Die Tour war sehr nett, eigentlich recht langsam getaktet und mit nicht allzu viel Programm vollgestopft. Sie war im Gegensatz zu Marokko damals mit dem kulturellen Schwerpunkt diesmal zu hundert Prozent auf der Seite der Natur angesiedelt. Nicht, dass Borneo kulturell nichts zu bieten hätte, immerhin leben hier die unterschiedlichsten Volksgruppen friedlich zusammen. Aber bei der Tour ging es ausschließlich um die wenigen erhaltenen Reste einer fast gänzlich zerstörten Natur. Wir bekamen so auch einen guten Eindruck, wie die Insel vor ihrer Abholzung einmal ausgesehen haben muss. Besonders die Eiablage der Meeresschildkröten fand ich außergewöhnlich schön, die war neben dem Zusammensein mit der Gruppe eigentlich mein Highlight. Auch sonst hatte es mir gut gefallen ohne dass mich die meisten Unternehmungen jetzt wirklich umgeworfen hätten vor Begeisterung. Aber das muss auch nicht immer sein - ich bin zufrieden und Borneo ist trotz seiner Schattenseiten auf jeden Fall sehenswert und mehr als nur ein paar neue Stecknadeln (die ich natürlich trotzdem mit Leidenschaft anbringen werde ;-))
Isi war ein guter Guide. Er hätte wesentlich lukrativere Jobs in der Palmölindustrie haben können, hat sich aber ganz dem verschrieben, woran sein Herz hängt, nämlich den Besuchern aus aller Welt jenes Borneo zu zeigen, das fast schon ganz verschwunden ist und für dessen Erhalt es sich zu kämpfen lohnt.
Den heutigen Tag begann ich damit, dem Dschungel beim Aufwachen zuzuhören. Hunderte Vögel gaben ein Konzert in unglaublicher Lautstärke zum Besten - ein sehr inspirierender und positiver Start in den Tag. Nach dem Frühstück gönnte ich mir eine Stunde Entspannungsmassage in der Lodge, ehe wir unsere Sachen packten und uns mit einem Air Asia Flug zurück nach KK begaben. Hier sind wir nun, am Ausgangspunkt unserer Tour, beziehungsweise war es eigentlich für die anderen der Ausgangspunkt gewesen. Wir gingen direkt zu unserem Farewell Dinner über, aßen sehr gut, saßen versammelt um einen großen runden Tisch. Isi bekam hier sein Trinkgeld, und wir diskutierten eifrig, wohin wir denn als nächstes reisen wollten. Im Endeffekt wird das Ziel wohl entweder in Usbekistan, in Mittelamerika oder auch in Südkorea liegen, das sind jene Plätze, an denen wir alle noch nicht waren und die wir alle in näherer Zeit mal gerne sehen würden. Diese wunderbaren Leute, alles Vielreisende, die extra für die eine Woche aus allen Ecken des Planeten auf diese weit entfernte Insel angereist waren, um sich wiederzusehen und einen neuen Teil der Erde für sich zu entdecken, sind schon ein außergewöhnliches Sammelsurium an Charaktären mit Begeisterung für diese Welt, die sich bestimmt wiederfinden werden - wo auch immer es im Endeffekt dann sein wird. Jen aus Kanada war am extremsten, sie hatte nur eine Woche frei bekommen, saß für die eine Woche Tour jeweils 27 Stunden im Flugzeug von und nach Toronto - fast genauso lange, wie sie insgesamt hier vor Ort war. Das nennt man dann schon echte Leidenschaft, diese Strapazen in Kauf zu nehmen. Es zeigt aber auch, dass wir alle es unbedingt wollten, uns wiederzusehen und uns dafür kein Weg zu weit war. Wie gesagt, ein echtes Wunder, diese Gruppe, an deren Fortbestand ich fest glaube.
Mit Jessica aus der Schweiz erkundete ich noch den quirligen Nightmarket von KK, einer Stadt, in der es sonst nicht viel zu sehen gibt. Sie ist gepflegt und sauber, ansonsten aber nicht wirklich besonders interessant. Der Markt aber ist ein echtes Highlight, es wird gebrutzelt und gebraten, der Fisch und das Gemüse sind appetitlich und frisch, die Athmosphäre freundlich und einladend.
Für manche geht es nun nach Hause, für andere noch weiter. Ich habe morgen einen kurzen Inlandsflug vor mir, in den zweiten malaysischen Bundesstaat auf Borneo Sarawak und dessen Hauptstadt Kuching. Die soll recht schön sein, sogar eine für Asien ungewöhnlich hübsche Altstadt haben und eine Waterfront mit vielen Cafés und Restaurants. In der Umgebung gibt es diverse Nationalparks zu sehen, die ich in Tagestouren erkunden werde. Nicht übersiedeln zu müssen sondern für 5 Nächte eine Homebase zu haben, finde ich eigentlich recht angenehm. Was ich genau unternehmen werde, werde ich spontan von Tag zu Tag entscheiden. Ich hatte von Vornherein beschlossen - wenn ich den Weg nach Borneo auf mich nehme, dann möchte ich doch noch etwas mehr von der Insel sehen und nicht gleich wieder weiterziehen, und genau dem trage ich mit meinem Besuch in Kuching nun Rechnung. Was es dort zu sehen gibt und was ich erlebe - ich freue mich darauf, euch daran teilhaben zu lassen. Bis bald!