Gordon’s Bay, Südafrika, 18.45 Uhr
Heiter bis wolkig, 22 Grad
Der Wetterbericht hatte ausnahmsweise mal Recht gehabt. Über Nacht hat es kräftig geschüttet und in Folge merklich abgekühlt. Heute war dann ein heiter bis wolkiger Tag ohne weiteren Regen bei rund 23 Grad – klingt für euch im europäischen Jänner sicher lustig, aber das fühlt sich echt sehr frisch an! Ideales Wanderwetter also!
So begab ich mich ins Jonkershoek Nature Reserve nahe Stellenbosch, nur rund eine halbe Stunde von hier entfernt. Und bin am Vormittag durch die schöne Gegend gewandert, die ich als nicht unähnlich unseren Bergen empfand. Nur, dass statt Latschen Fynbos wächst, der die Landschaft ein wenig grüner wirken lässt als jene der Alpen. Ich bin selbst überrascht, aber auf den Fotos sieht das Ganze gar nicht mal so österreichisch aus, wie ich es vor Ort empfunden habe ;-) Jedenfalls habe ich mich auf 2 je rund zweistündigen Rundwegen mal wieder bewegt, was gut getan hat.
Einmal mehr fiel mir im Zuge der Wanderung die Trennung zwischen Schwarzen und Weißen hier in Südafrika auf. Die ganze Infrastruktur ist für die Weißen geschaffen. Führte ich die Tatsache, dass in den Restaurants, Cafés oder Weingütern immer nur Weiße als Gäste in Erscheinung treten, noch darauf zurück, dass diese Dinge für Schwarze nicht leistbar sind, so fiel mir auf, dass auch beim Wandern kein einziger Schwarzer anzutreffen war. Ebenso verhielt es sich mit den zahlreichen Mountainbikern, auf die ich traf. Und wenn man jemanden Joggen sieht am Strand, auch dann sind es immer nur Weiße. Nun, beim Joggen oder Wandern kann es nicht am Geld scheitern. Die Lebensweise der weißen Südafrikaner ist westlich – was uns westlichen Touristen natürlich sehr zugute kommt, weil wir uns nicht allzu sehr umstellen müssen, wenn wir hierher reisen. Ich habe mittlerweile eher den Eindruck, dass Schwarze mit unserer westlichen Lebensweise insgesamt einfach nichts anfangen können. Man trifft Schwarze in Südafrika außerhalb der Townships nur als Angestellte an, sei es als Kellner, in der Bank, als Verkäufer, als Fahrer, als Polizist. Dazu beim Einkaufen in den Supermärkten. Was Sport betrifft sieht man höchstens ein paar Buben manchmal Fußball spielen. Und ansonsten sieht man sie an den Straßenrändern stehen, um Auto zu stoppen, damit sie von der Arbeit, die für gewöhnlich außerhalb der Townships liegt, ebendorthin wieder nach Hause kommen. Unsere Hobbies, neben Ausgehen zum Beispiel eben Sport oder Kinobesuche oder was auch immer, sind ihnen fremd, hat man den Eindruck. Irgendwie bleibt mir dieses Land beim Thema Zusammenleben zwischen den Volksgruppen weiterhin ein Rätsel. Es sind fast immer Schwarze, die mich bedienen, und ich finde, diese machen das meist freundlicher als die paar vereinzelten weißen Südafrikaner. Man hat auch nicht den Eindruck, dass irgendwie eine feindselige oder bösartige Stimmung zwischen den Ethnien herrscht – mir kommt es vielmehr wie ein korrektes Zusammenwirken im Geschäftsleben vor, ohne dass man ansonsten viel miteinander zu tun hat oder befreundet ist, die Lebenswelten an sich bleiben völlig getrennt. Seltsam für mich – für Südafrikaner aller Couleurs aber wahrscheinlich ganz normal. Vielleicht ein wenig vergleichbar mit dem Zusammenleben zwischen uns Österreichern und den Türken – eher ein Neben- als ein Miteinander.
Nach der Wanderung rief jedenfalls der Magen – und es war von hier nicht weit bis zum Weinort Paarl. Dort liegt das Rhebokskloof Weingut. Dieses war mir deshalb ins Auge gesprungen, weil das bisher beste Glas Wein meines Urlaubs genau von diesem stammte – und als ich dann las, dass das Restaurant auch noch gut sein soll, machte ich mich auf den Weg. Und wurde nicht enttäuscht. Ich saß im schönen Weingarten und genoss ein gutes Mittagessen mit einem exzellenten Glaserl dazu. So wie das Leben eben sein muss ;-)
Zum Abschluss fuhr ich dann noch in die Stadt Stellenbosch hinein – eine Studentenstadt mit großer Universität und sehr grün. Es gibt auch einige Cafés und Geschäfte und noch ein paar Straßenzüge gut erhaltener kapholländischer Häuser – meine Begeisterung war aber dennoch enden wollend. Mit der Schönheit seiner Umgebung kann Stellenbosch jedenfalls nicht mithalten – finde ich zumindest.
Jetzt ruft einmal noch meine Terrasse – heute muss ich mir direkt etwas anziehen weil es doch recht frisch ist ;-) Und morgen ist dann mein bereits letzter Tag in Südafrika. Dieser soll wieder sonnig und heiß werden. Ich werde meine Zelte hier in Gordon’s Bay abbrechen und die letzte Nacht im Flughafenhotel in Cape Town verbringen. Ich muss nämlich am Montag ganz früh raus und bereits um 5 am Airport sein, da erschien es mir die sinnvollste Lösung, mein Auto schon morgen Abend abzugeben und am Montag dann nur noch ohne Stress gemütlich hinüber zum Check In gehen zu müssen. Ich werde um die Mittagszeit meine Sachen ins andere Hotel fahren, am Nachmittag noch mit dem Auto etwas unternehmen und es danach abgeben. Ein letzter Bericht aus Südafrika sollte also, sofern das Internet im Airport Hotel funktioniert, morgen noch folgen!