Campeche, Mexiko, 22.15 Uhr
Heiter, 24 Grad
Ein abwechslungsreicher Tag neigt sich dem Ende zu! 2 sehr schöne Tempelanlagen, nämlich Becán und Edzná, dazwischen wieder eine lange Fahrt durch flaches Ödland, geprägt durch Bäume und Maisfelder – um am Ende in der netten kolonialen Hauptstadt dieses Bundesstaates, nämlich Campeche, zu gelangen.
Wir brachen also unsere Zelte wieder ab in Chicanná und besuchten noch die gleich ums Eck liegende kleine Anlage von Becán. Diese stammt aus der späten Periode der Maya Zeit, die sich durch rundere Strukturen und Verteidigungsanlagen auszeichnet. Also schon aus der Zeit des Niedergangs der Hochkultur, die durch Kriege geprägt war. Becán war ein Außenposten von Calakmul. War sehr hübsch anzusehen, und auch eine bunte Schlange sahen wir beim Aufstieg auf eine der Pyramiden (laut Juan „ein bisschen giftig“).
Von hier aus ging es ereignislos kerzengerade dahin, wir hielten kurz in einem ärmlichen Dorf im Nichts, wo unter der indigenen Mehrheit auch eine Gruppen von Memmoniden ansässig ist. Diese, in Kanada und den USA auch als Amish People bekannte, Volksgruppe, ist einst aus Deutschland nach Amerika ausgewandert (im 17. Jahrhundert), wanderte auf diesem Kontinent südwärts, ist orthodox protestantisch und lebt noch zum Großteil wie anno dazumal. Meistens arbeiten sie auf den Feldern und fallen auch durch ihre antiquierte Kleidung auf. Vertreter dieser Volksgruppe, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint, liefen uns allerdings nicht über den Weg.
Später am Nachmittag erreichten wir eine weitere Maya Stadt, Edzná. Wieder ganz anders vom Charakter, und wie auch Becán kaum besucht. Dass ich die ruhigen Anlagen eher mag, hatte ich ja schon erwähnt, und Edzná, wo viele bunte Vögel um uns herum schwirrten, zeigt uns auch noch einige im Original erhaltene Reliefs aus der Maya Zeit. Noch bin ich der Maya Städte nicht überdrüssig, da bisher wirklich jede ihre eigene Aura hatte, und über Pyramiden zu kraxeln und vor allem die astronomischen Höchstleistungen der alten Kultur zu bestaunen empfinde ich noch immer als etwas Besonderes.
Eine weitere Stunde Fahrtzeit trennte uns dann noch von Campeche, wo wir am späteren Nachmittag ankamen. Campeche liegt am Golf von Mexiko, sprich, am Meer. Das Klima ist schwül und heiß, und Stadtstrand gibt es keinen. Stattdessen gibt es eine nett aber auch irgendwie recht amerikanisch und modern gestaltete Uferpromenade, die nicht vermuten ließe, dass sich einige Meter dahinter eine hübsche koloniale Altstadt verbergen könnte. Ist aber so, und als wir in die alten Gassen einbogen, sahen wir den Hauptplatz und die Kathedrale im wunderbaren Abendlicht. Es gibt Tourismus, aber einen sanften, an sich liegt Campeche trotz UNESCO Weltkulturerbe Status nicht im Zentrum der ganz großen Touristenströme. So ist es eine angenehm mexikanische Stadt mit hübschen Gassen und entspannter Atmosphäre, bei für mich auch hervorragenden klimatischen Verhältnissen. Salzige Meeresluft und auch am Abend Shorts-und Flip Flop tauglich – besser geht nicht, selbst wenn auch hier in den Auslagen die ersten Weihnachtsbäume auftauchen! Überhaupt, nach den Tagen in der Natur fühle ich mich, wenn ich mich plötzlich wieder mitten im vibrierenden Stadtleben wiederfinde, einfach wohl – immer wieder merke ich, dass ich trotz Naturverbundenheit im Herzen ein Stadtkind bin und niemals auf dem Land leben könnte.
Wir gingen dann noch Fisch essen, das war zwar sehr gut aber im Endeffekt doch ein Lokal für so zirka alle Touristen, die sich gerade hier in Campeche befanden. Immer kann ich Juans Lokalauswahl nicht nachvollziehen – manchmal führt er uns ins ganz einfache Buden, wo viele Mexikaner sitzen und dann wieder in jenes Lokal, das auch im Reise Know How als DIE Anlaufstelle aller Tourigruppen angeführt ist und wo man unter Klängen von Tischmusikanten effizient und schnell bedient wird. Nun ja, atmosphärisch hätte ich mir das irgendwie anders vorgestellt gehabt.
Morgen ziehen wir schon wieder weiter und das Programm ist zur Abwechslung mal wieder dicht gedrängt, weswegen ich jetzt schließe…….