Unsere Rückreise ist heute jedenfalls reibungslos verlaufen, die obligate und lästige Grenzwartezeit ließ sich nicht verhindern, diese hatten wir aber zeitlich einkalkuliert, um trotzdem nicht ins Strudeln zu geraten. Der Flug war voll, ich war aber mal wieder im Cockpit mit dabei.
Nun zum Abschluss wie immer kurz zusammengefasst Informationen, die euch hoffentlich bei der Planung einer Montenegro Reise unterstützen…..
- Land und Leute
Montenegro ist als Teilstaat des früheren Jugoslawien erst seit 2006 unabhängig, nachdem es sich aus dem Staatsverbund „Restjugoslawien“ bzw „Serbien-Montenegro“ gelöst hat. Es ist somit einer der jüngsten Staaten Europas und mit einer Fläche, die kleiner ist als die Steiermark auch einer der kleinsten. Die Einwohnerzahl von rund 625.000 entspricht ebenfalls nur der einer mittleren Großstadt. Das gebirgige Land ist dünn besiedelt und multiethnisch, rund 45% bezeichnen sich als Montenegriner, 28% als Serben, weitere größere Minderheiten sind Bosniaken und Albaner. Rund 72% bekennen sich zur serbisch-orthodoxen Religionsgemeinschaft, 16% der Bevölkerung sind Muslime. Wirtschaftlich ist das Land noch eher schwach entwickelt und wie alle Balkanländer von Auswanderung der jüngeren Bevölkerungsgruppen geplagt, stärkster Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus, in den in hohem – und sichtbar nicht immer geschmackvollem – Ausmaß investiert wird. Montenegro ist Beitrittskandidat zur EU, momentan aber noch im Verhandlungsstadium.
- Herumkommen und Verkehr
Montenegro verfügt über 2 internationale Flughäfen, zum Einen jenen der Hauptstadt Podgorica (TGD), zum Anderen den von Tivat (TIV) an der Küste. TGD wird von Wien aus täglich von Austrian bedient, während nach TIV keine Direktverbindungen existieren. TIV wird hauptsächlich im Charterverkehr angeflogen. Will man in die Küstenregion, ist auch die Anreise über den kroatischen Flughafen Dubrovnik (DBV) zu empfehlen – von hier aus sind die montenegrinischen Küstenorte in kurzer Zeit erreicht. Zu bedenken gilt allerdings, dass man hier eine mit doppeltem Grenzposten ausgerüstete Staatsgrenze zu passieren hat, was zu Wartezeiten führen kann (wir vergeudeten in beide Richtungen jeweils eine dreiviertel Stunde).
Innerhalb des Landes sind die Straßen zwar in gutem Zustand aber für das Verkehrsaufkommen zu schmal. Im Sommer wälzt sich entlang der Küste eine endlose Blechkolonne durch die Orte, die einem die Fortbewegung schon zu vermiesen imstande ist. Dennoch würde ich zwecks Unabhängigkeit einen Mietwagen als bevorzugte Fortbewegungsart empfehlen – Busse verkehren unregelmäßig, der Bahnverkehr ist kaum ausgebaut, bis an die Küste reicht er gar nicht. Alles in Allem ist die Verkehrsinfrastruktur in Montenegro unzureichend und bedarf einer dringenden Verbesserung speziell öffentlicher Alternativen. Autobahnen sind rund um die Hauptstadt Podgorica in Bau bzw Planung.
Wir hatten unseren Mietwagen am Flughafen von Dubrovnik gebucht, der Anbieter greenmotion cars gilt als zuverlässig, der Wagen wurde mit vollem Tank übergeben, was heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Für die Grenzüberfahrt ist eine Gebühr von 45 EUR für den Erwerb der Grünen Versicherungskarte zu entrichten.
https://greenmotion.com/car-hire/croatia/dubrovnik-airport
- Einreise
Für die Einreise nach Montenegro benötigen Österreicher einen mindestens noch 6 Monate gültigen Reisepass, bei Einreise mit einem Fahrzeug ist auch die Grüne Versicherungskarte vorzuweisen, andernfalls an der Grenze eine für Montenegro gültige Versicherung abzuschließen.
- Infrastruktur und Strom
Die Basisinfrastruktur wie stabile Stromversorgung, weitreichende Handynetz Abdeckung und WLAN ist gut ausgebaut. Steckdosen werden dieselben wie bei uns verwendet. Man findet zahlreiche Tankstellen und Supermärkte, die auch großzügige Öffnungszeiten haben. Auf Mangel muss man sich also nicht einstellen.
- Sprache
Amtssprachen in Montenegro sind Montenegrinisch, Serbisch, Kroatisch, Bosnisch – laut Aussage vieler Menschen Ex-Jugoslawiens ein und dieselbe Sprache in verschiedenen Dialekten. Dazu ist auch Albanisch als Amtssprache anerkannt. In den Tourismusgebieten sind ausreichende Englischkenntnisse vorhanden, was eine unproblematische Verständigung ermöglicht. Abseits der Touristengebiete sieht es dahingehend bestimmt anders aus.
- Sicherheit und Gesundheit
Als Tourist gibt es in Montenegro keine Sicherheitsbedenken, man kann sich problemlos durchs Land bewegen. Ebenso lauern keine erhöhten gesundheitlichen Gefahren, Leitungswasser sollte man nach Möglichkeit nicht trinken, Trinkwasser in Flaschen bekommt man an jeder Ecke.
- Geld und Preise
Montenegro ist kein Billigreiseland, praktisch alle für den Touristen wichtigen Dinge haben annähernd das gleiche Preisniveau wie bei uns – Essen, Trinken, Benzin, Unterkünfte.
Montenegro verwendet, obwohl nicht EU-Mitglied, der Euro. Dadurch, dass das Land nicht Mitglied der Eurozone ist, fallen allerdings bei Abhebungen am Bankomaten oder Kreditkartenzahlungen trotzdem Auslandseinsatzgebühren an. Bankomaten findet man ausreichend, die Kreditkartenakzeptanz ist noch nicht sehr hoch – größere Hotels, Restaurants an der Küste, Tankstellen und Supermärkte akzeptieren allerdings die gängigen Karten. Auf Märkten, für Parkplätze, in kleineren Gasthäusern und in Privatunterkünften benötigt man allerdings trotz des nicht immer niedrigen Preisniveaus meistens Bargeld, daher sollte man immer ausreichend dabei haben.
- Unterkunft
An der Küste gibt es Unterkünfte in allen Spielarten in großer Anzahl, vor Allem Hotels und Ferienwohnungen. Nicht alle davon haben Stil, daher genau darauf achten, dass man nicht in einem klotzigen Betonbunker endet. Im Landesinneren sieht man immer wieder private Zimmervermietungen.
Perast kann ich als Standort an der Küste wärmstens empfehlen, einer der wenigen Orte, die nur aus schönen Steinhäusern, einer angenehmen und entspannten Uferpromenade mit vielen guten Restaurants direkt am Wasser und einer angenehmen Mischung aus einheimischem Leben und touristischen Annehmlichkeiten bestehen. Bestimmt die beste Option als Basislager….Achtung – Perast ist im Sommer Fußgängerzone, eine Einfahrt mit dem Auto nicht möglich. Die Parkplätze am Ortsrand wurden vor Kurzem von einer privaten Firma übernommen und die Preise empfindlich erhöht – 15 EUR pro Tag sind nun statt 2 zu entrichten, hat man im Ort eine Unterkunft gebucht, gibt es einen „Rabatt“ auf 10 EUR pro Tag für den Standplatz.
Mit unserer Unterkunft hier in Perast, dem Vila Perast Boutique Hotel, waren wir zufrieden – gutes Frühstück, freundliches Personal, direkt am Wasser gelegen, sauber und gute Dusche – was will man mehr.
http://www.vilaperast.me/index.php/en/
- Küche
Da kann ich nur sagen – Jawohl, Daumen hoch und freudig mit der Zunge schnalzen. Montenegros Küche ist hervorragend. Am Meer gibt es Alles, was aus ebendiesem kommt, in bester Qualität, Fisch, Meeresfrüchte, klassisch schwarzes Tintenfischrisotto – ein Gedicht. Paradeiser und Gurken sind aromatisch, würzig der Schinken und der Bergkäse, vom Feinsten das Olivenöl. Auch montenegrinischer Wein ist durchaus gut trinkbar. Wir hatten in der gesamten Zeit keinen Reinfall zu beklagen. Hier meine Lokaltipps….
Bocasa Beach Restaurant in Kamenari
Alles, was aus dem Meer kommt. Schön zum Sitzen, modern in der Erscheinung mit Lounge artiger Atmosphäre und groovigen Klängen.
https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g304080-d14934802-Reviews-Bocasa_Beach_Restaurant-Herceg_Novi_Herceg_Novi_Municipality.html
Crvena Glavica Beach Restaurant in Sveti Stefan
„Zur kleinen Meerjungfrau“. Ohne Google Maps hätten wir nie hierher gefunden. Eine abenteuerlich steile Straße führt hinunter zu diesem Felsenstrand, wo man bei lockerem Strandhüttenfeeling mit herrlichem Ausblick auf die Insel Sveti Stefan am Meer sitzt, die Betonbunker, die ringsum in die Landschaft wuchern ausblenden und dafür alles, was aus dem Meer kommt, direkt an diesem genießen kann. Sehr schön!
https://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g304097-d11677685-Reviews-Crvena_Glavica_Beach-Sveti_Stefan_Budva_Municipality.html
Djardin – Fischrestaurant in Perast
Direkt am Wasser, und ja, ich gebe es zu, wir hatten uns beim umfangreichen Angebot in Perast aufgrund einer extrem hübschen Kellnerin, die uns am Eingang empfing, für dieses Lokal entschieden ;-) Wir wurden aber auch hinter der hübschen Fassade nicht enttäuscht und kehrten Tags darauf sogar wieder – Fischplatte und Co in ausgezeichneter Qualität in ansprechendem Ambiente.
https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g304087-d3247754-Reviews-Caffe_Restaurant_Djardin-Perast_Kotor_Municipality.html
Konoba Sindon – außerhalb des etwas morbiden Ortes Rijeka Crnojevica, mitten auf den Hügeln mit Blick auf den Skutarisee gelegen. Recht urige Gaststätte im Landesinneren mit extrem freundlicher Bedienung – Klassiker wie feiner Prsut, würziger Schafskäse und Sopska Salat lassen die Herzen höher schlagen.
https://www.facebook.com/people/EkoRestoran-%C5%A0in%C4%91on/100009112608252
- Klima und Landschaft
Mediterranes Klima. Im Sommer schön trocken und heiß, auch am Abend angenehm warm. Kurz gesagt – Step Klima ;-) Im Winter wohl regenreicher.
Die Landschaft Montenegros ist ein Traum. Das Land ist durchgängig gebirgig. Dazu kommt der Skutarisee, einer der schönsten Seen, die ich je gesehen habe. Auch die Küste ist landschaftlich herrlich – speziell die Bucht von Kotor, der einzige Fjord Südeuropas. Wenn auch leider verbaut und an vielen Stellen verschandelt. Dazu viele Nationalparks und viel Abwechslung, es blühen und duften Rosmarin, Salbei und Thymian um die Wette, Pinien und Zypressen versprühen ebenso Wohlgeruch wie Oleander und Hortensien das Auge erfreuen. Kurzum – ein herrliches kleines Land!
- Sehenswertes
Trotz Menschenmassen und Betonbunkern – die Altstädte von Budva und Kotor muss man sich ansehen.
In Kotor sollte man es sich keinesfalls nehmen lassen, die 1350 Stufen für den Aufstieg zur Festung auf sich zu nehmen (Eintritt: 8 EUR) – der Ausblick ist prächtig – und Sport hat man so ganz nebenbei auch gleich gemacht. Im Sommer bei hohen Temperaturen empfiehlt es sich, früh am Vormittag hinaufzugehen, denn da liegen die Stiegen noch im Schatten!
Perast – bestimmt der hübscheste Ort der montenegrinischen Küste! Da stimmt noch Alles ohne Wenn und Aber.
Skutari See – diesen wundervollen See mit seinen Seerosenteppichen darf man keinesfalls auslassen. Traumhafte Ausblicke garantiert!
Wie schon angedeutet – in Montenegro gibt es bestimmt noch viel mehr zu sehen!