Und so kommt es umso gelegener, dass ich mit meiner guten alten Freundin Anita schon länger über Ostern einen Trip auf die Seychellen geplant gehabt hatte. Dass ich ihn Ende März schon so herbeisehnen würde, hätte ich davor nicht angenommen!
Mit einem sehr günstigen Mitarbeiterticket machten wir uns also Mittwoch Abend auf den Weg ins Inselparadies. Per Direktflug in gut achteinhalb Stunden sollte es diesmal auch keine Komplikationen fliegerischer Natur geben, wir hoben pünktlich ab, hatten sogar ausreichend Platz und jeder einen eigenen Zweiersitz für uns. Kinder waren zwar viele an Bord, aber doch in fortgeschrittenerem Alter mit weniger Quietsch-und Kreischpotenzial, mehr glich das Ganze einem Firmen-Familien-Ausflug.
Nach unserer Landung auf Mahe, der Hauptinsel der Seychellen, mussten wir zwar eine halbe Stunde warten, bis unsere Parkposition endlich frei war, da wir aber ohnehin gleich auf Praslin weiterziehen wollten und wir noch viel Zeit bis zu unserem Inlandsflug hatten, war das auch nicht so tragisch. Schließlich gingen dann doch die Flugzeugtüren auf – und das ersehnte Aufatmen folgte unmittelbar danach….Wärme! Hitze eigentlich, gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit. Für mich das ultimative Glücksgefühl nach der Endloskälte! So reiste ich also schon von Euphorie getragen in mein 85. Land ein!
Die folgenden Stunden zogen sich allerdings ziemlich dahin. Um auf Praslin zu gelangen, haben Air Seychelles mit kleinen 13sitzigen Dash-Twin Otter Maschinen eine Art Shuttle Service eingerichtet, zirka alle 20 Minuten fliegen die kleinen Turboprops zwischen den beiden Hauptinseln hin und her. Unser Flug verspätete sich mehr und mehr – so hieß es mal Geduld beweisen, bekanntlich meine große Stärke. 3 Stunden später war es dann aber doch endlich soweit – wir hoben ab. Und wie! Anita ist nicht gerade das, was man eine Heldin der Lüfte bezeichnen würde, eher im Gegenteil, bevor sie einen Flug antreten muss, ist sie schon Wochen bis Monate vorher nervös und kennt fast kein anderes Thema, beschäftigt sich die ganze Zeit mit der Frage, ob man denn auch heil am Zielort ankommen würde. Kurz gesagt – Flugangst – ein Gefühl, das Leute, die keine Flugangst haben, einfach nie wirklich nachvollziehen können. So gesehen war der Inlandsflug zwischen Mahe und Praslin für sie dann auch eine richtige Mutprobe, die zwar nur 11 Minuten dauerte, für sie aber gefühlt eher Stunden. Und ja, es war speziell beim Abheben schon sehr unruhig, beutelte den Flieger ordentlich auf und ab. Ich versuchte in dem Fall, betroffen drein zu schauen, denn so gern wir uns nach alter Tradition immergegenseitig aufziehen, in dem Fall begann sie mit bleichem Gesicht vor Angst zu schwitzen, und ich enthielt mich jeglicher Kommentare und nahm auch Ansagen, dass sie den Retourflug nicht antreten würde, nicht für bare Münze in dieser Situation. Wenig später setzten wir aber „überraschend“ unversehrt auf Praslin auf. Ein Mini Airport, mitten in dichtem Dschungelgrün, gleich neben dem Strand. Anitas Gesichtsfarbe kehrte nach überstandenem Martyrium zurück, und sogleich frohlockten wir, in welchem Paradies wir da offensichtlich gelandet waren. Farben, Wärme, Vogelgezwitscher übertönten sehr bald das Dröhnen der Propeller! Unser Quartier lag nicht einmal 10 Gehminuten vom Flughafen entfernt, sodass wir wenig später schon sehnsüchtig erwartet wurden, wie uns eine Einheimische, die gegenüber unseres Apartments an der Bushaltestelle wartete und uns den Weg wies, schon aufgeregt vermittelte.
Cindy hieß unsere Gastgeberin. Mit nassem Erfrischungstuch wurden wir sehr herzlich willkommen geheißen, eine Wohltat, nachdem wir noch viel zu dick angezogen und ordentlich verschwitzt waren. Direkt am Strand liegt unser Apartment, das quer durch alle Zimmer mit Blüten dekoriert war, im Garten tummeln sich bunte Vögel, und vor der Terrasse rauscht der indische Ozean in leuchtenden Farben vor weißem Sand. Nicht lange dauerte es, und wir tauchten schon ein in das Badewannen warme Wasser – kurz gesagt, Step tauglich zu 100%! Da lacht das Herz!
Bald danach machten wir uns auf den Weg, die Art von „Ort“ zu erkunden. Es gibt eine Hauptstraße, ein paar kleine Lebensmittelgeschäfte, ein paar Restaurants. Und einen endlosen Strand. Nachdem wir hier Selbstversorger sind, caterten wir für das Frühstück für die kommenden Tage, das Apartment ist komplett ausgestattet mit vollwertiger Küche, mit einwandfreiem WLAN, mit großem und neu verfliestem Bad, super sauber, untermalt vom Rauschen der Wellen und verfeinert durch perfektes Klima – also zumindest für Menschen, die Shorts-und Flip Flop Wetter Tag und Nacht als solches bezeichnen!
Im Ort fanden wir dann auch ein nettes Lokal für unser Abendessen und schlossen den ersten Tag bei einem Bier am Strand perfekt ab. Das Einschlafen war nach diesem Programm und einer mehr oder weniger durchwachten Nacht gar keine Schwierigkeit!
Heute frühstückten wir dann auf unserer Terrasse, was im Gegensatz zum „kalten“ Sydney keinerlei Überwindung kostete. So gestärkt, nahmen wir unseren intensiven Tag in Angriff, der neben 2 traumhaften Stränden (Anse Georgette und Anse Lazio) knappe 20 Kilometer Wanderung auf teilweise schwierigen und steinigen Wegen beinhaltete, die uns steil bergauf und bergab durchs Gelände führten. Mit dem nicht ganz optimalen Schuhwerk an den Füßen und der prallen Tropensonne stellte dies schon eine ordentliche Herausforderung dar. Dazwischen lernten wir die Insel Praslin per Bus näher kennen, aufgrund des stärker als angenommenen Verkehrs und der schmalen Straßen hatten wir uns doch gegen ein Fahrrad und für den öffentlichen Bus als Fortbewegungsmittel unserer Wahl entschieden. Klappt eigentlich ganz problemlos und ist mit 7 SCR pro Fahrt auch wirklich günstig. Und wieder schloss ein Abendessen am Strand gefolgt von einem Abschlussbier bei unserer ebenfalls am Strand lebenden „Anita“, wie wir unsere Haus-und Hofspinne nach ihrer größten Anhängerin liebevoll tauften, das Szenario ab.
Wir fühlen uns hier extrem wohl, nicht nur unsere Unterkunft ist wirklich toll, nicht nur das Klima entzückt uns zwei Warmwetter Freaks, auch die Einheimischen machen uns das Leben leicht. Armut gibt es hier keine, die Seychellois führen ein ruhiges und offenbar auch zufriedenes Leben ohne große Hektik und Stress, strahlen Gelassenheit und Herzlichkeit aus. Ein Lächeln ist hier stets ehrlich, niemand kommt auf die Idee, Touristen, von denen es schon einige aber auch nicht aufdringlich viele gibt, zu übervorteilen, die Informationen sind immer hilfreich und ohne Hintergedanken – so lässt es sich urlauben!
Auch unsere kommenden Tage auf Praslin werden bestimmt nicht langweilig, und ich freue mich schon, euch weiter daran teilhaben zu lassen! In diesem Sinne wird es aber nun Zeit zum Schlafen!