Ihr habt es euch bestimmt schon denken können – ein kleines Fazit zu meinem Aufenthalt in Laos kann ich mir natürlich abschließend nicht verkneifen ;-) Meine Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf Luang Prabang und Umgebung, und ich bin mir sicher, sie sind damit, besonders was die Infrastruktur betrifft, nicht repräsentativ für das sonst zum Großteil noch viel ländlichere Laos….
- Klima: tropisch warm, mit schwül heißen Tagen und milden Nächten. Im Winter zwischen Dezember und Februar wird es etwas kühler, dafür regnet es zu der Zeit kaum. Ich war jetzt genau zum Ende der Regenzeit hier, aber in der noch warmen Wetterphase – was alle Vorteile ideal kombiniert hat: kein Regen, viel Sonne, angenehm warm (rund 32 Grad), auch am Abend mit etwas über 20 immer gut, um sich kurzärmelig auf die Terrasse zu setzen. Nachdem die Regenzeit aber gerade erst zu Ende gegangen ist, ist trotzdem alles schön üppig grün.
- Unterkünfte: hier in Luang Prabang ist alles da, was man braucht. Vielfältige Auswahl an charmanten kleinen Boutique-Hotels, Gästehäusern und Hostels. Große Hotelketten sucht man vergebens – seelenlose Bunker mit einer Zimmeranzahl von über 20, die alle gleich aussehen („each alike“), gibt es nicht. Allein schon die Art der Unterkünfte sorgt dafür, dass die Horden an Massentouristen ausbleiben – Luang Prabang ist dafür für Individual-und Kleingruppenreisende umso attraktiver. Mit meiner Unterkunft, dem Indigo House Boutique Hotel, war ich mehr als zufrieden. Schöne Zimmer, optimale Lage direkt am Nachtmarkt, angenehme Terrasse am Dach zum Verweilen, gutes Frühstück im Freien, WLAN einwandfrei, dazu ein Gratis Shuttle vom und zum Airport. Was will man mehr……
- Lage: im Norden von Laos, am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan gelegen, inmitten einer sattgrünen, traumhaften Berglandschaft. Davon habe ich glaube ich in den letzten Tagen genug geschwärmt, und anhand der Fotos ist es denke ich auch gut zu sehen, wie wunderschön die Gegend ist!
- Essen und Trinken: In Luang Prabang ist die Vielfalt enorm. Zwischen laotischem Street Food und französischer Top-Küche findet man hier Alles. Die laotische Küche ist sehr gut, nicht unähnlich der vietnamesischen oder Thai-Küche, die Zutaten sind stets alle frisch und appetitlich, man kann sich hier bedenkenlos durchkosten (für Korianderhasser: sicherheitshalber immer ein Foto des Feindes dabei haben, um ihn im Zweifelsfall bei Verständigungsschwierigkeiten eindeutig identifizieren zu können und rechtzeitig abzubestellen oder noch besser gleich das „Hate Coriander T-Shirt“ tragen! ;-)) Kleine Cafés und Bäckereien gibt es allerorts, ein Erbe der französischen Vergangenheit, wobei die Cafés durchaus den internationalen klassischen „boboesken“ Speiseplan à la Caffe Latte, Chicken Avocado Sandwich oder Bagels anbieten, wie es alle Bobo-Cafés in allen Bobo-Vierteln dieser Welt mittlerweile tun (und ja, ich mag Chicken-Avocado-Sandwich oder Bagels ;-)) Die „richtigen“ Restaurants sind großteils französisch geprägt, was ja nicht unbedingt ein Nachteil ist. Es gibt aber auch laotische Restaurants, die die Landesküche auf etwas verschnörkeltere Art präsentieren als die Straßenstände. Und im besten Fall gibt es die französisch-laotische Fusionsküche, die mich auch schwer begeistert hat, wenn zum Beispiel eine Barbarie Entenbrust mit der süß-säuerlichen laotischen Maktoum Frucht kombiniert wird oder die Tarte Tatin hier statt mit Äpfeln mit lokalen Mangos und Ananas kreiert wird! Es gibt hier keinen Mc.Donald’s, Starbucks etc – ein weiterer Pluspunkt an charmanter Individualität in einer Welt, in der die Uniformierung ansonsten doch schon recht fortgeschritten ist. Auch große Supermärkte gibt es nicht – aber es gibt an jeder Ecke kleine Läden, in denen man Getränke und kleine Snacks kaufen kann. Obst, Gemüse, Eier, Fleisch und Fisch kaufen die Einheimischen stets frisch vom Straßenmarkt – und das ist gut so!
- Infrastruktur: Luang Prabang hat einen kleinen Flughafen, der von ein paar Airlines angeflogen wird. Will man hierher, muss man praktisch über Bangkok fliegen, sonst gibt es nur eine internationale Verbindung nach Hanoi. Der Flughafen liegt nur wenige Fahrminuten außerhalb der Stadt. Am Airport bekommt man auch, wie ich schon erwähnt hatte, ein Visa on arrival, für das für Österreicher zur Zeit 36 USD Cash fällig werden. Im Zweifelsfall immer vorher die Einreisebestimmungen auf der Homepage des jeweiligen Außenministeriums konsultieren, da sind sie stets aktuell. Es gibt um die Stadt herum ein paar geteerte Straßen, ansonsten habe ich mir sagen lassen, dass längere Reisen im Land aufwändig und mühsam sind. Eine Alternative ist auch ein Langstreckenboot auf dem Mekong, das dürfte komfortabler sein als der Weg auf der Straße.
- Geldfragen: Währung in Laos ist der laotische Kip. Ein Euro entspricht zur Zeit etwa 9.000 LAK, man ist also schnell mal Millionär. Neben Kip werden für Barzahlungen überall US-Dollar und Thai-Baht akzeptiert. Die Rate ist dabei aber natürlich durchwegs schlechter, als wenn man in Kip bezahlt. Bankomaten gibt es in Luang Prabang an jeder Ecke, an einigen davon bekommt man Geld auch mit der Maestro Karte, an den meisten allerdings nur mit Visa oder Mastercard. Einfach auf die abgebildeten Symbole achten! Zahlungen mit Kreditkarte (nur Visa/Master, AMEX und Diners sind praktisch unbrauchbar)werden in den meisten Hotels akzeptiert, dazu in den teureren internationalen Restaurants. Auch praktisch alle Reiseveranstalter, die Touren anbieten, nehmen Visa und Mastercard. Fast immer ist bei Kartenzahlung ein Aufschlag von 3% zu entrichten, sprich werden jene Beträge, die die Unternehmen an die Kreditkarten Firmen abgeben müssen, in dem Fall an den Kunden weiter gegeben. Nachdem auch für Abhebungen an den Geldautomaten Spesen fällig werden, ist es im Endeffekt ziemlich egal, welche Variante man bevorzugt. Außerhalb der Städte gibt es aber in Laos weder Geldautomaten noch Kreditkartenakzeptanz, wer also vor hat, den Rest des Landes zu bereisen, sollte stets darauf achten, sich vorher ausreichend mit Bargeld einzudecken. Die Preise sind insgesamt niedrig, die Restaurants mit westlicher Küche und die Hotels hier in Luang Prabang haben allerdings durchwegs europäisches Preisniveau.
- Das Land: Wie schon erwähnt, ist Laos eine sozialistische Volksrepublik. Auf dem Papier, ebenso wie China oder Vietnam. Sozialistisch ist hier nämlich eigentlich gar nichts. Der Schulbesuch ist zwar gratis, die Uniformen aber nicht, und bei den geringen Einkommen hier stellen schon diese Ausgaben ein ziemlich großes Problem für die meisten Familien dar. Staatliche Unterstützung bei Krankheit gibt es ebenso wenig wie freien Zugang zum, schlecht entwickelten, Gesundheitssystem. Die Verkehrsinfrastruktur ist schlecht, und Fliegen als Alternative können sich nur die wenigsten leisten. Am besten leben kann man noch, wenn man sein eigenes Geschäft aufmacht oder auf dem Land sein eigenes Gemüse anbaut. Hm, also was genau daran jetzt sozialistisch sein soll, ist mir nicht ganz klar geworden – und jenen Laoten, mit denen ich gesprochen habe, geht es genauso…..
- Die Sicherheit: es gibt wohl wenige Plätze auf dieser Welt, die trotz des großen Einkommensgefälles zwischen den Reisenden und den Einheimischen so sicher sind wie Luang Prabang. Man kann zu jeder Tageszeit völlig bedenkenlos durch die Stadt spazieren. Taschendiebstähle im Gedränge des Marktes kommen angeblich manchmal vor, aber in welchem Gedränge dieser Erde kommt das nicht vor?!
- Die Bevölkerung: Die Laoten sind ganz extrem reizend, sehr gastfreundlich, dabei aber komplett unaufdringlich. In den Hotels, Restaurants und Reisebüros kommt man mit Englisch gut durch, außerhalb dieser Institutionen erfolgt die Verständigung in erster Linie durch Zeigen und viel Lächeln.Wie ich schon erwähnt hatte, ist Laos ethnisch äußerst heterogen. Die Gesamtheit der Staatsbürger von Laos bezeichnet man als LAOTEN. Die größte Gruppe darunter sind wieder mit 55% die LAO. Die gemeinsame Staatssprache aller ist LAO. Für die Angehörigen der anderen Volksgruppen ist Lao aber nur die Zweitsprache, denn sie unterhalten sich sonst in ihrer eigenen Sprache. Die Volksgruppen mischen sich auch kaum. Laos hat abgesehen von der Hauptstadt Vientiane keine größere Stadt, entsprechend traditionell und ländlich ist die Bevölkerung. Und zu unterschiedlich sind der Glauben und die Traditionen der verschiedenen Volksgruppen, als dass sie miteinander kulturell kompatibel wären. So herrscht hier ein friedliches NEBENEINANDER der Volksgruppen, man kommt auch miteinander gut aus, bleibt aber trotzdem in den jeweiligen Dorfgemeinschaften unter sich. Würde man es in der primitiv-simplen Sprache der FPÖ formulieren, die immer von Integration spricht und dabei Assimilation meint, würde man sagen, dass hier keine Integration stattfindet. Legt man das Traumbild der FPÖ für Österreich (also alle sprechen immer und überall nur Deutsch, sitzen rauchend und Schweinefleisch essend mit der Kronen Zeitung in der Hand in Lederhose im Bierzelt, und drum herum gibt es einen Zaun, der diese intellektuell so anspruchsvolle homogene Idealgesellschaft vor bedrohlich fremden Einflüssen von außen schützt) auf Laos um, so würde es hier bedeuten: Alle sprechen immer nur Lao, alle sind Buddhisten, es gibt eine von oben verordnete Einheitskultur, der sich alle unterzuordnen zu haben, keiner dürfte mehr seine Sprache sprechen oder seine Geister verehren.Ich bin ja grundsätzlich dafür, dass sich die Kulturen mischen, das macht Alles viel spannender und interessanter. Ist das wegen ihrer Andersartigkeit einfach nicht möglich, so muss man aber auch das anerkennen, und man muss das Beste draus machen, indem man einander gegenseitig respektiert und miteinander auskommt. Es gibt auch hier in Laos die sogenannten „Parallelwelten“, von denen man bei uns immer spricht. Trotzdem scheint das recht friedlich und ohne große Ressentiments ganz gut zu klappen. Vielleicht klappt es deshalb hier besser, weil Laos ein recht armes Land ist, die Menschen nicht so sehr materialistisch orientiert sind, wie es bei uns der Fall ist, und Niemand Angst hat, dass die jeweils anderen bevorzugt werden und man selbst zu kurz kommt……nun ja, eine sehr philosophische Gesellschaftsanalyse ;-)))
- Das Land: keine Frage, ich war nie der große Südost-Asien Fan (wobei ich Singapur immer mochte, aber das ist auch sehr westlich geprägt und zählt für mich somit nicht zu Südost Asien im eigentlichen Sinn). Vielleicht aber auch in erster Linie deshalb, weil meine Eindrücke sich hauptsächlich auf Thailand bezogen hatten, mit dem ich bis heute nichts anfangen kann. Schon Vietnam hatte meine Meinung einigermaßen revidiert, aber Laos hat sie jetzt komplett auf den Kopf gestellt. Ich bin begeistert von den entzückenden Menschen, der kulturellen Andersartigkeit und Vielfalt, und das unter dem Eindruck der wunderschönen Landschaft und dieser einzigartigen Atmosphäre, die Luang Prabang ausmachen. Es gibt kaum einen Ort auf der Welt, den ich, zusätzlich zu seiner optischen Schönheit, bisher als harmonischer und friedlicher empfunden hätte als diesen hier……Laos wird mich ganz bestimmt wieder sehen!
Hm, was sehe ich da…….mein „kleines“ Fazit ist dann doch gar nicht mal so klein geworden – so eine Überraschung eigentlich ;-))
Nun gut, ich sitze nach einem letzten Ortsspaziergang auf der Terrasse und warte auf meinen Heimflug. Dass Wien im November jetzt nicht gerade meine Traumdestination ist, ist ja keine große Überraschung. Aber es war gut, neben dem Kennenlernen eines neuen Landes, oder zumindest eines Teils davon, auch noch etwas Licht und Wärme zu tanken, was mich jetzt die guten 2 dunklen kalten Monate bis zum Antritt meiner jährlichen großen Reise einigermaßen unbeschadet überstehen lassen sollte. Ein paar wärmende Glühweine werden mir schon drüber helfen, bis ich wieder hinaus darf in die warmen Sphären dieser Erde ;-)
Im Anhang noch ein paar letzte Eindrücke aus Luang Prabang….