Bis das Gepäck dann da war, war es auch schon wieder halb vier - und Rush Hour. Für die nur knapp 7 Kilometer vom Flughafen zum Hotel benötigte das Grab Taxi eine Stunde. Nur Stillstand - ein Irrsinn. Echt krank, der Verkehr hier in Manila. Als ich endlich da war, rückte ich angesichts der Verkehrshölle vom Vorhaben ab, mir heute noch einen anderen Stadtteil anzusehen - das war mir angesichts des Stillstands zu blöd. Und öffentlicher Verkehr ist komplett unterentwickelt - für eine 15 Millionen Stadt gibt es 2 Metro Linien, und keine davon hält in meiner Nähe. Also wieder hinüber in die angenehme Shopping Mall um den tropischen Park, die schon ein kleiner Kulturschock war. Gucci, Versace und all die anderen ganzen Läden, in denen ich sonst auch immer einkaufe ;-), sind hier aufgereiht, total klassisch philippinisch halt. Ich saß draußen im Park und aß zum Abendessen Latin Fusion, zahlte zirka das doppelte wie sonst überall auf den Philippinen - dafür konnte ich plötzlich wieder mit dem Handy zahlen ;-) Auf die entsprechende Frage reagierte die Kellnerin ganz verwundert und meinte "natürlich", als ich ihr sagte, dass das sonst auf den Philippinen fast nirgends geht, sah sie mich ungläubig an. Also entweder sie lebt in ihrer Nobel-Blase, oder Manila insgesamt ist doch schon eher im 21. Jahrhundert angekommen als der Rest des Landes. So kann man immerhin auch statt Tricycle hier wieder Grab fahren (bzw stehen). Das kommt mir insofern entgegen, weil ich nur noch wenige Pesos übrig habe und nicht nocheinmal abheben will für den einen Tag. Außerdem kann ich mich dann preismäßig langsam auf Australien einstimmen.
Für morgen habe ich ein wenig aufgezahlt und einen Late Check Out um 16 Uhr erwirkt. Das ist recht angenehm - weil so kann ich am Vormittag noch in Ruhe die Altstadt und den großen Rizal Park besuchen, mich nocheinmal duschen und erst dann umziehen für den Flug. Der ist doch ziemlich lange, 4 Stunden nach Singapur und dann 8 nach Sydney. So gesehen kann ich diese Nacht am Flieger dann wenigstens halbwegs erholt antreten. Und die Rezeptistin meinte auch, dass es am Vormittag besser ist, in die Altstadt zu fahren als jetzt am Abend, weil der Verkehr dann immerhin nur stockt und nicht komplett stillsteht. Also für Manila Verhältnisse quasi Idealzustand ;-)
Meine Zeit auf den Philippinen geht langsam zu Ende. Ich nehme viel Positives mit. Die Landschaft und Natur Palawans, das wunderbare Flair von Port Barton, definitiv meinem liebsten Ort der gesamten Reise, die außergewöhnliche Landschaft der Chocolate Hills, die witzigen Koboldmakis und mein feines Quartier auf Sandingan Island. Dazu war ich positiv überrascht, dass die Philippinen für ein armes Land ziemlich sauber sind - man konnte auch in jedem Quartier an einem großen Trinkwasserspender seine Flasche auffüllen und musste daher nie neue Plastikflaschen kaufen. Es ist nicht klinisch rein aber doch um Vieles gepflegter als in anderen Teilen Südostasiens. Ganz besonders bereichernd empfand ich aber die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Fiipino/as - sie sind pfiffig, lustig, ehrlich und extrem liebenswert.
Ein paar Dinge waren so mittelmäßig, und ein paar gingen mir auch richtig auf die Nerven.
Mittelmäßig war die Landschaft auf den beiden anderen Inseln Bohol und Siquijor. Das Essen war in Summe gut bis okay.
Nervig fand ich im Prinzip alle Städte mit ihren gesichtslosen Bauten und dem Verkehrswahnsinn. Manila ist ein hoffnungsloser Moloch, und El Nido schockte mich ob des Tourismuswahns. Für mich auch nervig, dass es - wie es halt in ärmeren Ländern so ist - überall streunende Hunde gibt, mit Ausnahme vom noblen Makati natürlich. Das weiß ich, normalerweise interessieren sich diese zum Glück nicht für einen, wenn man einfach vorbeigeht. Auf ein Fahrrad steige ich in solchen Ländern ohnehin nicht mehr - und so gab es auch keine Zwischenfälle ;-) Was mir auf den Philippinen ein wenig gefehlt hat, ist eine erkennbare eigenständige Kultur, die man sonst in den meisten asiatischen Ländern sehr stark findet. Die Lebensweise, ob arm oder reich, ist ziemlich westlich und ins Amerikanische tendierend, man isst gerne Fast Food, hört gern Musik, feiert gerne - aber wenn man mich jetzt fragt, was eigentlich so typisch philippinisch war - dann fällt mir keine so richtige Antwort ein.
Fragt man mich daher, ob ich noch einmal auf die Philippinen fahren würde, sage ich dazu "vielleicht". Klar gibt es noch unzählige Inseln, die man sich ansehen könnte, die Frage ist, ob eine davon schöner als Palawan sein könnte. Und wie gesagt, kulturelle Highlights, die man unbedingt gesehen haben müsste, sind recht dünn gesät. Ich denke, da würde ich mir nach Bali zum Beispiel noch gerne mehr indonesische Inseln ansehen. Port Barton könnte ich mir aber als Ort vorstellen, an den ich zum Überwintern zurückkehre - da passt das Setting und die Mischung und ich hatte dort ein richtiges Glücksgefühl. Und es wäre auch leistbar für eine längere Auszeit. Also wenn, dann vermutlich noch einmal Palawan, und das dann ausführlicher.
Anyway, morgen hat ja die Altstadt noch die Möglichkeit, mich zu überzeugen, dass Manila auch kulturell etwas Interessantes zu bieten hat. Und wenn ich im Flieger wie üblich nicht schlafen kann, werde ich auch an meinem Philippinen Guide arbeiten. Mal sehen, ob es noch einen "Zwischentag 3"-Artikel gibt oder gleich ein Update aus Australien. Rick wird mich Freitag zu Mittag vom Flughafen abholen. Ich bin jedenfalls absolut ready für mein Lieblingsland :-)