Singapur, Singapur, 22.30 Uhr
Klare Nacht, 28 Grad
Ein sehr langer Tag war das heute, an dem ich bei tropischen Temperaturen viele viele Kilometer zu Fuß zurückgelegt habe. Praktisch bin ich alle Wege heute gegangen, nur ganz am Ende nahm ich dann einmal die U-Bahn.
Singapur alt und Singapur neu standen abwechselnd am Programm. Zunächst begann ich mit alt, mit Little India und anschließend Kampong Glam, dem malaiisch-arabischen Viertel. Beide Stadtteile lege ich gerne nochmals jenen ans Herz, die zu den Verfechtern der „Singapur ist steril- Theorie“ gehören. Denn hier gibt es die kleinen Garküchen, die Stände, die Früchte verkaufen, die Hindutempel und Moscheen, die reich verziert sind, es gibt viele Cafés, bunt bestrichene Hausmauern und Musik. Keine Spur von steril – nur einfach sauber. Und Indien ohne Dreck gefällt mir um Einiges besser als das echte Indien, das ich als schmutzigstes Land, das ich je gesehen habe, in Erinnerung habe. Freunde indischer Küche, zu denen ich mich ja bekanntlich nicht zähle, können in Little India schrankenlos schlemmen – und das, ohne Angst haben zu müssen, eine Lebensmittelvergiftung zu bekommen, denn wir befinden uns eben in Singapur, wo man selbst das Leitungswasser trinken kann.
Danach switchte ich ins späte 21. Jahrhundert – so jedenfalls kam mir der gänzlich neue Stadtteil um die Marina Bay vor – so, als wollte er uns sagen, wie die Städte in einigen Jahrzehnten aussehen werden. Vor der Skyline der Wolkenkratzer der „alten“ City dominiert das neue Marina Bay Sands Hotel und Casino die Szenerie. 3 gigantische Türme, die durch eine Dachterrasse verbunden sind, deren Form an jene eines geschwungenen Surfbretts erinnert. Sie beherbergt einen riesigen Dachgarten sowie auch den größten und höchst gelegenen Infinity Pool. Oben war ich nicht, doch selbst von unten sieht das Ganze extrem beeindruckend aus. Man kann entweder nur die Fahrt hinauf zur Dachterrasse, dem Sands Sky Park, buchen (23 SGD) oder aber in einer der Bars einen Drink nehmen, dann ist die Auffahrt gratis, der Drink zwar nicht billiger aber immerhin hat man dann auch einen Drink dabei, während man die Aussicht genießt ;-) Vielleicht schaffe ich das morgen noch.
https://www.marinabaysands.com/
Weiters wurde in der Marina Bay das Arts Science Museum errichtet, das der Form einer Lotusblüte nachempfunden ist und ebenfalls markant hervorsticht.
http://www.sistic.com.sg/events/asm2011
Und hinter dem Komplex wurden die gigantischen „Gardens by the Bay“ angelegt, ein tropischer Park, markiert von insgesamt 18 sogenannten „Super Trees“, beeindruckenden Konstruktionen aus Beton und Stahl mit üppigem Pflanzenbewuchs. Die Super Trees können auf einem Skywalk begangen werden. Am Abend gibt es täglich um 19.45 Uhr und um 20.45 Uhr eine Sound and Light Show, die momentan unter dem Motto „Journey to Asia“ steht und die Bäume unter wechselnder Beleuchtung in Szene setzt. Weitere Attraktionen der Gardens sind definitiv der Flower- und vor Allem der Cloud Forest Dome, wo unter futuristischen Glaskonstruktionen Pflanzen aus aller Welt ausgestellt sind und vor Allem die Vegetation des Nebelwaldes nachgestellt wird, aufgearbeitet in herrlichen Skywalks und Treetop Walks. Für mich war das ein Riesenhighlight, und ich war tief beeindruckt von solch gewagter und gleichzeitig gelungener Stadtplanung. Speziell die Sound and Lightshow bescherte mir – trotz tropischer Schwüle -Gänsehaut!
Der Eintritt in die Gärten ist gratis, ebenso wie die abendlichen Sound and Lightshows. Der Skywalk zwischen den Super Trees kostet 8 SGD und ist sein Geld ebenso wert wie die 28 SGD für die beiden Dome, von denen mir ganz besonders der Cloud Forest gefallen hat.
http://www.gardensbythebay.com.sg/en.html
Zwischen meinem Besuch bei Tag in den Gardens und jenem am Abend legte ich dann wieder einen alten Stadtteil ein auf meiner Route, das quirlige Chinatown, wo sich mitten unter chinesischen Suppenküchen etwas besonders Exotisches befindet – ein österreichischer Würstelstand! Erichs Stand hatte es auch vor 10 Jahren hier schon gegeben – und er war somit auch der zweite Österreicher auf dieser Reise nach dem Paar auf dem einsamen Surfstrand in Lombok, der mir, abgesehen von Isabella natürlich, begegnet ist. Vielleicht ein Ruf der Heimat?
Auch der Gegend um mein Crewhotel stattete ich einen Besuch ab, es steht immer noch dort, rundherum aber sind auch hier die Türme in den Himmel gewachsen, sodass die immer noch existierende Lau Pa Sat Markthalle mit ihrer schönen gusseisernen Dachkonstruktion fast ein wenig verloren wirkt.
Mein Ersteindruck hat sich bestätigt, Singapur ist jene Stadt unter den 4, die sich am Meisten verändert hat. Die alten Stadtteile sind so, wie sie damals auch waren, bunt und quirlig. Die neuen Stadtteile zeugen vom Selbstbewusstsein des kleinen, reichen Stadtstaates, man setzt architektonische Maßstäbe und scheut dabei keine Kosten und Mühen. Im Gegensatz zu anderen Versuchen, durch Neues Rekorde zu schaffen, vergisst man in Singapur nicht, die Menschen in diese Konzepte miteinzubeziehen. Astana ist beispielsweise an den Menschen vorbei geplant, die leeren Promenaden verströmen die Atmosphäre einer Geisterstadt. Und in Dubai gibt es kein Leben auf der Straße, da man sich dort nur von Shopping Mall zu Shopping Mall bewegt und kein Mensch zu Fuß geht. Singapur aber ist eine äußerst fußgängerfreundliche Stadt, mit vielen Ampeln, breiten Gehsteigen und reichlich großzügig angelegten begehbaren und gut beschilderten Verbindungen zwischen den Stadtteilen. Auch das engmaschige U-Bahn-Netz (MRT) ist durch gut gekennzeichnete Ausgänge mit Umgebungsplänen perfekt in dieses System eingearbeitet. In Singapur gibt es, wieder mal aller Unkenrufe der Sterilität zum Trotz, ein ausgeprägtes Leben auf der Straße, die Menschen halten sich, trotz mindestens ebenso gigantischer Shopping Malls wie in Dubai, gerne draußen auf, sitzen in Parks oder auf den zahlreichen Terrassen der Cafés und Bars – und viele dieser Einrichtungen haben die ganze Nacht über geöffnet. Ich finde Singapur eine sehr spannende und kosmopolitische Stadt mit vielen Attraktionen. Ich kann nur als Tourist sprechen, aber als solcher fühle ich mich hier in keinster Weise eingeschränkt oder überwacht.
Allerdings – ich kann es kaum glauben, aber morgen muss ich mich mit etwas anderem beschäftigen. Mit meiner Heimreise! Ich muss die einzige lange Hose, die ich mit habe und die seit 5 Wochen, dem Abflug aus Wien also, im untersten Winkel meines Rucksacks dahinschlummert, doch tatsächlich hervorkramen und reaktivieren. Will ich das? Nein, bestimmt nicht. Diese Reise war toll, und ich könnte, nachdem Singapur mich gerade wieder auf Asien eingestimmt hat, jederzeit morgen von vorne beginnen und noch Wochen lang durch die Gegend ziehen. Leider ist mein Arbeitgeber dagegen – und Visa Peer wird sich bestimmt auch auf eine kleine Erholung freuen. Und ihr könnt es bestimmt auch alle kaum erwarten, mich endlich wiederzusehen ;-)
Wenn ich meine 5 Wochen im Schnelldurchlauf zurückverfolge, so kann ich sagen….
- Malaysia war ein Land, das ich, als ich früher andauernd in Kuala Lumpur war, zu Unrecht verkannt hatte. Irgendwie hatte ich damals keine Motivation, mich näher auf dieses Land einzulassen, was ein Fehler war, denn es ist ein interessantes und sympathisches Land, mit netten Menschen und in dem es viele schöne Dinge zu entdecken gibt.
- Bali war meine große Überraschung – ich hatte mir nichts erwartet und war begeistert!
- Lombok hat in etwa meine Erwartungen erfüllt, es war schön dort ohne dass es mich so wirklich ganz umgehauen hat.
- Australien – ein All Time High. Geht immer – und immer wieder…..und immer wieder.
- Singapur – hat mich wieder beeindruckt und kann morgen noch eins drauf legen ;-)
Nun denn, es erwartet euch der Bericht meines letzten Tages und mein Singapur Fazit – nachdem ich erst knapp vor Mitternacht von hier abfliege wahrscheinlich noch aus Singapur…….