Puebla, Mexiko, 20.15 Uhr
Dunkel, 15 Grad
Heute war es also soweit……leider hat mich über Nacht ein wenig Montezumas Rache gestreift, nicht sehr schlimm aber doch ordentlich Durchfall, und generell fühlte ich mich von Beginn an etwas schlapp. Mit Kohletabletten rettete ich mich mal so über den Tag.
Trotzdem machten wir uns natürlich auf den Weg. Eine letzte Station hatten wir noch in Mexico City, die im Norden der Stadt gelegene Basilica de Guadalupe. Dies ist eine der größten Wallfahrtskirchen Lateinamerikas und besteht eigentlich aus 2 Kirchen, einer alten Basilica und einer neuen, die in den 70er Jahren vom Mexikaner Ramirez Vasquez entworfen worden war. Die neue, die in ihrer äußeren Form ein wenig an das Rinterzelt erinnert, sah mit ihrer futuristischen Orgel durchaus beeindruckend aus. Auch rundherum war eine wunderschöne Gartenanlage geschaffen worden. Und zwischen den beiden Basilicas thront eine Statue von Johannes Paul II. Juan lernte ich heute bei dieser Thematik besser kennen – er hat einen sehr trockenen Humor, der sich in Kombination mit seinem lustigen Akzent besonders witzig darstellt. Und als er über den in Mexiko so wie unerklärlicher Weise auch fast überall sonst auf der Welt hoch verehrten Karol Woytyla zu stänkern begann und ihn aufgrund der Ablehnung der Befreiungstheologie und der Verweigerung eines als Willkommensgeste gedachten indigenen Begrüßungsrituales als „Diktator“ bezeichnete, hatte er bei mir schon gewonnen. Auch sonst folgen seinerseits immer wieder Spitzen gegen die spanischen Eroberer und in dem Zusammenhang gegen die katholische Kirche. Interessant ist auch, dass in Mexiko aufgrund der indigenen Tradition, in der zum männlichen Teil immer ein weiblicher Gegenpart als Grundlage aller Vorgänge auf der Welt, des Lebens an sich und somit auch der Götter gehört, in Kirchen die Jungfrau Maria immer die wichtigere Gestalt war als Jesus Christus und entsprechend größer dargestellt wurde. Es war für die Indigena und die Mexikaner bis heute unvorstellbar, dass zu Gott keine Frau gehört – und entsprechend stark wird von den mexikanischen Katholiken Maria als die Mutter Gottes verehrt. In der indigenen Tradition ist das Höchste und über Allem stehende nämlich stets die "Mutter Erde". Besagter „Diktator“, JP II, veranlasste und befahl, dass diese Rangfolge in mexikanischen Kirchen geändert wird, sprich die Jesus Darstellung immer größer zu sein hat als jene Marias. Ein weiteres Zeichen, wie krank der Umgang der katholischen Kirche mit gesellschaftlichen Themen war und großteils immer noch ist. Fand ich jedenfalls toll von Juan, dass er diese Dinge so schonungslos aufgreift!
Wir verließen nun Mexico City endgültig, passierten dabei auf der Autobahn unzählige ärmliche Siedlungen, die sich über die Hügel ausbreiten, aber es sind zumindest bunt angestrichene Häuser und wirken auf mich weniger deprimierend und auch weniger hoffnungslos als etwa die Townships in Südafrika.
Und dann erreichten wir Teotihuacán, die berühmte Anlage mit der Sonnen-und Mondpyramide, einst die größte und bedeutendste Stadt Mexikos . Teotihuacán war von den Azteken vergrößert worden, nachdem sie die verlassene Stadt staunend vorgefunden hatten – und sie etablierten hier das Zentrum ihrer Herrschaft. Eingebettet in ein karges, von Kakteen durchzogenes, Hochland, ist die Anlage wohl eine der imposantesten prähispanischen Zeugnisse alter Hochkulturen. Wir bestiegen sowohl Sonnen-als auch Mondpyramide und genossen beeindruckende Ausblicke auf das Hochland. Teotihuacán liegt rund 50 Kilometer nordöstlich Mexico Citys und gehört bei einem Besuch der mexikanischen Hauptstadt zum absoluten Pflichtprogramm, zu Recht, wie ich finde.
Durch die Höhenlage wird es hier um diese Jahreszeit zwar nicht wirklich heiß, die Sonneneinstrahlung aber ist enorm, Hut und Sunblocker sind unerlässlich. Und nachdem ich heute sowieso nicht so ganz auf der Höhe war, war es beeindruckend und schön aber auch sehr anstrengend, 3 Stunden in der prallen Sonne zu stehen und auf Pyramiden zu klettern.
Nach einem späten Mittagessen in der Nähe hatten wir dann noch eine 3 stündige Fahrt nach Puebla vor uns. Puebla ist dafür bekannt, dass hier VW ein Riesenwerk errichtet hat, es hat als viertgrößte mexikanische Stadt immer noch 2,7 Millionen Einwohner und liegt ebenso wie Mexico City auf über 2000 Metern. Es gibt ein koloniales Zentrum, in dem wir nun residieren. Das Hotel ist ein Gebäude in altem Kolonialstil – und ringsum sah es, obwohl es schon finster war, wirklich hübsch aus. Heute habe ich aber keine Kraft mehr dafür, werde mich jetzt ordentlich ausschlafen und hoffentlich morgen die Schönheit Pueblas genießen können. In diesem Sinne schließe ich für heute!