Ich begann nach dem Frühstück ganz pragmatisch in der „Vorstadt“ quasi bei mir ums Eck. In der Vorstadt ist man in Hobart ziemlich schnell, sobald man sich ein paar Blocks außerhalb des Zentrums begibt. Dort hatte ich eine Wäscherei mit dem klingenden Namen „The Lost Sock“ ausfindig gemacht, wohin ich samt meinem Wäschesack aufbrach. Die Wäscherei hat Waschmaschinen und Trockner, die sich, so wie Alles in Australien, natürlich mit kontaktlosem Bezahlterminal bedienen lassen. Soweit so gut – das Einzige, was es nicht gibt, ist Waschmittel. Blöd. Aber ein netter junger Inder half mir aus und schenkte mir eine Dosis von seinem. So kamen wir ins Gespräch, er ist IT Spezialist, lebt seit 4 Jahren in Australien aber erst seit 3 Monaten in Hobart. Und so hat er noch keine Waschmaschine, sondern kommt immer hierher zum Waschen, nachdem er ums Eck wohnt. Die Stunde Wartezeit, bis Waschmaschine und Trockner fertig waren, verging so überraschend schnell – denn es ist immer interessant, andere Lebensgeschichten zu hören. Und auch, dass es sehr nette Inder gibt, nachdem ich mir mit der Mentalität sonst oft etwas schwertue. Was wiederum beweist – weg mit den Schubladen und mit dem Menschen reden – manchmal muss auch ich, der sich insgesamt schon für recht tolerant hält, mich daran erinnern. Erkenntnis durch klischeehaften Tratsch im Waschsalon also – im Endeffekt übrigens ohne verlorenen Socken 😉
Nachdem ich fertig war, begab ich mich in den historischen Stadtteil Battery Point oberhalb des Hafens. Hier gibt es einige nette alte Häuser, viele blühende Gärten und sehr hübsche kleine Cafés. Kühl war es heute, fast schon ein Hauch von Herbst in der Luft.
Nach dem Streifzug durch Battery Point ging es dann wieder hinunter nach Salamanca, wo jeden Samstag der große Markt stattfindet. Dieser ist nicht nur ein reiner Lebensmittelmarkt, es gibt viele Imbissstände, genauso werden Kunsthandwerk oder Kleidung, Marmeladen, Schnäpse und sonstige Dinge verkauft. Hier waren mal echt viele Leute, und ich fand den Markt richtig sympathisch. Denn es ist ein Markt in erster Linie für die lokale Bevölkerung, und alle Produkte, die hier verkauft werden, sind aus Tasmanien. Tasmanien mit seinem gemäßigt kühlen Klima ist ein kleiner Garten Eden, was hier alles wächst und in ausgezeichneter Qualität hergestellt wird, ist ziemlich beeindruckend. Äußerst nett, ich hätte hier so einiges kaufen können. Und im Gegensatz zu den Philippinen gibt es in Tasmanien haufenweise nette Mitbringsel, sodass bereits jetzt umfangreich dafür gesorgt ist, dass meine Pflanzenfee, die dieses Jahr ja besonders intensiv zum Einsatz kommt, nicht zu kurz kommen wird 😊
Vom Markt weg kam ich dann noch am Ausgangspunkt der Pride Parade vorbei – in Australien war die Offenheit für Diversität und alle Lebensformen immer schon sehr ausgeprägt, auch zu Zeiten, als man bei uns diese Dinge noch nicht einmal buchstabieren konnte. Hobart bildet da keine Ausnahme – eine angenehme Entspanntheit und Offenheit prägen die kleine Stadt.
Wie toll ihre Lage ist, sieht man am besten von oben. Hobart selbst liegt an einer Bucht, in einer Gegend, die fast fjordartig anmutet und die mich daher auch ein wenig an Oslo erinnert hat. Auch ist es ähnlich hügelig wie um Oslo herum, die Straßen Hobarts ziehen sich auf und ab. Ich fuhr also hinauf auf den kunyani, den 1271 Meter hohen Hausberg der Stadt, der von überall aus sichtbar ist. Auf Englisch wird der Berg Mount Wellington genannt, wie fast alle Berge, war er den Ureinwohnern heilig, und heute wird der Name in der Sprache der Aborigines der englischen Bezeichnung vorangestellt. Auch wenn er von unten klar sichtbar war, oben ist es nicht nur richtig frisch, es war auch etwas diesig, sodass die Aussicht ein wenig getrübt war. Trotzdem bekam man einen schönen Überblick über die herrliche Lage und die Umgebung. Leider war auch der Wanderweg vom Gipfel weg gesperrt – aber ja, gewandert war ich in den letzten Tagen genug und werde das auch in den kommenden wieder tun.
Also fuhr ich wieder hinunter, spazierte noch durch das ebenfalls recht nette North Hobart – ab meiner Unterkunft kann man das Auto getrost stehen lassen – es ist alles sehr kompakt und leicht fußläufig erreichbar. Ich endete dann am Hafen mit guten gegrillten Meeresfrüchten zum Dinner.
Ich fühle mich also wohl in Hobart, das ganz im Gegensatz zu Launceston Flair und Charme hat. 2 volle Tage habe ich hier noch, und an denen werde ich jeweils Ausflüge in nahe Nationalparks unternehmen. Das Wetter ist interessant – heute war es kühl mit maximal 18 Grad aber trotzdem zum Großteil sonnig. Für die nächsten beiden Tage ist dann Super-Sonnenschein und 26 bzw. 29 Grad angezeigt. Wobei es in der Nacht auf jeweils um die 10 runterkühlt. Es werden trotzdem nochmal 2 feine Sommertage – es ist ein gemäßigter Sommer hier, vergleichbar mit dem in Dänemark etwa, wo es durchaus schön warm wird aber nie sehr heiß, Für viele von Euch wäre das hier sogar der Idealsommer – für mich wäre er dann dauerhaft schon eine Spur zu kühl. Insgesamt hatte ich aber auf Tassie echt traumhaft gutes Wetter mit gerade mal einem Regentag und in Summe angenehmen Temperaturen. Das kann sich doch sehen lassen!
Mehr über meine Ausflüge gibt es dann in den nächsten Tagen zu lesen!