Zuvor genoss ich noch die Morgenstimmung in Trakai bei einem ausgedehnten Spaziergang. Nach besagtem Abstecher zur Mitte Europas war ich dann gegen Mittag am Flughafen und gab dort reibungslos mein Auto zurück. Mein Quartier liegt genau am Eingang zur Altstadt von Vilnius - und nachdem das vom Hauptbahnhof, wo die Züge und auch die Busse vom Airport hinfahren, doch ein kleines Stück entfernt liegt, nahm ich für den 15 minütigen Hupfer dann doch lieber ein Uber. Das Zimmer war schon fertig in meiner Pension, die sehr sehr nett ist. Gleich unten gibt es ein vegetarisches Restaurant, wo ich eine Kleinigkeit zu Mittag aß.
Ich merkte sofort - Vilnius ist nicht nur die Hauptstadt des Landes sondern auch sein kosmopolitischster Fleck. Nicht nur das vegetarische Café gleich vor der Haustüre, auch sonst reiht sich ein cooles Lokal ans nächste, ein individuelles Geschäft ans andere. Im Gegensatz zum Rest des Landes, wo die Leute kaum Englisch verstanden, oft sogar die jungen nur wenig, und eher zwar nicht unfreundlich aber doch recht reserviert waren, ist man in Vilnius viel offenherziger. Fast alle können hier Englisch und sind entsprechend dann auch jederzeit für etwas Smalltalk bereit. Man merkt auch, dass man hier als internationaler Gast kein Exot ist. Was mich an sich nicht stört, aber man merkt den Menschen an, dass sie Besucher aus anderen Ländern gewohnt sind und auch mangels der Sprachbarriere einfach selbstbewusster und lockerer auf sie zugehen. Ich würde es so formulieren - Vilnius ist von den drei baltischen Hauptstädten denke ich nicht die optisch schönste (was nicht heißt, dass sie nicht schön ist - aufgrund der vielen barocken Kirchen fühlt man sich an meheren Ecken fast nach Wien versetzt). Aber ich glaube, sie ist die lebendigste, und sie war mir aufgrund ihrer Offenheit auf Anhieb symphatisch.
Ich legte auch hier dann viele Kilometer zu Fuß zurück. Erklomm 2 Aussichtspunkte, streifte durch die Gassen, sah in einige Kirchen hinein und trank das eine oder andere Bier. Auch stieß ich in den originellen Stadtteil Uzupis vor, der sich selbst mit Augenzwinkern als "freie Republik" für unabhängig erklärt hatte. Damals aus Gründen der Rebellion, heute ist der Stadtteil, der sich eine eigene, nur positive, Verfassung gegeben hat, natürlich gentrifiziert und sehr hip. Mein Abendessen in einem netten Lokal in einer kleinen Seitengasse in der Altstadt schloss einen sehr gut ausgefüllten und abermals schönen Tag stilgerecht ab.
Nun ja, der Vormittag bleibt mir morgen noch, um ein wenig durch die Gassen von Vilnius zu flanieren, um 14 Uhr geht dann mein Heimflug. Da Ryanair am Donnerstag nicht fliegt, nehme ich diesmal Air Baltic und muss dafür in Riga umsteigen, aber ja, es ist fix gebucht mit ausreichend Umsteigezeit, und ich sollte am frühen Abend daheim sein. Ganz stressfrei so wie die gesamten Tage hier. Ist zumindest der Plan. Ob und wie er so umgesetzt wurde, erfahrt ihr demnächst gemeinsam mit ausführlichen Reisetipps zu Litauen. In diesem Sinne eine gute Nacht.