Hluhluwe, Südafrika, 18 Uhr
Sonnig, 23 Grad
Ich konnte mich gut ausschlafen, auch wenn wir schon um 6 Uhr starteten – denn um 21 Uhr war der Ofen aus gewesen. Das Frühstück wurde als Picknick eingepackt, und so zogen wir los in den nahen Hluhluwe-Imfolozi Nationalpark. Es hatte über Nacht heftig gewittert und geschüttet, sodass es ordentlich abgekühlt hat. Die Schwüle war vertrieben, und es war am Vormittag relativ frisch. Fast wie ein Sommer bei uns irgendwie.
Jedenfalls gilt besagter Nationalpark als besonders bekannt für Sichtungen des Breitmaul-Nashorns – und gesagt, getan, bald nachdem wir das Gate durchfahren hatten, warteten bereits 2 dieser lustig aussehenden, friedlichen Grasfresser auf uns. Neben der sehr schönen Landschaft, grün-hügeliger Buschsavanne, war dies gleich ein absolutes Highlight. Wegen der Wilderei gelten Nashörner als akut gefährdet. Die Auftraggeber der Wilderer sitzen zum Großteil in China, dort werden dem Horn der Tiere wahre Wunder als Aphrodisiakum nachgesagt, und es gibt dort Menschen, die horrende Summen für so ein Horn zahlen. Die Methoden, ein solches zu gewinnen, sind sehr grausam, die Tiere verenden dabei meist qualvoll. In den meisten Teilen Afrikas gelten die Nashörner als fast ausgerottet – denn auch wenn sie eigentlich unter strengem Schutz stehen, so arbeiten die Auftraggeber oftmals mit den lokalen Rangern, die eigentlich für das Verhindern der Wilderei sorgen sollten, zusammen. Viele Ranger, sogar die meisten, gehen einem ehrlichen Handwerk nach – man sollte nicht dem Pauschalurteil erliegen, dass alle Ranger korrupte Kriminelle sind. Aber es gibt einige schwarze Schafe unter ihnen, die Aussicht auf viel Geld, um der Armut auf diesem Kontinent zu entrinnen, macht leider viele schwach. Wie auch immer, der Hluhluwe-Imfolozi-Nationalpark ist jedenfalls ein Beispiel, dass es sehr wohl klappen kann, denn hier hat sich die Population an Nashörnern bereits so stark vervielfacht, dass sogar einige davon in umliegenden Naturschutzgebieten wieder angesiedelt werden konnten.
Ansonsten sahen wir auch sonst noch einige Tiere – es war aber doch wieder ein langer Tag im Bus. Mit der Besuch des sogenannten „Zulu-Cultural-Village“ verbrachten wir den Nachmittag – wir wurden mit den Traditionen der – heute kaum noch so in dieser Form existierenden - Zulu-Dorfkultur vertraut gemacht, was gar nicht mal so uninteressant war, die Tanzshow am Ende hätte man sich aber sparen können, naja, es ist ja bekannt, dass ich mit so inszenierten Dingen nicht gar so viel anfangen kann. Diese Tänze werden aber auf Zulu-Hochzeiten wirklich noch so aufgeführt – die traditionelle Hochzeit ist das Einzige, was auch im echten Leben der Zulus noch in der Form eine Rolle spielt. Insofern war es jetzt eh nicht wirklich gefaked ;-)
Apropos Hochzeit – Zulus können sich entscheiden, ob sie traditionell oder kirchlich heiraten wollen. Entscheiden sie sich für traditionell, können Zulu Männer nach wie vor beliebig viele Frauen heiraten, vorausgesetzt, sie selbst oder deren Familien können sich das leisten. Denn das mit der Mitgift für die Braut in Form von Kühen oder Ziegen, die die Familie des Bräutigams aufbringen muss, existiert offenbar bei den meisten afrikanischen Stämmen von Nord bis Süd und Ost bis West. Ich kenne diese Geschichten ja schon von meinem Schwager, der aus Nigeria stammt. Wobei ich mich frage, wieso bisher die Familie meiner Schwester, also wir, noch keine Mitgift bekommen hat ;-) Der südafrikanische Staat erkennt jedenfalls interessanter Weise polygame Hochzeiten an.
An meinen Herrn Schwager noch gerichtet, der ja immer behauptet, dass Zeiteinteilung zu lernen für ihn als Afrikaner gar nicht möglich wäre – hm, also Misheck ist immer mehr als pünktlich und erstellt täglich einen effizienten Plan für den Tagesablauf. Auf seine Zeitangaben ist immer Verlass. Und der ist aus Zimbabwe, einem Land, das mindestens ebenso afrikanisch ist wie Nigeria. Die ganze Tour ist sehr gut durchstrukturiert, und auch alle anderen, die uns auf Tagestrips begleiten oder unser Frühstück um eine bestimmte Uhrzeit in aller Früh in Picknickboxen bereitstellen sollen, schaffen das perfekt. Also, mein lieber Josef, es lässt sich erlernen, wenn man sich bemüht, auch wenn man Afrikaner ist ;-)))
Anita, so nebenbei, falls dich das Tierthema noch nicht ausreichend von Südafrika überzeugt haben sollte, dann vielleicht die Tatsache, dass das Standardgericht hier Griechischer Salat ist. Den gibt es überall zu jedem Essen als Beilage dazu, manchmal auch beim Frühstücksbuffet – du könntest dich also eingraben drin und dich ausschließlich davon ernähren ;-)
Wie ihr schon gemerkt habt, gibt es diesmal wirklich kein Internet – es gäbe hier zwar bei der Rezeption einen WIFI-Hotspot, nachdem ich dort aber 2 frei laufende grausliche Pitbull Terrier, die den Betreibern gehören, gesichtet habe, bringen mich dort freiwillig keine 10 Pferde hin. Also hoffen wir auf die nächste Lodge, die wir morgen nach einem langen Fahrtag erreichen werden. Bis dann also!