Knysna, Südafrika, 18.15 Uhr
Wolkig-schwül, 27 Grad
Heute haben wir also wie geplant den Sprung an die Küste geschafft. Unsere erste Begegnung mit dem Ozean, knapp außerhalb von Port Elizabeth, war noch nicht ganz so prickelnd, das Wetter war hier noch recht grau, es war recht kühl und der Strand, abgesehen von ein paar Dünen, recht unspektakulär. Die Dänen fühlten sich gleich wieder wie in ihrem auf dieser Tour schon viel zitierten „Danish Summer“. Nun, zum Glück wurde es später besser – sowohl das Wetter als auch der Strand ;-)
Misheck erinnerte mich in dem Moment an Josef. Er meinte, er wartet beim Bus, starrte ehrfürchtig und fasziniert Richtung Meer, meinte aber, vor der Gewalt des Ozeans habe er zu viel Respekt, um ihm zu nahe zu kommen. „Dieses Wasser“, wie er es mit kindlichem Grinser nannte, sei ihm sehr suspekt, ich erinnerte mich sehr an ähnliches Verhalten meines Herrn Schwagers, wenn es Richtung Strand geht. Man sieht an den Stränden hier auch fast nur Weiße, vielleicht ist den Afrikanern das beseelte Meer einfach generell nicht geheuer.
Im Zuge unserer Reise an die Küste haben wir – auf dieser Tour erstmals in dieser Stärke - ganz extrem den Zusammenprall von erster und dritter Welt erlebt – denn am Indischen Ozean, an der Garden Route, liegen die Ferienorte Südafrikas. Plettenberg Bay (ganz cool „Plett“ genannt) und Knysna, wo wir jetzt an der Lagune residieren, gehen locker als australische Ferienorte durch – wieder einmal. Schöne Strandhäuser, vorwiegend mit Ferienappartments, Bed&Breakfasts in traumhafter Lage mit schönen Gärten, coole Geschäfte, Cafés und Seafood Restaurants, in Plett auch ein wunderbarer weiter Sandstrand. All das ist – kurz gesagt – weiß. Man sieht hier – mit Ausnahme der Arbeitskräfte – nur Weiße, Südafrikaner gemischt mit hier auffallend mehr Touristen aus diversen Teilen Europas. Wo die Arbeitskräfte wohnen, sieht man dann auch, wenn man aus den Orten hinausfährt. Nämlich am Ortsrand, in den heruntergekommen Wellblechbaracken der Townships. Ich kannte das schon von meinem Trip aus Cape Town, nachdem wir das auf unserer Tour quer durch das Land aber bisher in dieser extremen Form noch nicht gesehen hatten, war ich irgendwie schon davon ausgegangen, die Situation in den Townships hätte sich insgesamt verbessert. Hier jedenfalls nicht – und ich hätte gerade wie hier in kleineren Orten nicht unbedingt damit gerechnet.
Das Australien am Kap versucht die Dritte Welt, die hier zu Hause ist, auszublenden – das gelingt aber nicht, denn man kann da beim Durchfahren einfach nicht-nicht hinschauen. So toll es hier ist, ein schaler Beigeschmack bleibt irgendwie immer – es gibt kein Land der Welt, wo diese Gegensätze so knallhart aufeinander treffen. Der Vorteil an Südafrika gegenüber Australien, nämlich das, auch in diesen „weißen“ Ferienorten moderate Preisniveau, wird durch diese Fakten für meinen Geschmack dann wieder mehr als zunichte gemacht. Nein, mir gefällt Südafrika immer noch, und ihr seht ja auch auf den Bildern, wie schön es hier ist, aber ich musste trotzdem wieder kräftig schlucken und kam mir ziemlich dekadent vor, als ich mir meinen wunderbaren Fisch zum Mittagessen schmecken ließ.
Auf dem Weg nach Knysna kamen wir durch ein Stück Regenwald und danach an der größten und höchsten Brücke Afrikas, der Bloukrans Brücke, vorbei. Östlich von Plettenberg Bay wurden im Zuge der Schnellstraße 4 baugleiche, wirklich tolle Bogenbrücken errichtet, deren höchste eben die Bloukrans ist. Wagemutige können sich von dieser auch beim Bungee Jumpen 216 Meter in die Tiefe stürzen – der höchste kommerzielle Bungee Sprung der Welt, wohlgemerkt von einer Brücke (von Türmen gibt es noch höhere). Sah jedenfalls spektakulär aus.
Morgen werden wir den Tag in Knysna und Umgebung verbringen, hier ist es zwar etwas kühler als im Hinterland der Karoo, dafür aber auch wesentlich schwüler. In der jetzigen Lodge, die etwas außerhalb des Ortes liegt – liegt der Pool direkt vor meiner Türe – und erstmals ist er nicht Isabella-sondern Step-tauglich ;-) Was es sonst noch aus Knysna zu berichten gibt, solltet ihr dann morgen erfahren!