Ein kleines Restrisiko blieb allerdings schon. Denn wer nach Griechenland einreisen will im Jahre 20, der benötigt dafür eine elektronische Reiseregistrierung, infolge derer dann ein individueller QR Code von einem Algorithmus erstellt wird. Entsprechend dieses Codes wird man bei der Einreise auf Corona getestet oder eben nicht. Nach den aktuellen Infektionszahlen in Wien war ich schon ein wenig aufgeregt, ob diese den Algorithmus zu meinen Ungunsten beeinflussen könnten – rund 12% beträgt angeblich die Wahrscheinlichkeit, dass man zum Test muss. Muss man zum Test, darf man in seine Unterkunft fahren, muss dort allerdings 24 Stunden warten, ob der Test negativ ist. Ist er das nicht, muss man dann nämlich 14 Tage in ein vom griechischen Staat organisiertes Quarantänehotel. Ist er negativ, kann man dann normal urlauben. Nun ja, der Wiener Wohnsitz gab zum Glück nicht zu meinen Ungunsten Ausschlag, und so wurde ich ohne Test ins Land gelassen. Durchatmen, relax and enjoy. Aber ich gehe ja immer in erster Linie lieber auf Reisen als dass ich bloß Urlaub mache, und zum Reisen gehört ein wenig Spannung ja doch auch dazu. Aber nun bin ich auf der Chalkidiki.
Das ist jene Halbinsel in der nördlichen griechischen Provinz Makedonien östlich von Thessaloniki, die aus 3 Fingern besteht. Ich befinde mich auf dem ersten Finger, der Kassandra, diese und die anderen Finger werde ich in den nächsten Tagen mit dem Auto und wandernd erkunden. Dass diese Provinz Makedonien heißt, schlug sich in einem ewigen Streit um die Anerkennung der früheren jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien nieder, aus deren Namensgebung Griechenland Gebietsansprüche derselben ableitete. Daher musste der Staat ewig den Namenszusatz „frühere jugoslawische Teilrepublik Mazedonien“ (FYROM) tragen, ehe man sich letztes Jahr auf die Bezeichnung „Nordmazedonien“ einigte. So gesehen befinde ich mich nun im griechischen Teil Mazedoniens, quasi in Südmazedonien. Worauf ich eigentlich hinaus will – in dieser Gegend ist es ganz offensichtlich, dass Griechenland Teil der Balkanhalbinsel ist. Die Häuser sind hier aus Naturstein, oft geschmückt mit Blumen und umrankt von Weinreben – und man ist hier so weit vom griechischen Blau Weiß Klischee entfernt, dass man sich definitiv mehr in Albanien, Bulgarien oder eben Nordmazedonien wähnt als im klassischen Griechenland. Was mich aber gar nicht stört, denn ich mag diese Länder ja genauso.
Ich residiere in Afytos, dem angeblichen schönsten Ort des ersten Fingers, der Kassandra. Vom Flughafen in Thessaloniki benötigt man eine knappe Stunde hierher, also kein Drama. Der Ort ist wirklich sehr hübsch, wie oben beschrieben balkanisch vom Erscheinungsbild, mit netten Tavernen und freundlichen Menschen. Hier ist es wieder so wie in Kroatien im Juni, es ist ruhig, es sind noch ein paar Touristen da, aber keine Massen wie in der Bretagne oder den Cinque Terre. Meine Fischplatte genoss ich fast alleine im Lokal, und die Kellner erzählten mir auch, dass die heurige spezielle Saison wesentlich schlechter gelaufen sei als in normalen Jahren. Noch so ein Jahr würden die meisten Betriebe hier nicht überleben, sagten sie klipp und klar, um aber auch hinzuzufügen, dass Griechen einiges gewohnt sind und sich immer irgendwie durch alle Unwägbarkeiten des Lebens durchmanövrieren. Man merkt, dass Griechenland insgesamt vom Coronavirus weniger betroffen war als Italien oder Frankreich, es herrscht natürlich ebenso Maskenpflicht in Geschäften oder Verkehrsmitteln, aber im Freien oder auf Terrassen wird damit wesentlich legerer umgegangen, ähnlich dem österreichischen Standard. Die Leute wirken hier weniger verängstigt als in Italien oder Frankreich, und das fühlt sich eigentlich recht gut an. Ich denke, ich werde schöne Tage verbringen und stimme euch nun mit ersten Bildern aus Afytos darauf ein. Stay tuned!