Miami, Florida, USA, 14.50 Uhr
Heiter, 30 Grad
Besser kann man diesen Artikel, in dem man seine Gedanken zusammenfassen und sein Fazit ziehen will, wohl nicht beginnen, denn „Bueno“ heißt neben „gut“ auch so viel wie „ok“ oder „ also“, wenn es für sich alleine am Satzanfang steht. Und es war stets der Satz bzw das Wort, mit dem Juan das Signal gab, dass sich nun irgendetwas tun würde, wie zum Beispiel, dass wir gleich losgehen oder –fahren, dass wir gleich da sind oder irgendetwas anderes Wichtiges passiert.
Meine Reise neigt sich dem Ende zu, mal sehen, ob ich es noch schaffe, diesen Artikel von hier in Miami aus loszuschicken oder doch erst morgen über dem großen Teich. Denn im Endeffekt war ich froh, dass ich in Miami über 5 Stunden Zeit zum Umsteigen gehabt hatte, die Einreise dauerte diesmal glatte 2 Stunden, nachdem alle, die mit Visum und nicht mit ESTA einreisen, nicht zu den Automaten gehen dürfen und sich anstellen müssen. Und so tat ich das zusammen mit halb Lateinamerika, aus dem ganzen Kontinent waren gerade Flüge eingetroffen, und nachdem die Staatsbürger aller lateinamerikanischen Länder Visa für die USA benötigen, fand ich mich zwischen Nicaraguanern, Peruanern, Mexikanern oder Kolumbianern wieder. Eigentlich mag ich diese Menschen ja bekanntlich ganz besonders gerne, aber natürlich nicht, wenn es darum geht, sich eine lästige Warteschlange zu teilen. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, wurde ich hier gerade von der Security gefilzt, als ich zu meinem Wien Gate ging. Zuerst wollten sie mir mein Parfum, das zu 90% voll ist (hatte ich am Hinweg gekauft), wegnehmen, weil hier nur 90 statt 100 ml wie in Europa und auch sonst überall als Maximalgröße für Flüssigkeitsbehältnisse gelten, die Flasche aber 100 hat. Nachdem ich sagte, dass ich bestimmt nicht einen Gegenwert von 50 EUR einfach wegwerfe und im Notfall eben zurück gehe und es einchecke, dies aber umfangreiche Prozeduren auch für die Beamten bedeutet hätte, nachdem sie mich schon als ausgereist und gescreent registriert hatten, ließen sie es zwar genervt durch, dafür untersuchten sie jedes einzelne Stück aus meinem Handgepäck wie zum Beispiel jedes Ladekabel etc penibel unter dem Sprengstoffdetektor. So brauchte ich also von Gate zu Gate glatte dreieinhalb Stunden – ich kann nur empfehlen, dass man, wenn man gar nicht in die USA will sondern nur umsteigen, um woandershin zu gelangen, besser andere Wege wählt und die USA vermeidet. Heute habe ich wieder alle Mühseligkeiten, die dieses Land so mit sich bringt, ausgekostet….aber jetzt, eine gute Stunde vor Abflug nach Wien, sitze ich am Gate. Der Airport in Miami knausert dazu mit WIFI, gerade mal eine halbe Stunde gratis gewährt er seinen Passagieren, ziemlich schwach für ein internationales Drehkreuz.
Bueno, nun aber zu den Gedanken zu meiner Reise, die hinter mir liegt……
- Die Gruppe
War im Endeffekt sehr nett, eigentlich auch sehr harmonisch, wir hatten keine Unstimmigkeiten oder Reibereien auszutragen, sondern waren immer soweit einer Meinung und auf einer Wellenlänge. Auch waren Alle sehr interessiert an der Kultur des Gastlandes, waren respektvoll zueinander und auch zu den Einheimischen - sprich wollten mehr aus der Reise mitnehmen als nur alte Ruinen. Grundsätzlich werde ich auch in Hinkunft bevorzugt zu Englisch sprachigen Touren tendieren, weil ein internationales Publikum den Horizont vielleicht noch mehr erweitert und ich es auch interessant finde, zu hören, wie Dinge in anderen Ländern außerhalb des Deutsch sprachigen Raums so laufen. Aber Deutsch wird sicher nicht das Hindernis darstellen, eine Tour deshalb NICHT zu machen, wenn es wieder mal irgendwann keine passendere Tour mit englischer Reiseleitung geben sollte.
- Unseren Reiseleiter, Juan
„Don Juan“ oder „der Alte“, wie ihn Menschen, die er kennt und denen wir auf der Tour zahlreich begegneten, gerne nennen, war ein verlässlicher und umsichtiger Tourguide. Er ist definitiv ein Mann der Frauen, wenn er über sie spricht, hat er ein Lächeln bis über beide Ohren auf dem Gesicht, das von tiefster Bewunderung aber auch von tiefem Respekt für das weibliche Geschlecht geprägt ist. Aber gleichzeitig auch klar macht, dass er in jüngeren Jahren mit seinem Charme, den er zweifellos besitzt, sicher viele Frauenherzen erobert hat – ein richtiger Don Juan eben. Er war auch sehr engagiert, bis zum Letzten, heute stand er, als ich um 5 Uhr Früh abgeholt wurde, extra noch einmal auf, um sich zu vergewissern, dass das Taxi auch wirklich gekommen war, um mich zum Flughafen zu bringen. Er liebt seine Kultur und ist, wie ich schon erwähnt hatte, sehr kritisch der katholischen Kirche gegenüber, was gleichbedeutend ist mit weltoffen und modern denkend. Sein Spezialgebiet ist auf jeden Fall Geschichte und Kultur, eher weniger Pflanzen und Tiere, denn wenn man auf diesen Gebieten mal was fragte, war er sich oft nicht sicher und man merkte, dass diese Themen nicht unbedingt seine Steckenpferde sind. Sprich, ein wandelndes Lexikon a la Misheck oder Jess, meine Guides in Südafrika bzw Vietnam, war er nicht, aber das muss ja auch nicht sein. Bei ein paar Dingen war ich nicht seiner Meinung, sei es was die Verkäufer in den historischen Stätten betrifft oder auch, wo es um den Tourablauf als solchen ging. Mehr dazu siehe dort.
- Unseren Fahrer, Max
Max chauffierte uns verlässlich durch Mexiko. Er ist eher ruhig und wirkt manchmal etwas schüchtern, was teilweise bestimmt auch an der sprachlichen Barriere liegt. So war ich der Einzige, der halbwegs mit ihm kommunizieren konnte, gelegentlich versuchte er sich auch über ein paar holprige englische Sätze. Wenn man ihn zum Essen einlud, strahlte er über das ganze Gesicht, die Freude war echt, denn für sein Einkommen sind die Preise unterwegs oft zu teuer. Sobald wir nicht beim Bus waren, legte er immer Metallica ein, um es, wenn wir uns näherten, leicht verschämt wieder abzuschalten, als ob es ihm peinlich wäre, dass er so etwas hört. Wir bestärkten ihn aber, dass er ruhig gerne weiterhin gelegentlich Metallica spielen dürfe, auch wenn wir da sind – und so lachte er wieder ;-))
- Die Tour selbst
War hoch interessant, für meine Begriffe, wie ich schon mal angedeutet hatte, aber etwas zu intensiv. 3 Tage mehr für das gleiche Programm wären für mich, und auch die meisten anderen in der Gruppe, gut gewesen, erstens, um die einzelnen Tage nicht so vollzustopfen, wie sie manchmal waren, und zweitens, um auch hin und wieder etwas mehr Luft und Zeit für sich selbst zu haben. Für mich kam bei der Wander-und Kulturreise der Wanderaspekt ein wenig zu kurz, ich finde, wir saßen für eine Aktivreise zu viel im Bus. Mit Juans Argumentation, dass auch lange im Bus zu sitzen Teil einer Aktivreise sei, weil man ja hinausschauen könne, war ich nicht so ganz einverstanden, denn 7 Stunden zu fahren war aktiv höchstens für Max. Für die Argumentation, die nicht nur ich sondern auch andere Teilnehmer vorbrachten, war Juan nicht wirklich offen, natürlich muss er im Sinne des Veranstalters das Programm verteidigen, aber man könnte die Argumente zumindest zur Kenntnis nehmen, was er nicht so wirklich tat. Vorschläge, wie man es noch etwas besser machen (eben verlängern) oder manche Tage vom Ablauf her etwas anders einteilen könnte (vor Allem kürzere Fahrstrecken), um den Erschöpfungsfaktor zu minimieren, blockte er eigentlich nur ab, ohne darauf einzugehen. Nun ja, ist sein gutes Recht….fand ich aber seltsam, dass er die Kritik, die wir sachlich und konstruktiv vortrugen und dies nur einmal und nicht penetrant und andauernd, so ganz zurückwies. Er kann ja nichts für das Programm, und es steht ihm auch zu, es perfekt zu finden, so wie es ist, andere Meinungen kann man diesbezüglich aber doch ruhig akzeptieren.
- Mexiko im Allgemeinen
Ein unglaublich vielseitiges Reiseland, das um Vieles besser ist als es manchmal den Ruf hat. Es gab keine einzige Situation, in der ich mit Kriminalität, Unehrlichkeit oder sonstigen Unannehmlichkeiten konfrontiert gewesen wäre. Wir wurden immer freundlich und aufrichtig behandelt, was als organisierte Gruppe natürlich auch einfacher ist als als Individualreisender, aber auch in meinen Tagen alleine in Mexiko City blieb mir jegliche negative Erfahrung erspart.
* Die Landschaft
Sehr vielseitig. Karg gebirgig im zentralen Hochland, tropisch mit weißen Stränden und Palmen an der Karibikküste, etwas rauer am Pazifik oder am Golf von Mexiko. Etwas öd und eintönig auf der flachen Yucatán Halbinsel, wo meist monotone Weideflächen vorherrschen abwechselnd mit Resten von noch nicht abgeholztem Regenwald.
* Das Klima
Frühlingshaft im Hochland mit milden Tagen und kalten Nächten, tropisch warm und feucht im Tiefland. Für die Mexikaner ist es im November kalt, sprich, bei einem Tageshöchstwert von manchmal nur 22 Grad im Hochland und 26 im Tiefland werden schon Jacken übergeworfen. Und eine Meerestemperatur von unter 25 Grad ist definitiv zu kalt zum Baden. Das hört sich so an, als wären die Mexikaner so richtige Steps – mein Verständnis haben sie auf jeden Fall von ganzem Herzen ;-)))
* Das Land
Mexiko ist riesig, setzt sich auf einer Fläche, die 5,5 Mal so groß wie Deutschland ist, aus 31 Bundesstaaten zusammen, die die „Vereinigten Staaten von Mexiko“ bilden. Mexiko zählt 120 Millionen Einwohner, außerhalb der Großstädte ist es dünn besiedelt. 80% der Mexikaner sind Mestizen (also eine Mischung aus Europäern und Indigenas), 10% Europäisch und 10% rein indigen. Amtssprache ist Spanisch, mit Englisch kommt man außerhalb der Touristengebiete an der Riviera Maya nicht sehr weit, ein paar Grundkenntnisse der spanischen Sprache können, wie ich selbst erleben durfte, nicht schaden, um mit den Mexikanern ins Gespräch zu kommen. Sie sind umso begeisterter, wenn man ein paar Brocken Spanisch beherrscht und unterhalten sich dann ganz locker und freundlich mit Besuchern – ich genoss es ganz besonders, dass ich die einfache Alltagskonversation eigentlich ganz gut beherrsche – das macht das Leben fröhlicher, und mit den Frauen kann man dadurch auch ganz gut mal etwas herumschäkern ;-) Indigene Sprachen werden von den Einheimischen insbesondere in Chiapas häufig gesprochen, auch als Erstsprache untereinander.
* Reisen und Infrastruktur
Mexiko zu bereisen ist auch individuell einfach. Der Sicherheitsstandard ist wesentlich besser als sein Ruf, wenn man seinen Hausverstand benutzt. Die Straßen sind überwiegend gut bis sehr gut, oft auch als breite Autobahnen ausgebaut. Lästig einzig die „Topes“, die übertrieben oft aufgestellten und sehr hohen Bodenschwellen in Ortsgebieten. Das Bussystem ist sehr gut entwickelt, wenn man mehr an entlegene Orte und ins Land kommen will, ist auch ein Mietwagen bestimmt kein Problem. Das Tankstellennetz ist ebenso dicht und der Verkehr außerhalb der Städte mäßig. Generell ist Mexiko auf jeden Fall ein Schwellenland (und das nicht wegen der Topes ;-)) und viel weiter entwickelt, als man denken mag. Selbst saubere Toiletten zu finden ist unterwegs meist kein Problem. Einzig das Wasser aus der Leitung ist nirgends trinkbar, es gibt aber an jeder Ecke kleine Geschäfte (Oxxo in ganz Mexiko, Six und 7 Eleven regional), die oft rund um die Uhr offen haben, an denen man sich mit Wasser und sonstigen Kleinigkeiten eindecken kann. Frisches Obst (Bananen, Ananas und vieles mehr) kann man dazu häufig am Straßenrand an kleinen Ständen kaufen. Um größere Orte gibt es zudem immer auch große Einkaufszentren mit oft auch riesigen Supermärkten – man kann sich also auch bestens selbst versorgen, wenn man nicht immer Essen gehen will.
Hotels findet man überall ausreichend, auch Hostels oder B&Bs sind vorhanden – und in den Städten ist wie schon berichtet Airbnb eine sehr gute Option, auch, um mehr das Leben der Einheimischen kennen zu lernen. An der Riviera Maya zwischen Cancún und Playa del Carmen finden sich allerdings zum Großteil nur riesige Resorts, erst südlich von Tulúm dann kleinere Strandhotels.
* Geld
Bankomaten gibt es überall im Land mehr als ausreichend, man kann sich auch mit der Maestro Karte jederzeit mexikanische Pesos (MXN) besorgen, US Dollar zum Wechseln mitzunehmen, ist ziemlich überflüssig. Generell benötigt man nicht viel Bargeld, Visa und Mastercard werden flächendeckend und fast überall akzeptiert (außer auf Märkten und Straßenständen), weniger AMEX, gar nicht Diners.
* Meine Highlights
- Mexiko City……kosmopolitische und doch sehr mexikanische Weltstadt mit unzähligen Sehenswürdigkeiten und möglichen Aktivitäten. Viel besser als ihr Ruf!! Mexiko City ist riesig, und man kann viele Tage dort verbringen, ohne dass es langweilig wird. Als Standort würde ich jederzeit wieder das Viertel La Condesa wählen – sicher, grün, riesige Lokaldichte und etwas boboesk ;-)
- Alte Kulturen…..Mayas und im Hochland Azteken, Zapoteken und Mixteken haben zahlreiche Spuren und gigantische Bauten hinterlassen. Unter den Stätten, die wir besichtigt haben, gefielen mir insbesondere das abgeschiedene und nur per Boot erreichbare Yaxchilán, das landschaftlich traumhaft liegende Monte Àlban und das urige Calakmul. Aber auch die meisten anderen antiken Stätten hatten viel Flair!
- Die Menschen…..herzlich, liebenswürdig, gesellig und unaufdringlich – Letzteres mit Ausnahme der Touristennepp Orte an der Karibikküste – ich mochte die Mexikaner!
- Kolonialstädte – besonders San Cristóbal de las Casas und Puebla, aber auch Campeche und Mérida gefielen mir sehr gut. Etwas weniger konnte ich mit dem vielgepriesenen Oaxaca anfangen.
- Kirche von Chamula mit den uralten Maya Ritualen, die auch heute noch gepflegt werden. Eintritt in eine andere Welt! Betörend und verstörend gleichzeitig, aber bestimmt ganz besonders! Und genau wegen solcher Dinge reist man ja!
* Nicht so sehr begeistert haben mich…..
- Insbesondere die Riviera Maya und ihr Einzugsgebiet inklusive Chichen Itza, Tulúm und Playa del Carmen. Ein fürchterliches Tollhaus, hat mit Mexiko nichts mehr zu tun. Touristenmassen, amerikanischer als Amerika selbst, eine an sich wunderschöne Küste mit weißen Sandstrände, Kokospalmen und türkisfarbenem Meer hat sich meiner Meinung nach selbst zerstört. Wird mich glaube ich nicht wiedersehen, ich hätte die Gegend so in Erinnerung behalten sollen, wie ich sie 2002 vorgefunden hatte…..
- Die Küche……das hat aber weniger damit zu tun, dass sie generell nicht gut ist, sondern dass sie einfach nicht meinen Geschmacksnerv trifft. Die Zutaten sind durchaus frisch, aber ich mag weder scharfe Saucen noch Bohnenmus noch Maismehl besonders, und schon gar keinen Koriander. Ich konnte mich aber mit durchaus auch sehr wohlschmeckenden westlichen Gerichten gut drüber retten, es gibt also Alternativen, trotzdem gut zu essen, auch wenn man mit dem klassisch Mexikanischen nicht gar so viel anfangen kann! Die Preise in Restaurants sind meistens wesentlich günstiger als bei uns, mit Ausnahme der edleren Lokale in Mexiko City und flächendeckend an der Riviera Maya.
- Oaxaca – wird vielfach als eine der schönsten wenn nicht gar die schönste Stadt Mexikos bezeichnet. Ich fand es zwar ganz hübsch aber dennoch irgendwie überbewertet. Hat mich weniger begeistert als andere Städte des Landes.
- Xochimilco – die blühenden Kanäle im Süden Mexico Citys. Werden als eine der Hauptattraktionen vermarktet, kann man sich meiner Meinung nach anschauen aber muss irgendwie auch nicht sein.
Bueno……ich habe es nicht geschafft, diesen Artikel jetzt noch aus Miami abzuschicken, dazu wurde er zu lang bzw die Zeit zu kurz. Ich habe ihn nun eben im Flugzeug fertig geschrieben, ich sitze auf einem Zweiersitz komfortabler Weise ohne Sitznachbarn – und eine der 9 Stunden Flugzeit habe ich damit immerhin schon hinter mich gebracht. Jetzt kommt das Essen ;-) Ein letztes Update kommt dann noch von zu Hause aus!