Buenos Aires, Argentinien, 22.00 Uhr
Schwül, 28 Grad
Also, Uruguay als Land Nummer 74 und gleichzeitig die Altstadt von Colonia del Sacramento als 129. Weltkulturerbestätte der UNESCO besucht – dazu eine weitere neue Stecknadel , 4 Passstempel (je einen Ein-und Ausreisestempel von Argentinien und Uruguay) und 2 uruguayanische Kreditkartenbelege kassiert - soviel zu den nüchternen Zahlen, die für den Statisten seines eigenen Lebens, also mich, eine helle Freude sind und diesen Tag als besonders erfolgreichen in die Geschichte eingehen lassen ;-)
Uruguay ist so ein Land, über das man eigentlich nichts weiß, außer dass es 2 Mal Fußball Weltmeister geworden ist……nun gut, es liegt eingeklemmt zwischen den großen Nachbarn Argentinien und Brasilien, hat rund 3,3 Millionen Einwohner, ist so groß wie Österreich und Ungarn zusammen und somit nach Surinam das zweit kleinste Land Südamerikas. Die Hauptstadt ist Montevideo, das hat vielleicht sogar außer mir schon mal wer gehört ;-) Größtenteils ist es flach, geografisch eine Erweiterung der argentinischen Pampa und somit auch bestens für die Rinderzucht geeignet – man spielt also mit Argentinien gemeinsam nicht nur in der Fußball- sondern auch in der Rindfleisch Oberliga. Wirtschaftlich ist es einer der bestentwickelten Länder Südamerikas.
Das Wetter war heute nicht gerade auf meiner Seite. Die Bootsfahrt am Morgen über den Rio de la Plata, den „Fluss“, der an dieser Stelle 50 Kilometer breit ist und Buenos Aires von Colonia trennt (siehe unterer Kartenausschnitt), hatte hohen Wellengang und war mehr wie das Meer als wie ein Fluss. Dies führte dazu, dass sich mal zirka die Hälfte der rund um mich herum sitzenden Personen übergab – am Anfang lächelte ich noch vor mich hin, von dem Geruch wurde mir dann aber auch ein wenig schlecht. Nach rund 1.15 war der Spuk vorbei, und als ich das Terminal in Colonia verließ (dieses ist nagelneu) schüttete es in Strömen. Nun, ich hatte gut 7 Stunden Zeit für eine eher kleine Stadt, also beschloss ich, mal zu warten, ob es vielleicht weniger werden würde und setzte mich auf eine Bank vor das Terminal. Mit ebensolchem Blick verließ dann Thomas das Gebäude, ein Schweizer – wieder einmal. Mir war noch nie aufgefallen, wie reisefreudig dieses kleine Volk ist, im Gegensatz zu Österreichern trifft man sie wirklich überall. Anyway, wir unterhielten uns, warteten etwas, und nachdem wir die gleichen Interessen hatten (schöne Altstadt ansehen, gut Mittagessen und in ein nettes Café setzen und eher weniger Souvenirs shoppen) zogen wir gemeinsam los. Es war zunächst eine nasse Angelegenheit, schüttete weiter, und so nahmen wir die uralten Gassen mit ihren vielen Pflastersteinen, Oldtimern und Blumen nur etwas getrübt wahr. Hunger bekamen wir dann auch, und wir fanden unter den unzähligen wirklich gemütlichen Lokalen dann ein besonders gemütliches, um uns an Uruguay Beef zu erfreuen. Dieses steht dem argentinischen um nichts nach, und während wir schmausten hörte es sogar noch zu regnen auf, sodass wir uns den – sehr kleinen aber unglaublich hübschen – Ort dann auch noch in Ruhe ansehen konnten. Wieder kolonial, und dennoch wieder ein ganz anderes Flair als in den kolumbianischen Kolonialorten. Als Abschluss fanden wir dann auch noch ein Café mit nur 3 Tischen, das besonders nett war……um dann zum Hafen zurück zu kehren. Nachdem wir uns mal wieder über Gott und die Welt (und auch diesmal praktisch nur die Welt ;-)) unterhalten hatten, war die Zeit unglaublich schnell vergangen. Am Ende kamen wir dann auch noch drauf, dass wir eigentlich in der selben Sprachschule sind ;-))) Jedenfalls bereichern Begegnungen dieser Art eine Alleinreise ungemein – und das ist ja auch das Nette daran, neue Menschen kennen zu lernen, Denk-und Sichtweisen auszutauschen, das tut man, wenn man mit Freunden unterwegs ist, eigentlich kaum.
Tja, als wir ablegten, bemühte sich dann die Sonne heraus, etwas spät aber immerhin so, dass die Rückfahrt ruhig wurde und es keine „Speiborgien“ gab. Ach ja, Benita, falls du immer noch am Ball bist……“speiben“ heißt „kotzen“, und das „Speibsackerl“ ist die „Kotztüte“ ;-)))
Als ich am Abend heim kam, war ich wirklich müde, Elfie (ich setze sie jetzt nicht mehr unter Anführungszeichen weil inzwischen eh jeder weiß, wer gemeint ist ;-))) erwartete mich schon mit dem Abendessen – und jetzt bin ich bettschwer. Ein erfüllter Tag liegt hinter mir – und den morgigen Sonntag lasse ich mal ohne große Pläne auf mich zukommen……