Ich mochte diese Stadt immer schon. Sie ist eine ganz spezielle Mischung. Aus tropischer Vegetation mit endlosen Parks und ultramoderner Großstadt. Aus der Exotik Asiens und dem Lebensstandard eines hoch entwickelten Landes. Aus alten Häusern und moderner Architektur der Superlative. Aus gepflegter Sauberkeit und bunter Streetart. Aus Straßenküchen und stylischen Bars und Restaurants mit Küchen aus aller Welt. Aus einer Vielfalt an Volksgruppen, die hier traditionell leben und einem fortschrittlichen Lebensstil des nächsten Jahrhunderts. Man könnte noch viele solcher Gegensatzpaare finden – und Singapur bekommt sie alle locker unter einen Hut. Genau das macht diese Stadt so interessant – als „Asien light“ hatte ich sie immer schon bezeichnet. Das trifft es am besten – nur die Vorzüge des Kontinents ohne die oft lästigen Begleiterscheinungen. Man kann sogar indisches Flair genießen, ohne mit dem Chaos, dem Schmutz und dem Gestank, die dieses Land leider prägen, konfrontiert zu werden.
Mir gefiel es wieder ausgezeichnet. Am Vormittag fuhr ich in einen Stadtteil etwas außerhalb, Katong, (wo ich noch nie war), der sich durch mehrere Zeilen besonders gut erhaltener und restaurierter Perakanan-Häuser auszeichnet. Perakanan sind eine Volksgruppe, die aus Südchina stammt und von Norden die malaiische Halbinsel besiedelt hat. Diese zweigeschoßigen, klassischen chinesischen Shop-Häuser der Kaufleute (unten der Laden, oben drüber die Wohnung), findet man in mehreren Stadtteilen Singapurs, aber selten in solch hoher Dichte. Ich war begeistert. Kurz schaute ich dann auf die mir bestens bekannte Einkaufsstraße Orchard Road, um schließlich zum Botanischen Garten zu marschieren. Die schwül-tropischen Temperaturen ohne viel Wind waren schon richtig Schweiß treibend. Im Botanischen Garten war ich schon mal gewesen, ist aber lange her, und ich konnte mich kaum mehr daran erinnern. Er ist eine tiefgrüne, tropische Oase, dessen Herzstück der wunderschöne Orchideengarten ist. Traumhaft, die Pflanzen in all ihrer Vielfalt leuchten zu sehen.
Ich nahm die Metro (MRT) ins Hotel, um mich dort ein wenig auszurasten. Modern war Singapur immer schon, die MRT ist seit meinem letzten Besuch um mehrere ganze Linien gewachsen, was das Herumkommen in der Stadt sehr einfach macht. Ergänzt wird das Netz mit Bussen – dank Google Maps ist es inzwischen sehr unkompliziert, auch diese zu benutzen, ohne sich groß durchfragen zu müssen. Es ist alles super beschriftet, es gibt Stationsdurchsagen und -anzeigen. Dazu kann man auch hier jetzt wie in London und Sydney einfach beim Ein-und Aussteigen bzw beim Passieren der Drehkreuze seine Kreditkarte (oder noch angenehmer: die Smartwatch) tappen und muss sich um keine Tickets mehr kümmern. Sehr praktisch – und im Vergleich zu Sydney ist das Öffi-Netz hier Weltklasse.
Nach einer kleinen Ruhepause ging es auf ein Abschiedsbier an den Clarke Quay. Über den Boat Quay schlenderte ich dann nach vorne zur Marina Bay. Eines war klar – heute tat es kein billiges, einfaches Abendessen, heute, an meinem letzten echten Reiseabend, musste es schon etwas Exquisites sein, inklusive Blick auf Marina Bay Sands. So gönnte ich mir einen sehr guten und teuren Japaner – was sein muss muss sein. So eine unglaubliche sechswöchige Reise muss man schon gebührend abschließen. Es wurde dann dunkel – an der breiten Promenade der Marina Bay war viel Leben, viele Menschen, TouristInnen wie Locals, schlenderten vor der Kulisse der herrlich beleuchteten Skyline dahin. Auch gibt es immer noch diese tägliche Gratis-Sound and Lightshow bei den Supertrees, die ich mir natürlich wieder ansehen musste und die ein gigantisches Spektakel ist. Die Stimmung war schön, und ich muss zugeben, ich wurde sentimental und war den Tränen nahe, dass es zu Ende geht. Komisch, oder? Fast alle würden sich nach 6 Wochen freuen, dass sie nach Hause kommen. Manchmal ist es bei mir auch so – letztes Jahr nach dem Hundebiss in Nicaragua zum Beispiel. Diesmal allerdings gar nicht – wie fast immer, wenn Australien im Spiel war. Dieses Lebensgefühl, solange Zeit für sich zu haben, keine Verpflichtungen wie Arbeit oder sonstige Termine einhalten zu müssen sondern einfach tun und lassen zu können, was man will und niemandem dafür Rechenschaft schuldig zu sein – das hat schon was. Und das über einen längeren Zeitraum und an wunderschönen Orten zu erleben, erzeugt umso mehr ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit.
Naja, Tatsache ist aber auch – meine Kreditkarte füttert sich auf die Dauer nicht von selbst. Und so heißt es dann, morgen die Rückkehr in die Realität anzutreten. Nachdem es von Singapur keine direkten Flüge nach Wien gibt, muss ich über Bangkok fliegen, wo ich leider eine ziemlich lange Wartezeit habe. Ging nicht anders. Aber ich werde es überstehen – und euch entweder dann, wenn mir langweilig sein sollte, ein Update während meiner Wartezeit geben oder mich erst aus Wien melden. Ihr dürft euch, bevor ihr mental mit mir die Heimreise antretet, jetzt aber noch einmal durch eine ausführliche Fotostory wälzen. Viel Spaß bei den Einblicken aus Singapur!