Ich kannte bisher die bekanntesten Städte, Warschau, Danzig und Krakau. Nachdem das Land aber weitere Perlen zu bieten hat, beschloss ich, dass ich da hin mag. Also, Standby Ticket gebucht – und auch die Flugnachfrage ist unberechenbar – denn der Flug nach Warschau war voll, und die Kollegen waren trotz unseres C-Freundes so nett, mich im Cockpit mitzunehmen, nicht selbstverständlich dieser Tage auf engerem Raum. Ich hatte mir ein Auto gemietet und war nach der Landung dahin – auf dem Weg nach Wroclaw, dem früheren Breslau. Hier kam ich gute 3 Stunden später an, bezog direkt mein Zimmer in einer kleinen Pension nahe des Hauptplatzes – zog mich um - und ging auf ebendiesen. Was für eine Pracht! Fast alle polnischen größeren Städte haben den sogenannten „Rynok“, den „Ring“, als Mittelpunkt, mit dem Rathaus in der Mitte, um das sich prachtvolle Fassaden alter Bürgerhäuser gruppieren, jener von Wroclaw ist einfach eine Augenweide. Dermaßen schön! Gestern Abend herrschte auch diffuses Licht, was dem Szenario, auch begleitet von einem wunderbaren Abendessen, eine Art Magic Touch verlieh. Ja, wieder unterwegs, ein wenig Pioniergeist ist dabei heuer schon gefragt, aber wenn man dann auf diesem Schmuckstück eines Hauptplatzes sitzt und eine wunderbare Ente verspeist, dann ist das Leben wieder einfach schön. Magic Moment, ganz ohne das böse C.
Heute dann ein prachtvoll sonniger Tag, an dem ich ausgedehnt durch diese wunderschöne Stadt spazierte, neben dem Hauptplatz gibt es beispielsweise die verträumte Dominsel mit ihren stillen großen Kathedralen, schöne und weniger schöne Kirchen, an jeder Ecke kleine Zwerge aus Bronze, die in den 1980ern als fröhlich stiller Protest gegen die Verhängung des Kriegsrechts ins Stadtbild kamen, einen toll entspannten botanischen Garten, wunderbare Parks, einen verwunschenen alten deutsch-jüdischen Friedhof, ein hippes früheres jüdisches Viertel mit Cafés und Bars verschiedener moderner aber urgemütlicher Stilrichtungen – kurzum….Wroclaw steht zu Unrecht im Schatten des bekannteren Krakau. Es ist theoretisch eine lebendige Studentenstadt – durch C.. zwar etwas schaumgebremst aber doch entspannt und vor Allem praktisch ohne Touristen. Einige Male wurde ich schon gefragt, wie ich als Österreicher denn gerade auf Wroclaw als Ziel kommen würde – so als wäre das geradezu komplett abwegig. Für mich gibt es bekanntlich keine abwegigen Destinationen – und Wroclaw kann ich als Städtetrip nur jedem ans Herz legen.
Ein Manko ist vielleicht die etwas umständliche Erreichbarkeit von Wien aus – es gibt weder direkte Flüge noch direkte Züge noch direkte Busse. Deshalb hatte ich auch die Variante, das Land mit dem Mietwagen vom zentralen Warschau aus zu erkunden, beschlossen. Denn ich werde morgen weiterziehen, nach Poznan (Posen), dann auch noch Gniezko (Gnesen) und Torun (Thorn) mitnehmen in den kommenden Tagen. Die Wetteraussichten sind leider nicht gar so prickelnd, aber ich werde das Beste draus machen. Freut euch auf mehr aus Polen und genießt nun die Bilder aus einer herrlichen Stadt!