Im Portugiesischen gibt es ein Wort, das heißt „Saudade“. Wörtlich übersetzt bedeutet dies „Sehnsucht“. Und doch greift diese Übersetzung zu kurz. Es bedeutet weit mehr als das. Es bedeutet Sehnsucht nach dem Ruhm vergangener Zeiten, als Portugal noch ein blühendes Weltreich war. Und obwohl das lange, sehr lange, her ist, prägt es bis heute den portugiesischen Charakter, getragen von Schwermut, Melancholie und Weltschmerz. Portugiesen sind in ihrer Mentalität ganz anders als andere Südeuropäer. Kein überschäumendes Temperament zeichnet sie aus sondern Zurückhaltung. Nicht die laute und von vielen Gesten getragene Verhaltensweise etwa der Italiener sondern Introversion. Trotzdem sind sie nicht abweisend sondern zugänglich, hilfsbereit und freundlich. Das Lächeln eines Portugiesen tritt nicht inflationär auf, wenn es kommt, ist es dafür umso ehrlicher.
Wie ein Abbild des soeben Beschriebenen wirkte auf mich Porto, die zweitgrößte, im Norden des Landes gelegene Stadt. Eine wie ich finde ganz besondere Stadt. So reich wie das Land einst war, so reich war auch Porto. Heute bröckeln die Fassaden der wunderschönen, von Kacheln überzogenen Häuser und der unzähligen Kirchen. In den engen und steilen gepflasterten Gassen der Altstadt herrscht fast dörfliches Leben, kleine Geschäfte, aus den Fenstern baumelnde und quer über die Straßen gespannte Wäsche, alte Frauen beim Tratsch… strahlen trotz sanftem Tourismus eine friedliche Ruhe und Ursprünglichkeit aus und öffnen ein Zeitfenster in die Vergangenheit. Die gegenwärtigen Probleme eines der ärmsten Länder der EU sind allerorts sichtbar, dazwischen aber entsteht behutsam und zaghaft Neues, ohne das Alte zu verdrängen und zu verleugnen. Einzelne Häuser oder der alte Markt werden neu hergerichtet und erstrahlen in dem Glanz, der ihnen gebührt, erste Hipster Cafés ziehen an der Seite traditioneller einfacher Gaststätten, aus denen es nach gebratenen Sardinen riecht, ein, eine moderne und neue Metro erschließt weite Teile der Stadt.
Porto hat mich auf eine spezielle Art fasziniert, wie genau, ist schwer zu beschreiben. Porto ist ungeschminkt und ehrlich, ist nicht perfekt – aber genau das macht seine Schönheit aus. Ich kann es auch nicht mit irgendeinem der vielen anderen Orte auf dieser Erde, die ich schon gesehen habe, vergleichen, es ist in gewisser Weise einzigartig. Irgendwie hat Porto meine Seele berührt – seht euch die vielen Bilder an und malt euch in Kombination mit meiner Beschreibung euer eigenes dazu. Oder noch besser, kommt hierher und seht es euch selbst an!