Der Tag begann gut mit einem Frühstück im Garten. Gibt man mir die Wahl für Ende November, in blühender Umgebung bei Vogelgezwitscher im Freien zu frühstücken oder mit einem Häferl heißem Zuckerwasser in der Hand auf einem Weihnachtsmarkt zu frieren - jeder der mich kennt weiß, wofür ich mich entscheide. Das Licht und die Wärme wecken meine Lebensgeister und lassen mich fröhlich in den Tag starten. So auch heute.
Gut gestärkt, legte ich los und klapperte die Umgebung Nizwas ab. Die Gegend ist karg - und ein zentrales Thema ist stets die Bewässerung. Schon im 5. Jahrhundert wurden hier ausgeklügelte Bewässerungssysteme entwickelt, die man zum Teil bis heute verwendet, um ausreichend mit Wasser versorgt zu sein und eventuell dem kargen Boden in aufwändigem Terrassenanbau auch noch etwas abzutrotzen. So haben sich rund um das Falaj genannte Kanalsystem zahlreiche Oasen entwickelt, manche steil im Berghang gelegen, in denen hauptsächlich Datteln angebaut werden, aber auch Bananen oder Papayas findet man. Faszinierend schön sind diese kleinen Orte.
Ebenso wie die vielen verlassenen alten Lehmdörfer. Die friedlich vor sich dahinwittern und im klaren Licht der Wüste eine bizarre aber traumhafte Kulisse abgeben. Ich habe ein paar davon besucht und bin stets allein durch die Ruinen gestreift - der Oman ist kein Ziel für Massentourismus. Diese abandoned places versetzten mich in Ruhe und Harmonie, wie es auch Nizwa mit der herrlichen Dachterrasse gestern schon getan hat. Oja, ich muss wieder mehr reisen, so viel steht fest! Ich mag das Wort Selbstfindung nicht, weil es irgendwie so abgedroschen ist und für meinen Geschmack zu inflationär gebraucht wird. Trotzdem - auf Reisen erfahre ich stets so etwas Ähnliches. Ich habe hier Zeit für mich und dazu, meine Umgebung intensiv wahrzunehmen. Etwas, das mir in meinem Alltag oft fehlt. Ich verstärkte dieses Gefühl noch bei einer guten Saffron Cake im Dattelhain.
Wirklich beeindruckend sind auch die vielen Festungen, die die Umgebung prägen. Die meisten stammen aus dem Mittelalter, aber manche sind auch jüngeren Datums. Die Menschen hatten, seit es sie gibt, irgendwie nie etwas Intelligenteres zu tun, als sich gegenseitig zu erobern, zu unterwerfen und sich die Schädel einzuschlagen. Abgeblich sind wir sapiens, also wissend. Naja. In der Konsequenz spielten Verteidigungsanlagen immer schon eine wichtige Rolle in der Geschichte - frühe waren es Stadtmauern und mächtige Festungen, mit denen man sich vor Angreifern schützte. Heute sind es irgendwelche Iron Domes oder ähnliche Raketenabwehrsysteme, die so zirka den gleichen Zweck erfüllen. Na, wenn es sie schon geben muss, dann sind Burgen die netteren Zeugnisse der Vergangenheit, denn ich denke nicht, dass man in 500 Jahren auf irgendwann dann idyllisch wirkenden Resten von Iron Domes lustwandeln wird. Burgen sind heute einfach toll anzusehen, die hier im Oman sind, wie es der sonstigen Bauweise entspricht, aus Lehm, und ich habe mir mit dem strategischen Bahla und der Wohnburg Jabrin mit ihren gut erhaltenen Holzdecken zwei tolle Exemplare davon angesehen.
Ein abwechslungsreicher Tag liegt hinter mir, den ich jetzt wieder auf meiner Dachterrasse beim Bloggen - oder nennen wir es besser philosophieren? - abschließe. Morgen ziehe ich wieder nach Muscat zurück in ein kleines Hotel in Strandnähe. Von dort aus werde ich dann für den Rest der Woche weitere Ausflüge unternehmen. Seid gespannt, wie es weitergeht - ich bin es auch. Fotos von heute im Anhang.....