Gleich nach dem Frühstück fuhren wir zuerst mal eine dreiviertel Stunde mit dem Tuk Tuk. Über Schlagloch übersäte, ungeteerte Straßen drangen wir vor in den Regenwald. Gut durchgeschüttelt, stiegen wir dann aus in einem kleinen Dorf, das von den Hmong bewohnt wird. Auch mein Guide, Fong, gehört dieser Ethnie an, die so wie die meisten laotischen Volksgruppen ihre eigene Sprache spricht – Lao ist für sie nur die Zweitsprache. Die Hmong haben besonders markante Gesichtszüge, beinahe zwergenhafte, und sie sind auch wirklich ganz besonders klein. Dazu sind sie keine Buddhisten wie die Lao sondern Animisten, geprägt vom Glauben an beseelte Natur und Ahnenkult. Berge beherbergen zum Beispiel gute Geister, während Wälder von bösen Geistern bewohnt werden – deshalb darf auch eine schwangere Frau nie in den Wald! Die Ahnen sind stets ins Familienleben integriert als wären sie noch am Leben. Zum Beispiel bekommen sie an ihrem Schrein immer vor der lebenden Familie zu essen und werden tief verehrt, um sie stets milde zu stimmen. Sehr interessant, dieser völlig fremde Zugang zum Leben – wobei ich ihn persönlich durchaus noch weniger fremd finde als irgendeinen imaginären Gott anzubeten. Dass Alles eine Seele hat, damit kann ich zumindest vom Gedanken her irgendetwas anfangen.
Nachdem wir das Dorf hinter uns gelassen hatten, drangen wir vor in die herrliche Berglandschaft, die von intensiv grünem Regenwald bewachsen wird. Besonders faszinierend fand ich wild wachsende Weihnachtssterne – ganze Bäume der bei uns so beliebten Zimmerpflanzen ragen mit ihren typischen roten Blättern aus dem endlos grünen Meer des Dschungels. Hatte ich zuvor noch nie gesehen! Und auch der Feind wächst hier wild, wie mir Fong ganz stolz zeigte. Als ich kurz mal angewidert das Gesicht verzog, als er mich am Korianderblatt schnuppern lassen wollte, musste er lachen. Der Vorteil: nachdem ich diesmal schändlicher Weise vergessen hatte, „kein Koriander“ auf Lao auszudrucken, um im Fall des Nicht-Englisch-Falles bei Essensbestellungen das Schlimmste zu verhindern, habe ich jetzt wenigstens ein Foto, das ich heute beim Abendessen dann auch gleich praktisch verwenden konnte, um das ungeliebte Kraut von meinen Speisen fernzuhalten ;-)
Der Weg war dann ziemlich gatschig und in Folge bergab auch sehr rutschig, gut, dass ich meine richtigen Wanderschuhe an hatte, die allerdings eine gehörige Portion Schlamm abbekamen. Die sehen so aus, dass Anita ob des Grades ihrer Verschmutzung in Verzweiflung ausbrechen würde! ;-) Der Weg, die Landschaft, waren wunderschön. Es folgte die Mittagsrast, laotisches Picknick, gebratene Hühnernudeln im Bananenblatt. Sehr fein……
Schließlich erreichten wir unser Ziel, die Kuang Si Fälle. Und die sind nicht nur ein weiterer schnöder Wasserfall, sondern ergießen sich wunderschön in mehreren Kaskaden durch das leuchtende Dschungelgrün in mehrere tief blaue Pools. Einige davon sind auch zum Baden geeignet. Und nachdem ich vom Wandern bei der hohen Luftfeuchtigkeit ordentlich verschwitzt war, tat das, durchaus sehr kalte, Bad trotzdem wirklich gut. Beweisfoto dazu gibt es leider keines, denn Fong ist ein absolutes fotografisches Anti-Talent. Bei den anderen Fotos, auf denen ich drauf bin, musste ich ihm mehrfach assistieren, um eine halbwegs brauchbare Einstellung zu bekommen, aus dem Wasser konnte ich das aber nicht, und so war es ein Ding der Unmöglichkeit, dass er den Zoom bedienen hätte können. Sprich, viel Pool, viele Köpfe, wenig bis gar kein Step. Nun ja, ich weiß ja, dass ich Schwimmen war ;-))
Am späteren Nachmittag kamen wir nach einer weiteren Tuk Tuk Fahrt zurück nach Luang Prabang, wo ich den Sonnenuntergang am Ufer des Mekong bei einem Bier genoss. Ich bekomme kaum genug von dieser faszinierenden, Ruhe ausstrahlenden, Stimmung dieses Ortes. Speziell als es dunkel war und die Tempel wieder still im Kerzenlicht dahin leuchteten, war ich einmal mehr angetan von dieser Atmosphäre. Neben mir auf der Terrasse ist es im Übrigen auch sehr ruhig. Nicht, weil hier niemand sitzen würde oder jemand meditieren würde – nein, es sitzt eine Gruppe aus 7 jungen Backpackern beisammen – statt Party zu machen sprechen sie aber kaum miteinander, denn – richtig geraten – jede(r) Einzelne davon starrt nur auf ihr (sein) Handy Display…….was ist das nur für eine seltsame Zeit?! Kaum ein Gerät hat das allgemeine Sozialverhalten mehr verändert als das Smartphone. Im Gegensatz zur besinnlichen Stimmung Luang Prabangs empfinde ich dies aber fast als eine traurige Form der Ruhe…….
Die Radtour für morgen wurde leider mangels Erreichung der Mindestteilnehmerzahl abgesagt, so habe ich nun auf eine Mekong Bootstour zu den Buddha Höhlen umgesattelt, wobei wir unterwegs an weiteren lokalen Dörfern Halt machen werden. Mehr dazu dann im nächsten Artikel!