Jerash an sich war sehr sehenswert, das frühere Gerasa ist eine der besterhaltenen römischen Städte, die ich bisher gesehen habe, und man kann schon 3 Stunden oder mehr dort verbringen, um die antiken Bauwerke wie Theater, Brunnen oder Stadttore auf sich wirken zu lassen. Eintritt kostet 10 JOD, hat man den Jordan Pass, ist Jerash natürlich inkludiert.
Am anderen Tag entspannte ich wieder mit der restlichen Crew am Toten Meer, hier war es auch Anfang November noch angenehm warm. Am Abend hatte ich dann auch noch ein interessantes Treffen mit Luna und Raya. Das sind die beiden Schwägerinnen meiner tschechischen Cousine Gabi, die ich erst vor wenigen Wochen nach langer Zeit in Prag wiedergesehen hatte. Gabis Ehemann ist ein in Tschechien geborener Palästinenser, den ich einmal in meinem Leben gesehen hatte vor 12 Jahren. Seine beiden Schwestern sind ebenfalls in Tschechien geboren, aber sie sind jünger als er, und als die Eltern beruflich von Prag nach Jordanien gingen, mussten die beiden mit, konnten im Alter von 13 und 15 kein Wort Arabisch, als sie hier ankamen. Yasar war schon alt genug zu dem Zeitpunkt, um in Prag zu bleiben, wo er studierte und dabei meine Cousine kennenlernte. Gabi sagte, wenn ich wieder nach Amman flöge, müsste ich "unbedingt" Yasars Familie kennenlernen - und das tat ich auch. Es war ein sehr interessanter Abend mit den beiden, wir hatten uns sehr viel zu erzählen - es ist immer besonders spannend, wie Menschen anderswo leben. Und sich auch nicht in Schubladen stecken lassen. Beide sind voll berufstätig, Luna trägt dabei Kopftuch, Raya nicht, und es ist kein Thema. Oft würde man meinen, Frauen mit Kopftuch stünden unter der Fuchtel eines Mannes der das verlangt. Luna aber ist nicht verheiratet und völlig unabhängig, hat Informatik studiert und arbeitet für einen Reisekonzern als IT Spezialistin, fliegt dabei durch die Weltgeschichte, um Reiseagenturen in die Software einzuschulen und IT Systeme zum Laufen zu bringen, reist auch viel allein durch die Gegend. Wirft so ziemlich alle Klischees einer unterdrückten arabischen Frau mit Kopftuch über den Haufen. Irgendwie mal wieder ein Lehrstück in Sachen - lasse Äußerlichkeiten Äußerlichkeiten sein und lerne den Menschen kennen, der dahintersteckt.
Was für interessante Tage also, die wieder hinter mir liegen - und nun liegt der ganze November vor mir. Er sollte ein schöner werden - denn für den Rest des Monats bin ich auf Urlaub. Und wenn alles gut geht, bin ich ab Montag endlich wieder weit weg. Sollte nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommen, geht es über den großen Teich, nach New Orleans und auf die Baja California. "NOLA" oder auch "The Big Easy" - klappt Alles wie geplant kommt der nächste Eintrag kommende Woche von ebendort. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist nicht nur die Vorfreude sondern auch die Aufregung riesig. Mehr sehr bald in diesem Kino aus der großen weiten Welt!