Graskop, Südafrika, 21.25 Uhr
Wolkenbruch, 26 Grad
Zu allererst das, was Alle, die mit mir mitzittern, wohl am meisten interessiert – von der Gepäcksfront gibt es am Ende des Tages doch noch gute Neuigkeiten……mein Rucksack ist in Johannesburg angekommen! Nach einigen Telefonaten, die netter Weise mein Tourguide für mich übernommen hat, hat sich herausgestellt, dass das Gepäck auf dem heutigen Ethiopian Flug transportiert wurde. Gleich morgen Früh wird es zu unserer morgigen Lodge zugestellt. Ich hatte schon Pläne bezüglich Gewandkauf gemacht, die ich nun zum Glück ad acta legen kann. Ich freue mich schon, wenn meine Shorts endlich da sind, denn bei den warmen Temperaturen den ganzen Tag in Jeans herumzulaufen ist nicht wirklich angenehm. Somit nochmal ein dringender Tipp an alle Flugreisenden unter euch – bitte gebt wirklich nichts Wichtiges ins Aufgabegepäck, nehmt die Sachen, die ihr unbedingt braucht, ins Handgepäck! Sonst kann es, speziell auf Tour, wenn man an abgelegene Orte reist, wirklich unangenehm werden!
Der heutige Tag war wegen der Gepäcksache doch etwas angespannt aus meiner Sicht, aber, das sage ich jetzt auch, ich habe mir die Stimmung nicht verderben lassen und jeden Moment genossen, auch bevor ich wusste, dass im Endeffekt Alles gut gehen würde.
Zu meiner Gruppe – diese besteht aus 7 Leuten. Habe ich das letzte Mal in der Sprachschule in Argentinien noch damit gehadert, dass fast Alle dort 20 waren, so drehe ich diesmal den Spieß um und bin das Gruppenküken quasi. Und die 6 anderen sind – 3 Ehepaare aus Dänemark! Die sich vorher nicht kannten! Ein sehr lustiger Zufall - also die Tour ist fest in dänischer Hand, was anhand der Größe dieses Volkes (gerade mal gut 5 Millionen Einwohner) schon recht erstaunlich ist! Ich wurde fälschlicher Weise als „Peer from Australia“ (so hatte mich der Veranstalter im System) angekündigt und bin dann doch nur der „Stephan from Austria, the small country without kangaroos“ ;-) Ein Paar ist in Pension und 65, die Anderen arbeiten noch und sind in ihren 50er Jahren. Alle sind super nett – und im direkten Vergleich kann ich nun sagen – ich habe mit den älteren Personen, die sehr viel gereist sind in ihrem Leben, wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als mit den Twens. Wir tauschen Reisegeschichten aus der ganzen Welt aus, lassen uns das gute Essen und den guten Wein schmecken und genießen die wunderbare Landschaft. Und nachdem die Tage sehr früh beginnen und sehr ausgefüllt sind, wird es am Abend nicht zu lange – wir sind meist in der Natur und abgesehen von einem Drink an der Bar gibt es nach dem Essen auch nicht viel zu tun. Wenn unser Guide oder ich dabei sind, sprechen sie wirklich fast nur Englisch auch miteinander, das finde ich ebenfalls sehr nett. Auch konnte ich bei ihnen, die aus verschiedenen Teilen Dänemarks stammen, damit punkten, dass ich natürlich sämtliche dänische Inseln inklusive der wichtigsten Städte aus dem FF aufsagen konnte ;-))
Unser Guide ist Misheck. Hört sich irgendwie Tschechisch an, hätte ich befunden. Nun, Misheck ist definitiv kein Tscheche, das sieht man sofort, wenn man ihn ansieht, sondern er stammt aus Zimbabwe, hat dort seine Familie und gehört zur Volksgruppe der Shona. Ein Foto gibt es heute auch schon zu sehen! Er ist super nett, engagiert, gebildet und seit 20 Jahren Tourguide, sieht seine Frau und seine 4 Kinder nur selten – kann ihnen aber durch seinen Job eine bessere Bildung und ein besseres Auskommen ermöglichen. Denn in Südafrika verdient man um Vieles besser als in allen Nachbarstaaten. Über den Despoten Robert Mugabe verliert er jedenfalls kein gutes Wort – sieht die Dinge in seinem Land sehr kritisch. Politisch sind wir in der Gruppe jedenfalls alle auf einer Wellenlänge, das haben Reisende aber meist so an sich!
Südafrika – ich fühle mich wie in Australien. Die Infrastruktur hat mit dem Rest des afrikanischen Kontinents absolut nichts zu tun. Breite Autobahnen mit modernen Raststätten, riesige Supermärkte, nette Cafés und Geschäfte an jeder Ecke, Bankomaten allgegenwärtig und die Kreditkarte wird auch überall akzeptiert. Eine Gastronomie auf Spitzenniveau mit regionalen Spezialitäten (und zum Glück keinem australischen Preisniveau), tolle Weine. Schöne Häuser im viktorianischen Stil, alles top gepflegt mit herrlichen Gärten und sauber. Dazu wunderschöne Landschaften. Die Unterkünfte und B&Bs sind wunderschön und auf einem hervorragenden Standard ohne dabei zu sophisticated zu sein. Wüsste man es nicht besser, würde man meinen, man sei in Australien. Dass dem nicht so ist, merkt man daran, dass die meisten Menschen schwarz sind. Und natürlich nach wie vor auch nicht wohlhabend. Aber Südafrika ist unsereins nicht fremd – und wenn man so wie ich Australien liebt, dann fühlt man sich auch hier wie zu Hause!
Heute fuhren wir an die 400 Kilometer, durchquerten zunächst endloses Grasland auf mehrspurigen Highways. Und stießen bald vor in die Region Mpumalanga – was auf Ndebele und Zulu, den hier am meisten vertretenen Volksgruppen – „Land der aufgehenden Sonne“ bedeutet. Da die Provinz im Osten Südafrikas liegt, macht diese Bezeichnung auch durchaus Sinn ;-) Wir sind im kleinen Ort Graskop, sahen vielfältige Gegenden und hatten soeben ein wunderbares Abendessen (Forellen aus der Gegend!).
Ich kann also nicht klagen, wer „Afrika light“ erleben will und nicht auf westlichen Komfort verzichten will, ist hier goldrichtig. Wenn das Gepäck morgen auch noch da ist, steht einer unvergesslichen Reise dann auch wirklich Nichts mehr im Wege!