Die neuen Maßnahmen - jetzt dürfen wir also auch wie in Asien wie die Zombies alle mit Masken herumlaufen. Wie die Zombies verhalten wir uns sowieso alle nur noch. Sehen wir einen anderen Menschen, weichen wir fast panisch weiträumig aus – alle anderen Erdenbürger sehen wir als Aussätzige an. Heute im Supermarkt, den ich nach Ablauf meiner Quarantäne wieder besuchen durfte – fragte ich, mit Einkaufswagerl bestückt und damit sicher nicht besonders nahe, eine Dame, die mit ihrem Wagen mitten im Gang stand, freundlich, ob ich denn bitte vorbei dürfte. Hysterisch keifte sie mich an, ich solle doch gefälligst den Abstand einhalten. Okay – lesson learned – ein Sozialverhalten, das bis vor Kurzem noch als höflich normal galt, zählt nichts mehr – jemanden in freundlichem Tonfall anzusprechen, wird bereits als persönlicher Angriff auf die Gesundheit gewertet. Ich schüttelte also mit dem Kopf und fragte, ob ich mich denn in Luft auflösen sollte und fügte, ohne eine Antwort abzuwarten, hinzu, dass ich das inzwischen eh am liebsten tun würde. Im Übrigen sah ich, als ich beim Merkur brav zur Selbstbedienungskasse ging, um meine Sozialkontakte vorbildlicherweise zu minimieren, etwas später selbige Dame, wie sie gerade bei der bemannten (bzw befrauten) Kasse stand, den Kopf ganz nahe bei der Kassenkraft hielt und eifrigst Münzen aus dem Geldbörsel zusammensuchte (eine von der „Woatens, i hobs genau“-Fraktion) statt einfach mit kontaktloser Karte zu zahlen und so den gebotenen Abstand zu wahren. Szenen wie diese sind es, die also inzwischen gesellschaftliche Norm geworden sind, wenn nicht alle mit einer nachhaltigen psychischen Störung aus diesen Corona-Tagen-Wochen-Monaten hervorgehen, dann wäre das das achte Weltwunder.
Man spricht immer von einer ausgewogenen Work-Life-Balance als Ideal. Ausgewogener könnte meine nicht sein im Moment. No work, no life. Klassischer Ground Zero. Es klappt jetzt irgendwie wieder nicht mehr so gut mit dem Stillhalten. Gestern schwankte meine Gefühlswelt extrem. Ich war noch in Quarantäne – und ich bin ja seit Jahren nicht mehr für Langstreckenflugzeugtypen zugelassen. Trotzdem – meine am Boden liegende Fluglinie – die hob nach 13 Jahren wieder unter der gleichen Flugnummer wie seinerzeit, nämlich mit der historischen „OS1“, „Austrian One“ – nach Sydney ab. Sehnsüchtig und wehmütig verfolgte ich auf der Flightradar App diesen Flug – es kamen viele Erinnerungen an damals hoch und ich musste heulen. Aus dem Anlass, gestrandete Österreicher aus Australien zu holen, flog unsere 777 also wieder ihre historische Route – und das ohne mich und zu einem Zeitpunkt, wo es praktisch keinen regulären Flugverkehr mehr gibt. Ich weiß, ich erscheine den meisten verrückt in meiner komischen Gedankenwelt – einmal mehr aber war für mich klar, was für mich das Leben bedeutet, und das ist die Welt da draußen. Ich erdete mich wieder mit einer anderen alten Leidenschaft von mir – mit Trash Metal. Ja, in voller Lautstärke, Sodom, Slayer, Headbanging – das war das Ventil, das ich brauchte. Diese Zeit daheim bringt mich irgendwie um den Verstand. Ich will mein Leben wieder! Ich will mich nicht mehr einsperren lassen von einem blöden Virus, der unsere demokratischen Gesellschaften zu autoritären Polizeistaaten gemacht hat und uns Bürger zu rechtlosen Zombies degradiert hat. Aber da leben wir nun. Oder überleben. Ohne Sozialkontakte. Denn das größte Verbrechen im Jahre 2020 lautet Freunde treffen. Wer das tut ist ein Mörder. Schöne neue Welt. Wo ist der Ausgang? Wie kommt man aus dem Wahnsinn wieder raus ohne selbst wahnsinnig zu werden? Ich weiß es nicht. Fürs erste heißt die Antwort – Slayer hören und Pappn halten…..