Pereira, Kolumbien, 18.15 Uhr
Heiter bis wolkig, 23 Grad
Der Sprung ist geglückt! Ich habe Bogotá heute Früh, trotz heute herrschenden Sonnenscheins, nicht wirklich schweren Herzens verlassen und bin eine knappe halbe Stunde weiter geflogen, und zwar nach Pereira. Pereira hat immerhin 500.000 Einwohner, und ich muss zugeben, bevor ich wusste, dass ich hierher kommen würde, habe nicht einmal ich alter Geograf jemals von dieser Stadt gehört gehabt. Es liegt auf 1400m Höhe im Herzen der sogenannten „Zona Cafetera“ – umgeben von dicht grün bewachsenen Hügeln. Und – es ist, in Kurzversion, eine Stadt wie Huehuetenango. Ich weiß, mit dieser Beschreibung kann außer Isabella wirklich Niemand etwas anfangen, die Langversion wäre – es ist eine Stadt ohne besondere Sehenswürdigkeiten, eine Stadt ohne Touristen, eine ganz „normale“ kolumbianische Stadt. Und genau das machte sie mir auf Anhieb sympathisch – es ist eine Stadt die das kolumbianische Leben zeigt, die authentisch ist, weil sie sich nicht für irgendwelche Touristen verstellen muss, die geprägt ist von einem schönen Umland, sehr herzlichen Menschen (deren weiblicher Teil dazu noch überaus hübsch ist ;-)) Dazu spricht absolut Niemand Englisch, ich könnte hier genauso Deutsch, Chinesisch oder Suaheli sprechen und würde auch nicht weniger verstanden werden. Das frustriert einerseits, weil man kaum echte Konversationen führen kann (ich hätte meinen Spanischkurs doch VOR der Tour machen sollen), andererseits gehört es ja auch irgendwie genau zu dieser Authentizität dazu. Kurzum, es die Stadt, die das gestern noch vermisste „Juhu ich bin wieder in Südamerika“-Gefühl sofort in mir entfacht hat!
Abgeholt wurde ich von Benita und Wolfgang, einem deutschen Auswandererpärchen aus Thüringen, das seit 5 Jahren hier in Kolumbien lebt. Sie haben in Deutschland genau diese Herzlichkeit vermisst und waren dort, obwohl es ihre Heimat ist, nie wirklich glücklich – und ich verstehe insofern warum, nämlich weil sie genau so herzliche und liebenswerte Menschen wie die Einheimischen hier sind, sehr offenherzig und nicht verschlossen. Sie haben sich hier niedergelassen und Cafeteratours gegründet, ein 2 Personen Unternehmen, das genau aus eben den beiden besteht und das seine Gäste auch persönlich betreut. Sie haben meine ganze nach dem Baukasten Prinzip zusammengestellte Kolumbientour mit mir gemeinsam gestaltet und kümmern sich an den 4 Tagen, an denen ich hier in Pereira bin, um mich persönlich. Ich muss schon sagen, es ist mir glaube ich mal wieder ein Volltreffer gelungen, mit den Beiden fühle ich mich überaus wohl!
www.cafeteratours.com
Untergebracht haben sie mich im überaus sympathischen Kolibri Hostel, das von ihrer kolumbianischen Freundin Alexa betrieben wird. Es ist gemütlich, mit Terrassen und Hängematten, wiedermal einwandfreiem WIFI (wobei die Kolumbianer generell sehr internetaffin sind und an jeder Ecke das Smartphone auf und ab gewischt wird was das Zeug hält). Das Hostel liegt hier in einer wesentlich angenehmeren Gegend als jenes in Bogotá, ruhig gelegen und trotzdem direkt neben der belebten Bar-und Restaurantmeile. Hier ist immer etwas los und man muss sich nicht fürchten, wenn man außer Haus geht. Und zudem haben sie auch noch im Haus ein köstliches und preiswertes Restaurant, wo man vorzüglich essen kann wenn man keine Lust mehr hat, außer Haus zu gehen.
www.kolibrihostel.com
Heute Nachmittag, nach meiner Ankunft und dem Mittagessen, waren wir noch in einem kleinen privaten Naturpark mit Schmetterlingen und bunten Vögeln. Hier wird ein Stück Natur erhalten und erforscht, und Besucher werden ohne horrende Eintrittspreise und ohne sonstiges Showprogramm à la Costa Rica gerne und freundlich herumgeführt. Ist auch ein Geheimtipp, den Wolfgang und Benita mal durch Zufall entdeckt haben, seither bringen sie ihre Besucher gerne dorthin.
Morgen haben wir einen intensiven Tag vor uns, werden die Umgebung erkunden mit dem Jeep, Wandern, Bergdörfer – und es geht schon um 7 los. Somit werde ich nach dem Abendessen wohl bald mal einen Abflug machen, um das fit und munter mit allen Sinnen mitzuerleben.
Ja, mein Urlaub hat jetzt wirklich begonnen, ich bin angekommen in dem Kolumbien, von dem ich gehofft habe es zu finden!