Valladolid, Mexiko, 22.50 Uhr
Wolkenlos, 20 Grad
Heute war die letzte riesige Etappe, die wir noch fahrtechnisch zu bewältigen hatten. Und sie führte uns von Campeche über Uxmal und Merida nach Valladolid. Somit wechselten wir noch einmal den Bundesstaat und kamen nun von Campeche nach Yucatán. Dadurch, dass wir uns aber heute durchwegs auf Autobahnen fortbewegten, fiel die enorme Länge der Distanz nicht so sehr ins Gewicht – und wir konnten uns an einem abwechslungsreichen Tag erfreuen, der uns Einiges an Kontrasten bot.
Erster Programmpunkt war die Anlage von Uxmal. Wieder ganz anders als die bisherigen Maya Städte – auch toltekische Elemente spielten hier herein. Uxmal stammt aus einer späten Epoche, für die besonders ovale und abgerundete Formen typisch sind. Die große Pyramide von Uxmal sieht ganz anders aus als alle, die wir bisher gesehen hatten, und auch sie versetzte uns abermals ins Staunen. Auch ist die Anlage, die sich zu 50% aus Originalbestandteilen zusammensetzt und zu 50% rekonstruiert wurde, anders organisiert als die bisherigen. Im Vergleich zu den stillen Städten der letzten Tage liegt Uxmal schon wieder mitten auf den Touristenrouten und hat einen höchst professionellen Außenauftritt – elektronische Ticketmaschinen, Drehkreuze, an denen man seinen Barcode scannen muss, dazu gibt es Bankomaten, WLAN etc. Und doch wurde ein sehr sehr schöner Park rund um die Tempelanlagen geschaffen, in dem sich zahlreiche Leguane tummeln und der frei von Verkäufern ist. Souvenirverkauf findet im Eingangsbereich statt. Für mich wirkte die Anlage dadurch angenehmer als etwa Palenque – und ich sehe auch für die Verkäufer keinen Nachteil daran, wenn sie sich im Eingangsbereich tummeln und dort auf die Kunden treffen statt die gesamte Anlage in Beschlag zu nehmen. Juan sah das abermals anders – er findet, es sei die Anlage der Mayas, und sie hätten ein Recht, dort zu verkaufen. Stimmt ja irgendwie auch – eigentlich sollten die Einheimischen mehr von ihrer Stätte haben als die Touristen, andererseits, ich kann mich als Wiener auch nicht in den Schlosspark von Schönbrunn stellen und dort einfach irgendetwas anbieten. Wie auch immer, die Argumentation beider Seiten hat ihre Pros und Contras – mir gefiel jedenfalls Uxmal durch die Ruhe im Park, die trotz größerer Touristenmengen dort herrschte, sehr gut.
Nächstes Ziel war Yucatáns Hauptstadt Mérida, die mit immerhin schon knapp einer Million Einwohnern eine Großstadt ist. Ein kolonial geprägter, sehr schöner Zocalo, und als Kontrastprogramm waren wir dann bei unserem Rundgang mitten in Mexiko – der Markt, das Gewusel, die fröhliche Stimmung, die freundlichen Menschen, die Essstände, dazwischen die irgendwie für uns bei den Temperaturen skurril wirkende Weihnachtsdeko – Mérida ist keine Touristenstadt sondern ein brodelnder Mix aus mexikanisch-karibischer Lebensfreude. Ich fühlte mich sehr wohl dort – das Aufsaugen dieser authentischen Stimmung ohne spezielle Sehenswürdigkeiten weckte in mir die Lust, nach Ende der Tour in wenigen Tagen noch länger in Mexiko zu bleiben statt zurück zu kehren ins kalte Europa. Ich habe das Land und seine Menschen ins Herz geschlossen. Nun ja, mein Arbeitgeber ist leider nicht dieser Meinung und will mich nächste Woche wiedersehen ;-)
2 Stunden Fahrt im Dunklen hatten wir noch bis hierher nach Valladolid zurückzulegen. Das ist eine kleine Stadt ohne besondere Attraktionen und dient uns als Basis, um morgen Chichen Itza zu erkunden. Womit ich in für mich bekannte Gefilde vorstoße, Chichen Itza, Tulúm und Playa del Carmen stehen noch an, Orte, die ich vor vielen Jahren schon besucht hatte und an denen ich meine Erinnerungen auffrischen kann. Mehr davon dann beim nächsten Mal!