Frühstück hatte ich mir gestern schon selbst besorgt, sodass ich nach dem Aufstehen jederzeit flexibel war zum Aufbruch aus Nida. Und nachdem ich bekanntermaßen ja eher ein Early Bird bin, saß ich um halb acht schon fix und fertig am Steuer. Nach einer dreiviertel Stunde erreichte ich die Fähre und war dann um halb neun bereits in Klaipeda. Wohl etwas sehr früh, denn die Stadt war noch recht verschlafen, und die meisten Geschäfte und Lokale noch geschlossen.
Klaipeda sagt euch wahrscheinlich nichts. Sie ist nach Vilnius und Kaunas die drittgrößte Stadt Litauens, ich denke, einigen von euch historisch Gebildeten sollte sie unter ihrem früheren deutschen Namen "Memel" ein Begriff sein. Heute ist sie Litauens wichtigste Hafenstadt. Sie ist die einzige Stadt Litauens mit Fachwerkhäusern, und viele der alten Hafenspeicher wurden restauriert und beherbergen heute neue hippe Lokale. Auch die Kopfstein gepflasterten Gassen der Altstadt werden Zug um Zug renoviert, und auch wenn Klaipeda jetzt, abgesehen vom alten Segelmaster Meridianas vielleicht, kein so wirkliches Highlight hat, so merkt man doch, dass sich etwas tut und dass man im Aufbruch ist. Eine kantige Hafenstadt mit durchaus charmanten Ecken - so in etwa lautet mein Résumée. Ewig bleiben wollte ich dann aber mangels offener Cafés auch nicht mehr, also setzte ich mich hinters Steuer und begab mich auf die Autobahn.
Nach rund 2 Stunden war ich wieder in Kaunas, fuhr hier bei einer Mega-Shopping-Mall ab und gönnte mir dort im Food Court meinen Mittagssnack. Ab hier war es dann noch rund eine Stunde bis an mein heutiges Tagesziel Trakai.
Trakai liegt zirka 30 Kilometer südwestlich von Vilnius, ist bekannt für seine alten Holzhäuser vom Volksstamm der Karäer (jüdische Sekte, die aus der Krim hierher gesiedelt ist), vor Allem aber für die größte und berühmteste Wasserburg Litauens. Diese Burg liegt mitten im Galve See, einer von 5 Seen, die den malerischen Ort Trakai umgeben, ebenso wie dichte Wälder. Sie wurde im späten 14. Jahrhundert errichtet, diente den litauischen Großfürsten als Sitz und wurde vor Allem zur Abwehr der Kreuzritter errichtet. Die Inselburg wurde im 17. Jahrhundert dem Erdboden gleichgemacht und im 20. Jahrhundert in vielen Teilen wieder originalgetreu aufgebaut. Seit 1987 also glänzt die Burg mit ihren Backsteinmauern aus dem See, spiegelt sich in gutem Licht auch in diesem und ist heute das bekannteste Fotomotiv Litauens. Im Licht wechselnder Wolken und Sonneneinstrahlung sieht sie, aus dem Wasser und dem Wald ragend, fast kitschig aus. Wirklich sehr schön, von außen mehr als von innen. Ich hatte wieder meine Ruhe, als ich am See saß und das Szenario auf mich wirken ließ. Meine Unterkunft hier ist eine Dachbodenwohnung eines alten Holzhauses, die Wohnung ist gemütlich und modern und nicht einmal 5 Gehminuten von der Burg entfernt. Perfekt also einmal mehr.
Morgen begebe ich mich dann auch schon an die letzte Station meiner Tour. Unschwer zu erraten, was noch fehlt - nämlich die Hauptstadt. Ich werde das Auto zurückgeben und mich dann für meinen Tag in Vilnius mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß fortbewegen. Impressionen aus Vilnius demnächst hier, in diesem Kino!