Fes, Marokko, 18 Uhr
Sonnig, 19 Grad
Gestern Abend waren wir noch in einer Pizzeria, ein ganz kleines Lokal, modern eingerichtet, mit Jazzklängen und sehr gutem Essen. Eigentlich war gestern quasi „freier“ Abend, aber einer nach dem anderen von der Gruppe spazierte dann in das Lokal, sodass wir doch wieder ein größerer Haufen waren. So genial das marokkanische Essen ist, aber wir wollen uns alle nicht zu schnell damit überessen, und so bot sich der Italiener an. Obwohl Chefchaouen nur eine Kleinstadt ist, ist der Unterschied zu den Dörfern eklatant. In dem modernen Lokal wurden wir von Marokkanerinnen ohne Kopftuch bedient, sie sprachen ganz normal mit uns und wir mit ihnen – und das ist mir doch um Einiges lieber als diese religiös indoktrinierte Geschlechtertrennung. Es ist ja überall auf der Welt so, dass das Land etwas konservativer und die Stadt etwas fortschrittlicher ist in ihrer gesellschaftlichen Entwicklung, und so ist es auch hier in Marokko. Bei allem Respekt vor religiösen Gefühlen – dass Frauen in islamischen Gesellschaften oft so erzogen werden, dass sie sich für ihr Frausein schämen müssen und am besten nie mit Fremden sprechen oder sie ansehen, mit so etwas tue ich mir schon sehr schwer als Anhänger einer völlig gleichberechtigten Gesellschaft unabhängig von Religion, Nationalität, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder eben auch Geschlecht.
Heute, als wir Chefchaouen den Rücken kehrten, war dann wieder so ein strahlend blauer Tag, in der Früh aber auch wieder ein eiskalter. 3 Stunden waren wir nach Süden unterwegs, um die wichtigste römische Ausgrabung in Marokko zu besuchen, nämlich Volubilis. Volubilis war der südwestliche Außenposten des Römischen Reiches, weiter ist man nicht mehr vorgedrungen. Entsprechend ausgebaut war diese Grenzbefestigung. Die Stätte liegt in schöner Umgebung, einem saftig grünen Hügelland, blühende Blumen und Olivenbäume geben einen ansprechenden Rahmen. Dazu entfaltete endlich die Frühlingssonne ihre Kraft und es wurde, vor allem, da auch kein Wind ging, angenehm mild. Komischerweise wird Volubilis relativ wenig besucht, trotz der Nähe zu den Königstädten, aber das ist bekanntlich das Letzte, das mich stört, wenn man einen Ort nicht mit Millionen anderen Touristen teilen muss. Ganz toll sind viele perfekt erhaltene Bodenmosaike, die alle möglichen Räume zierten, von den Bädern bis zu den Schlaf-und Esszimmern.
Anschließend waren wir zum Mittagessen bei einem sozialen Projekt, wie es von G-Adventures auf jeder seiner Touren unterstützt wird. Hier geht es, in einem kleinen Dorf, um eine Initiative zur Bildung von Frauen, die nicht nur lernen, im Tourismus Fuß zu fassen sondern auch über ihre Rechte aufgeklärt werden, die ihnen die marokkanische Verfassung eigentlich gewährt, die aber in der Praxis oft nur auf dem Papier stehen aber nicht gelebt werden. Es geht hier um wirtschaftliche Eigenständigkeit, um ein eigenes Einkommen zu haben und somit nicht mehr finanziell von Männern abhängig zu sein. Bildung ist der einzige Schlüssel, um das Selbstbewusstsein von Frauen in patriarchalischen Gesellschaften zu heben und ihnen zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Das finde ich immer das Gute am Reisen mit G-Adventures, dass in jedem Land derartige Projekte unterstützt werden und damit durch den Tourismus auch ein Mehrwert für das Land bleibt. Wer reinschauen will, hier der Link….die Homepage ist allerdings nur auf Französisch.
http://femmesrurales.com/
Jedenfalls sprachen die Damen ganz freundlich mit uns (trotz Kopftuches), und das Zitronenhuhn mit Gemüse und weiteren Beilagen war ebenso wie die saftig frischen Clementinen ausgezeichnet.
Schließlich sind wir noch ein Stück weiter nach Fès gefahren, eine der berühmten marokkanischen Königstädte. Die Altstadt werden wir morgen besichtigen, unser Hotel liegt in der Neustadt. Diese ist so richtig unspektakulär, ein wenig chaotischer und heruntergekommener als alles andere, was ich bisher von Marokko gesehen habe. Nicht schlimm aber auch nichts, was man gesehen haben muss. Nun gut, wir sind ja nur zum Schlafen hier bzw gab es nebenan eine Wäscherei, wo ich meine Schmutzwäsche abgegeben habe. Morgen haben wir am Vormittag eine ausführliche Besichtigung der Altstadt auf dem Programm, auf die ich schon sehr gespannt bin. Und für den Nachmittag habe ich mich mal zu einem Hammam Spa Treatment eingetragen, das mir eine Stunde komplettes Wohlfühlpaket mit Dampfbad und Massage bescheren wird. Mehr aus Fes dann aber morgen.