Buenos Aires, Argentinien, 19 Uhr
Stark bewölkt, 20 Grad
Heute früh hat es dann mal wieder geschüttet - der Sommer gibt sich dieser Tage sehr launisch, wenn es auch wenigstens immer warm bleibt trotz Regen. Die Subte hier ist schon sehr alt, und sobald es regnet tropft Wasser hinein und es bilden sich Lacken in den Stationen. So war es wenig verwunderlich, dass es eine Störung gab (Probleme mit der Elektrizität), ich dann ein Taxi zur Schule nahm, das im Stau steckte, und ich somit viel zu spät kam. Na, kann ja auch mir mal passieren – hier lerne ich damit auch relaxter umzugehen, denn Stress ist in Argentinien ein Fremdwort ;-)
Im Kurs sind wir jetzt nach ein paar Ausstiegen sogar noch weniger, nur noch 5. Die irregulären Verben sind besonders in den Vergangenheitsformen gleich nochmal viel irregulärer, wobei mir genug Zeit bleibt, mir diese einzuprägen – denn besonders die Englisch sprachigen Menschen in der Gruppe mit ihrer Pimperlgrammatik haben von Übereinstimmungen, Zeitenverwendung und Satzkonstruktionen so ihre liebe Not. Eigentlich kein Wunder, dass sich Englisch als Weltsprache durchgesetzt hat, denn es ist vom Aufbau her wirklich eine Deppensprache, die eigentlich jeder kapieren muss ;-) Wenn man als Ausgangsbasis so eine schwere Sprache wie Deutsch hat, tut man sich schon um Einiges leichter, denn im Vergleich dazu ist Spanisch wiederum vom Satzaufbau her wirklich einfach. Brenda, unsere Lehrerin, wirkt manchmal so ganz leicht genervt, dass sie das hundert Mal erklärt und bei den Anglisten jedes Mal trotzdem wieder nur große Fragezeichen in den Augen sieht. Muss ganz ehrlich sagen, ich verstehe das, mir geht es jetzt nämlich auch fast eher schon zu langsam weiter. Die Vergangenheitsformen sind im Spanischen wirklich nicht ganz einfach, das muss man üben, üben, üben…..und dazu kommen wir irgendwie kaum, weil es den meisten an den Basics fehlt. Meistens muss sowieso ich dann die Lösung sagen, weil es mir irgendwie klar ist, was verwendet werden muss. Okay, ich gebe ja zu, grundsätzliches Sprachtalent hatte ich immer schon, bei mir scheitert es meistens daran, dass ich zu faul bin, Vokabeln zu lernen und die irregulären Formen solange auswendig zu strebern, bis sie so tief drin sitzen, dass ich sie praktisch richtig anwende. Diesmal wird das anders, habe ich beschlossen, zumindest 30 Verben werde ich mir einprägen in allen Formen, damit kommt man dann schon gut über die Runden.
Ansonsten war heute dann nicht mehr viel los, es hat zu regnen aufgehört, ist aber weiterhin bewölkt. Ich spazierte daher einfach von der Schule heim, das dauerte gute eineinhalb Stunden, und ich durchkreuzte dabei das Barrio Once. Das ist an und für sich das jüdische Viertel hier, wie ich gestern schon erwähnt habe, hat Buenos Aires die größte jüdische Gemeinde in Südamerika und, mit 250.000 Angehörigen, nach New York die weltweit zweitgrößte außerhalb Israels! Dieses Viertel ist heute gemischt, zu den Juden kommen noch sehr viele Einwanderer aus den ärmeren Ländern Lateinamerikas hinzu, insbesondere Bolivien und Peru. Entsprechend ist der ganze Stadtteil viel lateinamerikanischer als Alles sonst hier, überall wurlt es, an jeder Ecke gibt es irgendwelche Fetzengeschäfte und bunt gemischtes Treiben. War ganz nett zu sehen und quasi eine – wenn auch nur kurze – Rückkehr ins „echte“ Lateinamerika. In einer jüdischen Konditorei, in der es auch Sachertorte und Apfelstrudel gab, habe ich dann für die Nachspeise fürs Abendessen gesorgt, bringe meistens etwas mit, da mich Elfie ansonsten keinen Handgriff machen lässt, nicht mal mein Geschirr darf ich selbst in die Küche bringen, geschweige denn einen Teller abwaschen. Also bringe ich zumindest meist was Süßes mit als kleinen Beitrag ;-)
Der Tag war geruhsam, ging aber trotzdem wieder schnell vorbei……so rennt die Zeit eigentlich dahin! Hasta la proxima vez!