Mendoza, Argentinien, 22.30 Uhr
Klare Nacht, 27 Grad
Also der Start ins Wochenende war mal etwas holprig. Wie angekündigt, stand ich um 4 auf und fuhr per Taxi zum recht nahen Stadtflughafen von Buenos Aires. Web Check in am Vortag hatte nicht funktioniert, die self check-in Automaten wussten mit meinem Ticket ebenfalls nichts anzufangen. Nachdem ich natürlich für die 2 Tage nur mit Handgepäck unterwegs war, fragte ich beim Personal von Aerolineas Argentinas nach, ob es irgendwo einen Spezial Check-In gäbe, leider musste ich mich aber in die ganz normale Schlange mit den Menschen mit Gepäck einreihen. Fand ich schon recht mühsam, das erste Mal, dass mir die Argentinier mit ihrer Passion für ihre „Fila“ auf die Nerven gingen. Jedenfalls stand ich dann eine Stunde an, ich fragte mehrmals nach, ob sich das mit meinem Flug ausgehen würde. Bei der Fila gibt es aber keine Ausnahmen, da hört sich der Spaß auf. 20 Minuten vor Abflug kam ich jedenfalls endlich dran – und dann wurde mir mitgeteilt, dass mein Flug leider voll ist und ich den nächsten nehmen müsste. Ich war nicht Standby unterwegs sondern mit einem ganz normalen Ticket. Tja, so konnte ich 2.30 Stunden warten, war umsonst so früh aufgestanden, und meinen etwaigen Trip hinauf in die Anden zum Mirador de Aconcagua an der chilenischen Grenze konnte ich ebenfalls schmeißen, denn dieser wäre eine Ganztagesaktivität gewesen. Nun ja, die Wartezeit nutzte ich dazu, zu frühstücken, gleichzeitig eine Beschwerde ans Kundenservice der Airline zu schreiben und meiner Schwester via Skype zum Geburtstag zu gratulieren ;-)
Ich landete also nach knapp 2 Stunden Flugzeit gegen halb 11 in Mendoza. Dieses hat rund 1,4 Millionen Einwohner, liegt etwa 1200 Kilometer von Buenos Aires entfernt, in 700 Höhenmeter zu Fuße der Anden. Die Region ist eine der trockensten Argentiniens, geschützt von der Andenkordillere können pazifische Störungsfronten hier kaum zugreifen. So ist die Gegend eigentlich eine Art Hochsteppe, wobei das Wasser der Flüsse und Gletscher, das aus den Anden kommt, dazu benutzt wird, aus Mendoza und Umgebung eine Oase zu machen, die künstlich bewässert wird. Das führt dazu, dass die Stadt selbst unglaublich grün ist – endlose Alleen kennzeichnen die Straßen. Andererseits dazu, dass in der Umgebung großflächig Wein angebaut wird – vor Allem der berühmte Malbec. Als ich landete, war der Himmel strahlend blau, dazu war es sehr heiß, allerdings viel trockener als in Buenos Aires. Eine wunderbar angenehme Hitze.
Ich nahm mir ein Taxi zu meiner Unterkunft, die ich schon gebucht hatte, checkte hier ein und sah mich in einer Reiseagentur um, was ich aus der nun vorhandenen Zeit am Besten machen könnte. Nachdem die Weinkellereien größtenteils Sonntag geschlossen sind, blieb mir eigentlich nichts Anderes übrig, als eine Nachmittags Weintour zu buchen, individual wäre sich das kaum mehr ausgegangen. Und für morgen Vormittag dann zumindest einen Halbtages Trip ein Stück die Anden Richtung Chile hinauf. Ganz bis zum Aconcagua geht sich das leider nicht aus, der Aussichtspunkt liegt doch 180 Kilometer von hier entfernt, das hatte ich irgendwie falsch eingeschätzt, auf der Karte eines Riesen Landes wie Argentinien sieht er aus, als würde er direkt über der Stadt thronen. Der höchste Gipfel des Kontinents bringt es auf knapp 7000 Meter, höhere Erhebungen gibt es auf diesem Planeten nur im Himalaya.
Bevor ich zur Weintour antrat, streifte ich noch 2 Stunden durch die Stadt herum, wie schon erwähnt, ist sie geprägt von Baum bestandenen Alleen und Parks. Auch ein Mittagssnack in einem Straßencafé ging sich noch aus. Sehr relaxt das Ganze. Und ja, endlich, Argentinierinnen sind doch nicht nur hässlich. Hier in Mendoza haben sie mehr den andinen Einschlag und haben nicht diese herben Gesichtszüge der Portenas – jedenfalls streifen hier wieder auffallend mehr hübsche Frauen durch die Straßen!
Die Weintour selbst führte dann in die Umgebung der Stadt, zu 2 Weinkellereien, einer ganz modernen und einer kleineren, etwas historischeren. Auch zu einer Olivenölpresse fuhren wir. Die Tour war mir eigentlich viel zu touristisch, 3 Busse waren wir, an die 90 Personen. An sich sind die Kellereien ähnlich dem Hunter Valley in Australien aufgezogen, die europäische Gemütlichkeit, die mit dem Wein so verbunden ist, fehlt auch hier gänzlich. Jedenfalls ist Argentinien nach Frankreich, Italien, Spanien und den USA der fünftgrößte Weinproduzent der Welt. Und, was weniger bekannt ist, der größte Olivenölproduzent außerhalb des Mittelmeerraums. Das war mir neu, erklärt aber, warum hier im Land zum Salat erfreulicher Weise, nicht wie in den meisten Ländern der Erde, irgendwelche fetten Fertigdressings, sondern immer nach italienischer Art, Olivenöl und Balsamicoessig aufgewartet werden – sprich, so wie ich es am liebsten mag.
Nun ja, ein paar gute Tropfen konnten wir insgesamt verkosten, und ein paar ganz nette Leute waren auch in der Gruppe.
Zurück im Quartier war es dann schon 8, ich ging gleich in eine nahe Parrilla Abendessen. Das wurde auch ganz lustig, auf dem einen Nachbartisch saß eine gemischt slowakisch-israelische Gruppe, die gerade den Aconcagua mehr oder weniger bezwungen hatte, am anderen ein Schweizer Paar, das gerade von Alaska kommt und im Endspurt einer einjährigen Panamericana-Reise Feuerland per Wohnmobil anstrebt. So konnten wir alle interessante und spannende Reisegeschichten austauschen – und ehrlich, etwas Schöneres gibt es auf Reisen ja eigentlich kaum, als sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten – wir sind schon eine eigene Spezies ;-)
Nun gut, die Kombination aus zu wenig Schlaf und doch einigem Malbec macht mich jetzt akut bettschwer……vor Allem geht es morgen dann wieder früh los…..so gesehen, salud y hasta manana!