gesichtet habe, den Taiwanesen ist also lokales und frisches Essen heilig! Nachdem es kaum Touristen gibt, sollte man im Umgang mit Stäbchen schon halbwegs vertraut sein, denn nach Gabel und Messer wird man hier nie gefragt…..und bekommt es zumindest an den Essständen auch bestimmt nicht!
Sollte nach längerer Zeit in Asien dann doch mal Lust auf etwas Westliches bestehen, man findet immer wieder, so wie überall auf der Welt, italienische Restaurants, auch Burger und Steaklokale gibt es einige. Nach 2 Tagen hatte ich aber noch nicht das Bedürfnis nach westlicher Kost – einzig die Dessertkultur befriedigt mich hier weniger. Aber auch hier ist Abhilfe da, denn für meinen Faible für Süßes finden sich an vielen Ecken der Stadt kleine Kuchen-und Tortenshops, die auch diese Lücke schließen ;-)
Das Essen war überall gut, und bei der Fülle an kulinarischen Optionen in Taipeh ist es schwierig, einzelne Orte herauszustreichen. Besonders gut war es aber hier….
Koriya Pot – Suppenfondue Restaurant …der Name ist Programm. Man bekommt einen großen Topf Suppe serviert und kann nach Belieben seine Zutaten drin garen und am Tisch verspeisen. Website leider nur auf Facebook, und das auch nur auf Chinesisch. Immerhin erkennt man aber die Adresse anhand des Google Maps Plans ;-))
https://www.facebook.com/koriyapot
Dian Shui Lou – Shanghaier Dumpling Küche. Der Teig für die gefüllten Dim Sum Teigtaschen wird im Akkord von den Köchen direkt im Lokal zubereitet und von Hand gefüllt. Da ich mich nicht entscheiden konnte, half mir ein Menü mit 6 kleinen Gängen weiter, um alle möglichen Köstlichkeiten zu probieren. Nicht ganz billig, aber allemal wert. Hier gibt es sogar eine eigene Website in englischer Version!
http://www.dianshuilou.com.tw/en/index.html
- Klima und Landschaft
Taipehs Klima ist subtropisch. Nachdem die Stadt auf der Nordhalbkugel liegt, gibt es von Dezember bis Februar so eine Art von „Winter“, in diesen Monaten ist es kühler und man braucht doch meist eine Weste. Jetzt, Ende Oktober, war es sehr angenehm, tagsüber an die 25 Grad, in der Nacht knappe 20. Eine leichte Weste für den Abend war ausreichend.
Die Stadt liegt nicht weit vom Meer entfernt, ist umgeben von immergrünen fruchtbaren Hügeln mit Teeplantagen oder Bananenstauden.
- Sehenswertes
- Nachtmärkte
Den Raohe Street Night Market
https://www.travel.taipei/en/attraction/details/1691
und zum Essen den
Linjiang Street Night Market
https://www.travel.taipei/en/attraction/details/1688
An allen Nachtmärkten kann man gut essen und einfach die Atmosphäre genießen.
- Taipei 101 – wohl das Wahrzeichen der Stadt. Mit 101 Stockwerken einer Pagode nachempfunden, bringt es der von fast jeder Ecke der Stadt gut sichtbare Turm auf stolze 508 Meter. Zu seiner Eröffnung 2004 war er für 3 Jahre das höchste Gebäude der Welt, ehe er vom Burj Khalifa in Dubai abgelöst wurde. Unten gibt es ein nobles Shopping Center mit ausgezeichnetem Food Court, die Auffahrt zum Observatory erfolgt mit dem schnellsten Lift der Welt in knapp 40 Sekunden. Auffahrt momentan täglich möglich von 9-22 Uhr, Kosten für einen Erwachsenen 600 TWD (ca 18 EUR). MRT: Taipeh 101
- Maokong Berge – die Stadt zu Füßen, ist man von Teeplantagen und Teehäusern umgeben. Unbedingt empfehlenswert! Erreichbar mit der Maokong Gondola ab Endstation der Yellow Line Taipei Zoo. Achtung, Montag und bei starkem Wind verkehrt die Gondel nicht, von Taipei Zoo kann man dann alternativ die Buslinie BR15 nehmen, die ebenso zur Bergstation führt (und wesentlich billiger ist).
- Chiang Kai-shek Memorial Hall – gewaltige Parkanlage zur Erinnerung an den Staatsgründer. Neben der Halle mit Kuppel besteht die Anlage auch noch aus der National Concert Hall und dem National Theater, die gemeinsam das National Cultural Center bilden. Sehr beeindruckend, da Chiang Kai-shek über weite Strecken autoritär herrschte, ist die Benennung „Taiwan Democracy Park“ allerdings umstritten. Frei zugänglich. MRT: Chiang Kai-shek Memorial
- Wanhua District – der älteste Bezirk Taipehs mit dem schönen Longshan Temple in seinem Mittelpunkt. Auch findet sich mit dem Bopilao Historic Complex der älteste Gebäudekomplex der Stadt hier. MRT: Longshan Temple
- Ximen – hat mich weniger beeindruckt. Ist eine große Fußgängerzone, die angeblich unter jungen Leuten hip und cool ist. Zumindest unter Tag konnte ich nicht allzu viel davon feststellen. MRT: Ximen
- Di Hua Street – liegt in Daodacheng und ist Taipehs älteste Straße. Sehr schöne Atmosphäre, in den vielen noch erhaltenen historischen Backsteingebäuden findet man vor Allem Geschäfte, die Stoffe und chinesische Heilkräuter verkaufen, man kann hier aber auch Pflaumensaft (sehr erfrischend und nicht süß!), Pflaumenkuchen und Pflaumenmarmelade, die genau wie Powidl schmeckt, verkosten. Diese Straße sollte man keinesfalls auslassen! MRT: Südende Beimen, am Nordende Dagiaotou
- Dalongdong mit seinen beiden sehr sehenswerten Tempeln. Der Konfuziustempel und der für mich allerschönste Tempel der Stadt, der Baoan Tempel. Die Atmosphäre, wenn man die Taiwanesen beobachtet, wie sie Früchte, Blumen und Räucherstäbchen als Opfergaben darbringen, strahlt Ruhe und Frieden aus. Erfreuliches Detail am Rande: alle Tempel in Taipeh sind frei zugänglich, auch Fotografieren ist mit dem nötigen Respekt vor den Einheimischen problemlos möglich! MRT: Yuanshan