Quito, Ecuador, 19.30 Uhr
Wolkig, 15 Grad
Heute habe ich es endlich geschafft! Den Äquator auf dem Landweg zu überqueren. Ein Bein auf der Nord-, das andere auf der Südhalbkugel. Hier in Ecuador wird die Äquatorlinie natürlich groß vermarktet. „Mitad del Mundo“, die „Mitte der Welt“. Ein gleichnamiges Monument wurde hier nördlich von Quito errichtet, von dem es heißt, dass es eine Riesen Touristenfalle ist. Erstens steht dieses nämlich, wie man später, als die Messungen exakter wurden, herausfand, über 200 Meter von der wirklichen Äquatorlinie entfernt, da man sich seinerzeit schlicht vermessen hatte. Und zweitens wurde das Ganze offensichtlich im amerikanischen Stil mit einer großen Show aufgezogen. Nichts für mich, vor Allem nicht dann, wenn es eine Alternative gibt, die noch dazu wirklich genau auf der Nulllinie liegt. Es gibt eine kleine lokale Initiative, die Sonnenuhr von Quitsato. Diese lag nicht nur praktischer Weise heute genau am Weg nach Otavalo, nein, es ist auch ein sympathisches Projekt, das die Zusammenhänge zwischen Sonnenständen und der Auffindung antiker Stätten erforscht. Gegen eine kleine Spende bekommt man eine kurze Erklärung über das Projekt an sich, auch werden anhand der Sonnenuhr die genauen Positionen der Erde an den jeweiligen Tagen wie Tag-und Nachtgleiche auf beiden Halbkugeln bzw die jeweilige Sonnenwende erläutert. Und, wenn man in der Nacht kommt und das Glück hat, einen klaren Himmel zu haben (was hier im ecuadorianischen Hochland selten vorkommt), kann man an der Äquatorlinie als einzigem Punkt sowohl die typischen Sternenbilder der Nordhalbkugel (wie zum Beispiel den Großen Wagen) als auch jene der Südhalbkugel (beispielsweise das Kreuz des Südens) sehen. Faszinierend. Ein Besuch der Sonnenuhr auf halbem Weg zwischen Quito und Otavalo lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur, weil es informativ ist, sondern auch, weil es irgendwie schon ein lässiges Gefühl ist, sich genau zwischen den Hemisphären zu befinden. Die Website ist nur auf Spanisch, die Erklärungen vor Ort gibt es aber auch auf Englisch.
http://www.quitsato.org/
Die weiteren Stationen des Tages bis zu meiner Rückkehr nach Quito lagen jedenfalls dann auf der Nordhalbkugel.
Zunächst stand Otavalo auf dem Programm. Der ganz bekannte große Markt findet immer am Samstag statt, unter der Woche beschränkt er sich auf die Plaza del Poncho und ist wesentlich kleiner. Das Angenehme aber ist, dass er dann auch nicht von Touristen überrannt ist und man genug Platz hat, um zwischen den schönen Teppichen, Ponchos, Westen und Hemden herumzuspazieren. Die Verkäufer bieten ihre Waren an, ohne aber dabei zu aufdringlich zu sein. Handeln ist hier Pflicht, und ein bisschen etwas habe ich auch erstanden. Otavalos Bevölkerung ist fast ausschließlich indigen, wobei die Otavalenos den Ruf haben, besonders geschäftstüchtig zu sein. Auch wenn die Stadt keine großartige historische Bausubstanz hat, so merkt man ihr doch an, dass sie einen gewissen Wohlstand aufgebaut hat. Neben einer hübschen Plaza sind die Gehsteige schön gestaltet, Alles wirkt sehr sauber und gepflegt. Der Lebensmittelmarkt ist leider gerade geschlossen, weil er im Umbau ist (das passiert mir jetzt nach der Osterinsel schon zum zweiten Mal auf dieser Reise, wo ich doch so ein Fan von Lebensmittelmärkten bin!). Otavalo gilt als eine der wohlhabendsten Städte Ecuadors, das sieht man, und es ist schön zu sehen, dass indigene Bevölkerung nicht ausschließlich und von vornherein ein Indikator für bittere Armut sein muss.
Gestärkt durch ein gutes Sandwich mit einem hervorragenden Ananassaft ging die Tour dann weiter, hinauf zur Laguna de Cuicocha. Pittoresk ist dieser Kratersee mit 2 kleinen Inseln in der Mitte, er liegt auf 3200 Metern Seehöhe. Eine kurze Wanderung unternahm ich hier, für den Rundwanderweg von 4 Stunden war leider nicht genug Zeit. Die Fotos sind auf jeden Fall sehr schön geworden.
Auf dem Rückweg nach Quito machten wir noch einen Stopp an dem netten kleinen Wasserfall Cascada de Peguche, wo immerhin auch noch ein halbstündiger Rundweg drinnen war.
Erst nach 5 war ich dann wieder in Quito, ein langer Tag mit meinem netten Fahrer Luis ging zu Ende, und ich bin wirklich müde durch die vielen Aktivitäten und die zahllosen Eindrücke.
Mein Viertel hier in Quito war heute viel lebendiger als am Sonntag. Die Cafés und Bars waren geöffnet, und es war gleich wesentlich mehr Leben auf der Straße. Ich fand ein super nettes Café zum Abendessen, eingebettet in einen Kunsthandwerksladen, natürlich boboesk, keine Frage, und bio noch dazu. Das Besitzerpaar war super nett, ich unterhielt mich lange mit ihnen. Auch wenn mein Spanisch weit entfernt von fließend ist und mein Wortschatz immer noch sehr beschränkt, gewinnt eine Lateinamerika-Reise doch entscheidend an Reiz und Faszination, wenn man in der Lage ist, mit den Menschen zu kommunizieren. Obwohl Spanisch jetzt nicht eine total exotische Sprache ist, so kann dennoch die Mehrzahl der Touristen, die nach Südamerika reist, praktisch kein Wort davon, und die Einheimischen sind immer freudig überrascht, wenn sie merken, dass sie sich mit dem Gast unterhalten können. Das Menü war ein Fisch nach peruanischer Art in Kokosmilch, gut gewürzt mit Paprika und weiterem Gemüse (und auf Anfrage natürlich ohne das Arge ;-)), dazu Reis, sowie eine traumhafte warme Cheese Cake mit Ananas und Vanilleeis. Leider habe ich zum Abendessen meine Kamera vergessen, um das bisher beste Essen in Ecuador entsprechend für euch zu dokumentieren. Den Lokaltipp gibt’s aber natürlich gleich…..
http://galeriaecuador.com/
Morgen verlasse ich Quito fürs Erste auch schon wieder. Ich werde aber vor meiner Galapagos Tour noch einmal 3 Tage hier verbringen, um die Stadt und ihr Umland noch besser kennen zu lernen. Daher werde ich meine Tipps für Quito erst nach meinem zweiten Aufenthalt hier nachreichen. Ab morgen beginne ich meine Tour durch Ecuador. Die erste Station wird dabei für die kommenden 3 Tage das Amazonastiefland sein, wo ich in einer kleinen Dschungel Lodge untergebracht sein werde. WIFI gibt es angeblich bei der Rezeption, wie gut es funktioniert und wieviel ich euch entsprechend berichten kann, werden wir ab morgen sehen. Auch wenn es in Quito eigentlich weniger kalt als erwartet war, freue ich mich dennoch wieder auf ein paar Tage Shorts und Flip Flop-Temperaturen ;-))
Macht’s gut – Que se vayan bien!