Kalaw, Myanmar, 18 Uhr
Sonnenuntergang, 20 Grad
Kontrastreich und mühselig – wir sind in der Dritten Welt. Einfach ist das Reisen hier selbst in der Luxusvariante des privaten Busses nicht. Und so saßen wir für eine eigentlich gar nicht so weite Strecke von Bagan hinauf nach Kalaw praktisch den ganzen Tag im Bus. Wir machten ein paar kurze Zwischenhalte entlang der Strecke, besuchten eine Palmzuckerherstellung oder einen heiligen Berg, der nicht nur von Schreinen bestanden sondern vor Allem von vielen aggressiven Affen bewohnt wird. Rita, unsere Reiseteilnehmerin aus Deutschland, kann davon ein Lied singen. Ein Babyaffe wollte sie kratzen, sie wich zurück, stieg dabei aber ebendiesem leider auf die Pfote, worauf dieser pfauchte und die aggressive Mutter sie dann attackierte. Affen können schon sehr suspekt sein.
Ansonsten hieß es fahren, fahren, fahren – oder eher zuckeln. Die Straßen sind teilweise wirklich noch furchtbar schlecht, manche werden gerade neu gebaut und sind staubig – an ein zügiges Vorankommen ist nicht zu denken. Dabei ist auch zu sehen, wie die Straßen hier errichtet werden – es gibt zwar Bagger zum Abtragen der Hänge, aber den Asphalt tragen die Arbeiter – und auch sehr viele Arbeiterinnen – manuell aus Körben auf, aus denen sie, ohne Atemschutz versteht sich, den glühenden Teer auf den Untergrund gießen. Ich finde es immer wieder so schockierend, dass in so vielen Teilen der Welt Menschen im Jahr 2020 immer noch unter Bedingungen arbeiten müssen, die wir uns in der westlichen Welt nicht einmal vorstellen wollen. Es ist eigentlich ein Riesenskandal, dass es so etwas überhaupt noch gibt – und das nicht als Einzelfall. Daran sollten wir schon immer denken, wenn wir uns das nächste Billigst Kleidungsstück, jedes Jahr das neueste Smartphone oder sonst etwas kaufen – dass diese für uns so selbstverständlichen Dinge fast immer durch Ausbeutung auf Kosten anderer Menschen entstehen. Einen Blick zu riskieren, was wann wo produziert wurde, sollte eigentlich nicht zu viel verlangt, und ich appelliere dabei auch an mich selbst, etwas mehr darauf zu achten.
Jetzt sind wir jedenfalls in Kalaw. Dieses liegt auf gut 1300 Höhenmetern, ist für hiesige Verhältnisse also ein Luftkurort. Unter Tag kriegt es schon um die 25 Grad, aber in der Nacht kühlt es ordentlich ab. Am Nachmittag sah man jedenfalls bereits zahlreiche Einheimische mit Wollmützen herumlaufen – wobei es da noch knapp über 20 Grad hatte. Seelenverwandte von mir irgendwie ;-))Der Ort wirkt recht entspannt – Holzhäuser mischen sich mit Pagoden, der Markt und asiatische Straßenküchen mit westlichen Cafés und Restaurants. Im Zimmer ist es eiskalt, aber zum Glück gibt es wenigstens anständige Decken, das Quartier ist eigentlich recht schön. Morgen verbringen wir den Tag hier oben und werden einmal eine längere Wanderung unternehmen – ein wenig Bewegung wird mir guttun. Die Verkühlung befindet sich wohl in ihrer Endphase, heute hustete und schnäuzte ich Tonnen von Schleim raus, normalerweise ein Zeichen, dass es nun langsam den Körper verlassen will. Ich hoffe es inständig, denn die Reisequalität ist schon sehr beeinträchtigt, wenn man sich immer nur zur nächsten Aktivität schleppt statt diese zu genießen. Jetzt gehen wir nepalesisch Abendessen – ich fürchte ja, dass dieses dem Indischen sehr nahe kommt, sollte ich nichts auf der Karte finden und einen Korianderkampf austragen müssen, gibt es daneben gewissermaßen als Rettungsanker einen Italiener ;-) Was es dann im Endeffekt wurde – Fortsetzung folgt ;-))