Baja California heißt "Niederkalifornien" und ist die Halbinsel, die sich als Teil Mexikos wie ein Finger südlich vom zu den USA gehörenden Bundesstaat Kalifornien ausbreitet. Halbinsel trügt - ihre Länge ist nämlich gewaltig. Von Tijuana an der Grenze zu den USA, bis hinunter nach Los Cabos, wo ich heute angekommen bin, sind es nämlich glatte 1300 Kilometer, also in etwa die Strecke von Wien bis Paris. Die Halbinsel umfasst daher auch gleich 2 mexikanische Bundesstaaten - Baja California (Norte) und Baja California Sur, auch cool BCS genannt. Diesen Bundesstaat werde ich nun erkunden - und meine erste Station ist der kleine Ort Todos Santos für die ersten beiden Nächte. Besonders nett soll es hier sein, naja, es gibt ein paar schöne bunte Häuser, und auch mein Quartier ist sehr nett, aber es ist eigentlich eher ein Kaff. Auch gut. Zum Abendessen fand ich dafür dann wirklich einen perfekten, fast kitschigen, Spot. Oberhalb des Ortes - im Stile einer Hacienda - mit Blick auf Kakteen, den Pazifik und die untergehende Sonne, die in schönsten Farben ins Meer tauchte. Auch angenehm warm ist es - gute 30 Grad hat es tagsüber, in der Nacht kühlt es ein wenig ab. Das Abendessen an diesem herrlichen Ort mundete auch, das Cerveza schmeckte, und der Ärger versank dann auch mit der untergehenden Sonne im Meer bzw in der Bierflasche. Ich muss da jetzt einen Haken dran machen - und das geschah in diesem Moment dann auch. Ich kann es nicht mehr ändern, und es ist zwar eine gehörige Deppensteuer, für die ich nicht einmal etwas kann, es wird mich aber auch nicht ans Hungertuch bringen. Ich könnte auch im düsteren, novembrigen Halblockdown in Österreich sitzen statt auf der sonnigen Baja - so kann man die Dinge dann wieder ins rechte Licht rücken.
Die Welt ist überhaupt eine verkehrte geworden. In Europa sind es die angeblich chaotischen Südländer wie Italien, Spanien oder Portugal, die erfolgreiche Impfkampagnen gefahren haben, stringent durchgezogen, mit großer Disziplin beim Maskentragen. Während die wie es heißt immer so effizient und gut durchorganisierten Mitteleuropäer schon wieder in die nächste Krise mit dem blöden Virus taumeln. Auf dem amerikanischen Kontinent ist das nicht anders. In den USA, wo sonst vieles straff durchorganisiert ist, stockt die Impfkampagne, und Maskentragen ist auf beiden Seiten des politischen Spektums fast so etwas wie eine Religion - Republikaner tragen sie nie, auch dort wo es sinnvoll wäre, und Demokraten tragen sie immer, auch wo es nicht sinnvoll ist. Maßnahmentechnisch gibt es dort jedenfalls je nach Bundesstaat ein Wirr Warr. Mexiko hingegen - in Innenräumen tragen wirklich alle die Maske, und sehr viele immer noch auch im Freien. Im Supermarkt muss man sich beim Eintreten die Hände desinfizieren, und im Lokal beim Essen wurde ebenso meine Hand besprüht, plus auch noch Temperatur gemessen. Schon etwas übertrieben, vor Allem, weil die Zahlen hier im Moment ziemlich niedrig sind. Aber stringent. Verkehrte Welt.
Nun, erste Bilder von bunten Häusern und leuchtenden Sonnenuntergängen kann ich euch schon bieten, aber da kommt noch mehr. Wüsten, Oasen, koloniale Orte und viele leere Strände werden mich nun begleiten. Und ihr natürlich. Bleibt dabei und taucht ein in den speziell für Europäer recht unbekannten Teil Mexikos.