Valladolid, Mexiko, 16.40 Uhr
Heiter, 28 Grad
Unglaublich, wie sehr sich Chichen Itza in den gut 10 Jahren, die seit meinem letzten Besuch hier vergangen sind, verändert hat! Und ich bin wirklich froh, es noch damals gesehen zu haben, hat es sich in der Zwischenzeit doch zu einer Art Maya-Disneyland verwandelt.
Wir nähern uns merkbar der Ferienhochburg Cancún – und so wie wir es damals auch gemacht haben, ist Chichen Itza von dort aus im Rahmen eines Tagesausfluges erreichbar. Der Eingangsbereich gleicht dem Terminal eines großen Busbahnhofs, die Alleen innerhalb der Anlage sind einzige Verkaufsstraßen und werden ohne Unterbrechung von Souvenirständen gesäumt – und die Tempel selbst sind allesamt nicht mehr zugänglich. Konnte man schon anno 2006 die große Pyramide, El Kuculkan, nicht mehr besteigen, so ist inzwischen kein einziges der Gebäude mehr begehbar – natürlich aus Schutz vor den immensen Touristenhorden (an die 10.000 pro Tag!) die über das Gelände trampeln. Seinerzeit hatten wir zumindest noch die anderen Teile der Anlage begehen können und zwischen den Stelen und Säulen mit ihren kunstvollen Reliefs lustwandeln, nichts davon ist heute noch möglich. Wir kamen zwar früh und konnten die große Pyramide so wenigstens noch halbwegs menschenfrei fotografieren, als wir gegen Mittag das Gelände verließen, quoll allerdings der Parkplatz an Bussen über. Eine Tatsache, die die unglaublichen Touristenzahlen sicher auch noch vergrößert hat, ist, dass Chichen Itza unter die „neuen 7 Weltwunder“ gewählt worden war. Nun ja, bestimmt ist Chichen Itza nach wie vor kulturell sehr wertvoll – allerdings war es vom Flair her die für mich entbehrlichste aller Maya-Stätten, die wir im Rahmen dieser Tour besucht hatten. Ein drittes Mal werde ich wohl nicht mehr hierher kommen……
Danach besuchten wir noch gleich hier bei Valladolid die Cenote X’keken. Eine Cenote ist eine Art Doline, die in Karstgebieten durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden ist und mit Süßwasser gefüllt ist. Auf der Yucatán Halbinsel gibt es über 1000 von ihnen, X’keken ist begehbar und man kann auch drin schwimmen. Sieht sehr schön aus, das Wasser ist komplett klar, allerdings mit rund 20 Grad auch sehr frisch. Versteht sich von selbst, dass ich auf das Badeerlebnis in diesem Eiswasser verzichtet habe ;-) Drinnen war es überraschend still, nachdem der Eingangsbereich selbst hier bereits nach amerikanischem Vorbild als Adventure Park gestaltet war und Gegenteiliges hätte vermuten lassen. So war es jedenfalls schön anzusehen.
Den Nachmittag hatten wir dann heute frei, nachdem es in Valladolid nichts zu tun gibt, blieb ich mal faul am Pool liegen und erholte mich ein wenig, nachdem die Ferien langsam zu Ende gehen. Morgen ist schon unser letzter Tag, alle anderen bleiben noch eine Woche an der Karibikküste, während ich der Einzige bin, der direkt nach Tourende zurück fliegt. Ich könnte etwas Erholung am Strand durchaus brauchen, nach dem Vorgeschmack auf die mexikanische Karibikküste in Form der heutigen Touristenmassen bin ich allerdings nicht mehr so sicher, ob mir die Riviera Maya überhaupt noch gefallen wird. War früher nur Cancún selbst die amerikanische Ferienenklave, so soll sich dieses Phänomen inzwischen südwärts auf den gesamten mexikanischen Karibikabschnitt ausgedehnt haben, der zwar geografisch aber nicht gefühlter Maßen noch Teil Mexikos ist. Ob es wirklich so schlimm ist oder das karibische Meer doch auch noch mehr als seine makellos türkise Farbe zu bieten hat, werde ich dann morgen, an meinem letzten Urlaubstag, herausfinden!