Warum überhaupt dieser Vergleich? Nun ja, beide Länder haben keltischen Ursprung mit einer entsprechenden Sprache, die Landschaft mit grünen Hügeln, engen Straßen, Steinmauern und Schafherden ist ziemlich ähnlich, und auch das wechselhafte Wetter findet man dies-und jenseits der Irischen See gleichermaßen. Eine gewisse Ähnlichkeit kann man den beiden Gebieten jedenfalls nicht absprechen.
Und dennoch geht meine Empfehlung, wenn ich mich nun entscheiden müsste, klar an Irland. Die Landschaft ist in Irland jedenfalls einen Tick schöner und spektakulärer, insbesondere die Küsten und Strände mit dem rauen Atlantik an der Westküste. Die Orte sind in Irland lieblicher - und das Essen ist um Klassen besser als es hier in Wales ist, das sich in dieser Hinsicht sehr britisch gibt. Es ist auch ein wenig so ein Gefühl - natürlich hat es mir auch in Wales gefallen und die Bilder sprechen eine klare und wunderschöne Sprache. Trotzdem will der Funke in Großbritannien bei mir nie so ganz überspringen, während ich Irland bei meinem ersten Besuch 1991 sofort ins Herz geschlossen habe und sich dieser Eindruck auch bei meinem letzten Gastspiel 2019 wieder bestätigt hat. Man hat das oder man hat das nicht - so ein Bauchgefühl, dass man sich an einem Platz oder in einem Land sofort wohl fühlt. Das ist bei mir in Irland der Fall - und auch wenn Wales nicht England ist, habe ich trotzdem den Eindruck, dass mir irgendetwas hier abgeht. Wie auch immer - schaut euch am besten beides an....aber wenn ihr euch entscheiden müsst, nehmt Irland ;-)
So, nachdem diese Frage nun geklärt ist, zu meinem letzten vollen Tag hier. Er begann irgendwie verhalten. Das B&B, in dem ich bin, liegt nicht nur sehr nett im ruhigen Penally, es ist auch hübsch und die Besitzer freundlich und nett. Trotzdem war es auch mit 140 EUR pro Nacht nicht gerade ein Schnäppchen. Und dass die Dusche zwar eine Spur mehr als lauwarm aber doch nicht wirklich warm wird, ist bei dem Preislevel eher traurig. Das Frühstück war ebenfalls eine Enttäuschung - es wurde um 8 Uhr ein Sackerl vor die Türe gestellt mit einem Joghurt, einem Croissant, einem abgepackten Orangensaft und einer Box Instant Porridge, das man sich mit heißem Wasser selbst aufgießen kann. Dass bei dem Preis nicht einmal ein Full Welsh Breakfast angeboten wird, das auf der Insel eigentlich Standard ist, ist auch ziemlich schwach. Nicht besonders überwältigt, fuhr ich in den Supermarkt, der zwar groß ist, wo aber trotzdem kein Appetit aufkommt. Die ganze abgepackte Ware wirkt künstlich und wenig frisch, es gibt Unmengen an Verpackung und extrem viel Junk Food. Naja, für mein Picknick konnte ich mir schon etwas zusammenstellen, wirkliche Begeisterung kam aber auch dabei nicht auf. Dann wollte ich eigentlich zu den Bosherton Lily Ponds fahren, um von hier aus meine 10 Kilometer Runde durch den Wald und zu den zwei schönsten Stränden von Wales anzutreten. Aber - an diesem Wochenende ist in der Gegend der sogenannte Long Course, eine Art Triathlon, weswegen am Vormittag alle Straßen gesperrt wurden. So verplemperte ich 2 Stunden, bis ich endlich an den Ausgangspunkt meiner Wanderung gelangte. Diese war dann dafür wirklich das erhoffte Highlight, das Wetter passte, die beiden Strände Broad Haven und Barafundle Bay wirklich die beiden schönsten, die ich hier im Laufe der Tage gesehen hatte, und auch die Seerosenteppiche im Wald dahinter waren wirklich nett, ebenso wie die spektakulär in die Klippen gebaute St. Govans Chapel aus dem 13. Jahrhundert. Auch tat diie Bewegung nach dem vielen Autofahren sehr gut. Der Teil war also wirklich super. Als ich ins Quartier zurückkam, zog ich mich um und ging hinein nach Tenby. Tenby ist wirklich ein lebendiger hübscher Ort - ich war extra schon vor 18 Uhr dort, da ich wusste, dass ab 19 Uhr an einem Samstag Abend bestimmt alle Tische in den Restaurants ausgebucht sein würden. Allerdings hatte ich auch vor 6 keine Chance mehr, sodass mein letzter Abend dann bei mittelmäßigen Fish and Chips in einem viel zu lauten Pub ein abermaliger kulinarischer Reinfall wurde. Café für ein Dessert hatte auch keines mehr offen, sodass ich enttäuscht aber immerhin bei Sonnenschein meinen Strandspaziergang zurück ins Quartier machte. Während sich in London das kulinarische Niveau in den letzten Jahren doch deutlich verbessert hat, so ist es hier immer noch grottenschlecht. Ihr wisst ja, dass die Küche für mich immer ein entscheidender Teil einer Reise ist - ein schönes Abendessen am Ende eines netten Tages gehört für mich einfach als krönender Abschluss dazu. Naja, ist eben so, vielleicht auch ein Punkt an Großbritannien, der mir ein wenig auf die Nerven geht.
Genug gelästert über die britische Küche - morgen geht es schon wieder nach Hause. Ich werde knapp nach 8 von hier aufbrechen, denn ab 9.30 sind wieder alle Straßen gesperrt, waren es heute die Radrennen, so ist morgen der Marathon dran. Auf halbem Wege nach Heathrow, in der Nähe von Bristol. werde ich meinen Freunden Paul und Verena einen Besuch zum Lunch abstatten, darauf freue ich mich schon sehr. Am Abend fliege ich dann heim - ich habe schon meinen Sitzplatz in der Business Class. Wie alles gelaufen ist, erfahrt ihr demnächst, vielleicht nicht mehr morgen, da ich erst spät zu Hause sein werde. In diesem Sinne - unten wieder ein schöner Schwung Bilder für euch!