Von diesen Impressionen verzaubert, fuhr ich dann nach einem durchaus boboesken Mittagessen in El Triunfo, in die Hauptstadt von BCS ein, nach La Paz. Es ist auch die größte Stadt der südlichen Halbinsel, hat um die 200.000 Einwohner, also ähnlich wie Linz. Mein Reiseführer beschrieb die Stadt als eine solche ohne besondere Sehenswürdigkeiten, dafür aber eine angenehme "real Mexican town". Die Einfahrt stimmte mich zunächst wieder nicht allzu euphorisch, es sah aus wie in einer dieser gesichtslosen amerikanischen Stadteinfahrten ohne Seele mit ihrer endlosen Aneinanderreihung von Tankstellen, Fast Food Ketten, Autowerkstätten - ähnlich wie an der seelenlosen Straßenkreuzung meiner ersten Nacht in Chicago. Doch dann - ja, der Reiseführer hat Recht. La Paz' Seele schlägt am Malecòn, einer über 4 Kilometer langen Uferpromenade, die extrem schön hergerichtet ist. Mit großzügigen neuen Gehsteigen, Skulpturen, Spielplätzen, sogar mit breitem Radweg und getrennten Müllcontainern zum Recyceln. Gesäumt ist diese Straße von Palmen, und es erstrecken sich ihr entlang unzählige Bars, Cafés und Restaurants. Und ja, es gibt nur sehr wenige Touristen hier - man sieht fast nur Einheimische flanieren, Radfahren, Eisessen, Kinder die spielen - und man wird so gut wie nie "deppert" auf Englisch angesprochen. La Paz hat ein weiteres Phänomen - denn es liegt eigentlich an der Ostküste der Baja (zum Golf von Kalifornien hin), allerdings ist die Innenstadt einer Lagune nach Westen hin zugewandt, sodass man doch glatt trotzdem wunderbare pazifische Sonnenuntergänge erleben darf. Ich saß in einer der Bars, es spielte Rockmusik aus den 80ern, also meiner Jugend - Deep Purple, Pink Floyd, Alice Cooper, Ozzy Osbourne, Metallica. Dazu Bier, das Abendrot hinter Palmen - ich fühlte mich unglaublich privilegiert und auch durch und durch glücklich und zufrieden, hier sein zu dürfen statt in Österreich. Und auch mit meiner Entscheidung, im Ärger bei der Ankunft nicht gleich die Flinte ins Korn geworfen zu haben sondern nun mobil zu sein und die Baja in all ihren Facetten mit dem Auto kennenzulernen.
La Paz hat in der Tat keine großartigen Landmarks, aber das Flair ist wunderbar, und so werde ich morgen den Tag hier verbringen, die Strände der Umgebung abklappern und das Treiben genießen. Ein weiterer Aspekt der Vielseitigkeit dieser tollen Halbinsel - Städte hatte ich eigentlich gar nicht so richtig am Radar gehabt, bin nun aber mehr als angetan. Spricht im Endeffekt umso mehr für die Baja - sie bietet einfach Alles - ist voller Überraschungen und Schönheiten, die man gar nicht erwartet. Eben ein Ort wie kein anderer auf der Welt. Die Fotos sind auch heute wieder voller Farbe, und morgen gibt es hoffentlich dann die Zugabe.