Delos war in den Jahrhunderten vor Christus ein bedeutendsten Handels-und Finanzzentrum in der Ägäis. Ursprünglich war es eine Huldigungsstätte für die antiken Gottheiten Apollo und Artemis, sodass ein Heiliger Bezirk gewaltigen Ausmaßes entstand. Infolge dessen, ließen sich auch wohlhabende Kaufleute hier nieder, da die Insel im Mittelpunkt der Ägäis am Schnittpunkt mehrerer Handelsrouten lag und so zu Größe gelangte – und auch Zentrum des delisch-attischen Seebundes wurde. Die Blütezeit erfuhr es im 7. Jahrhundert vor Christus, auch später in der Römerzeit prosperierte es noch, und zu seinen Glanzzeiten hatte es bis zu 30.000 Einwohner. Nach dem Niedergang wurde Delos verlassen, seit zirka 600 n. Chr. lebt niemand mehr auf der Insel, und das ist bis heute so geblieben. Die Ruinen der prächtigen Stadt witterten vor sich hin, vor noch nicht so langer Zeit wurden allerdings erst die Schätze geplündert, im 18. und 19. Jahrhundert bedienten sich die Bewohner der umliegenden Inseln insbesondere an den prächtigen Marmorgebilden, sodass eben vor Allem der Tempelbezirk komplett zerstört wurde. Und sich eben heute präsentiert als – richtig – Steinehaufen.
Mir fällt es extrem schwer, mich in das Damals hineinzuversetzen. Einen guten Überblick bekommt man vom Kinthos Hügel, dem höchsten Punkt von Delos, da kann man zumindest die Ausmaße der antiken Stadt erahnen und hat nebenbei einen schönen Blick auf die umliegende Inselwelt. Auch im Bezirk der Kaufleute, die mehr die Wohn-und Unterhaltungsbezirke, sprich die weltlichen, waren, steht noch etwas mehr, ein paar schöne Mosaike kann man noch bewundern, was mir persönlich viel mehr gibt als nur noch ein paar Mauerreste, wo man sich den Rest dazu denken muss. Klassisch der visuelle Typ eben….
Trotzdem war der Besuch auf Delos nett – Griechenland zeigte heute, dass es grundsätzlich auch Wolken kann, so war es bis über Mittag recht trüb, wobei das auf dem baumlosen Eiland gar nicht so unangenehm war. Danach ging es zurück nach Mykonos Stadt.
Mykonos Stadt – optisch ist es eine Augenweide. Griechenland pur. Strahlend weiß, dazu blau und rot, blühende Pflanzen, leuchtende Bougainvilleen, die alten Windmühlen. Postkartenmotive en Masse und wirklich schön. Allerdings sieht man in Mykonos Stadt auch, was die Insel in normalen Zeiten ausmacht – Jet Set eben. Es gibt ganz viele Lokale und Cocktail Bars, eine durchgestylter als die andere, in den Restaurants liegen die Preise deutlich über österreichischem Niveau und sind damit für Griechenland extrem hoch. Die Shops sind edel, und auch das jetzt vorhandene Publikum, das weniger zahlreich da ist als sonst, gehört schon vom Kleidungsstil her eindeutig zu reich - und sich zumindest für schön haltend. Also trotz des makellosen Äußeren, so richtig wohl fühlte ich mich nicht in der Stadt, da gehöre ich ebenso wenig hin wie in die zu hippen Beach Clubs.
Somit kann ich Bilanz ziehen, nachdem ich morgen Vormittag bereits mit dem Schiff nach Santorin weiterziehe. Mykonos ist klein, und man hat es in 2 Tagen gesehen. Mykonos Stadt ist schön aber irgendwie nicht meine Welt, die Strände sind mittelmäßig, Delos interessant aber auch nicht mehr. Das Highlight für mich war mein Quartier – etwas abgelegen im ruhigsten Teil der Insel, eine Wahnsinns Gastfreundschaft, super gelegen mit Blick auf den Pool und das Meer, eine Oase des Friedens und der Ruhe. Und auch das Publikum hier so gar nicht „mykonoisch“, sehr nette Leute vorwiegend aus der Schweiz, mit denen ich mich immer wieder sehr gut unterhielt. Somit habe ich von Mykonos für mich das Beste mitgenommen und meinen Platz auf der Insel gefunden. Noch einmal muss ich dennoch nicht herkommen, schon gar nicht in Jahren, wo wieder die Luxus Partycrowd aus aller Welt einrückt. Trotzdem waren es schöne Tage, wo ich zu Corona nicht nur räumliche sondern auch Distanz im Kopf bekam. Allein das war es wert. Das nächste Mal gibt es dann die ersten Eindrücke aus Santorin – möge sich die Entschleunigung fortsetzen!