Ich folgte zu Beginn einem Tipp meiner Gastgeberin. Und fuhr zur Venizanos Weinkellerei. Sie meinte, diese müsse ich mir „unbedingt“ ansehen. Gesagt getan – ich dachte an eine weitere schnöde Weinkellerei. Und dann sah ich sie – direkt in den Kraterrand in den Fels hineingebaut, hoch über dem Meer gelegen mit Blick auf ebendieses, bestanden von Kakteen und leuchtenden Bougainvilleen. Die Weinreben wachsen hier unmittelbar bis zur Kraterkante – und als ich auf die Besucherterrasse kam, führte ich, neben der Verkostung von ein paar Weinen um 10 Uhr Vormittag, ein langes Gespräch mit dem Verkaufsleiter, der mangels anderer Gäste sowieso nichts zu tun hatte. Sicher eine Stunde saß ich bei diesem herrlichen Panorama, und es war wie immer sehr interessant, sich mit Einheimischen zu unterhalten, in dem Fall natürlich auch, wie sie diese seltsame Zeit erleben und wie es sich auf ihre Arbeit und ihre sonstigen Lebensumstände auswirkt. Ein sehr schöner Vormittag. Und ein Punkt, den ich ausschließlich meiner Gastgeberin zu verdanken hatte, steht dieser Geheimtipp doch nicht einmal in meinem, eigentlich recht umfangreichen, Reiseführer.
Weiter fuhr ich nun ins Inselinnere. 1956 wurden die meisten Orte auf Thira bei einem Erdbeben zerstört, ausgenommen das Innere der Höhlenhäuser, aber der gesamte Rest, der aus dem Gestein hervorragte. Für den Wiederaufbau nutzte man den hier vorkommenden Bimsstein, kein Zement, keine Ziegel, kein Holz. Genau das macht diese Häuser und die Bauweise hier auch so einzigartig auf der Welt. Während die Orte am Kraterrand, wie eben Oia, Fira oder Imerovigli, mustergültig nicht nur wiederaufgebaut sondern zu extrem geschmackvollen und stilvollen Unterkünften, in erster Linie für Touristen aus aller Welt, gestaltet wurden, ist man in Pyrgos im Inselinneren noch nicht so weit. Man sieht hier ebenfalls einen weißen Ort, der sich um eine Hügelspitze drapiert, aber man sieht auch noch eingestürzte Mauern, und nicht alle Häuser sind saniert. Genau das macht aber als Kontrast einen extremen Reiz aus – dieser Gegensatz zwischen Glanz und Verfall, den man hier zu sehen bekommt. Das Ganze begleitet von einem herrlichen Ausblick in alle Richtungen hinunter an die Küste und auf das Meer. In diesem Setting saß ich bei meinem Lunch in einem netten Café und war mehr als happy.
Nun noch Erholung – Strand war mein Programm. Ich entschied mich für einen der unbespielten Strände der Insel, gleich in der Nähe Oias an der Nordküste. Kouloumbou ist ein schwarzer Sandstrand, umrahmt von ausgeschliffenen Klippen, die herrlich natürlichen Schatten geben. Das Meer ist ruhig und schön zugänglich, es sind nur ganz wenig Menschen am Strand und noch dazu wird er auch noch als FKK Strand genutzt. Ein herrliches Gefühl, ohne lästiges Textil ins Wasser zu gehen – jawohl, ich war schon wieder drin! Und so genoss ich ruhige und entspannende Stunden im Schatten bei angenehmsten Temperaturen.
Noch einmal also so viel Schönheit und Wohlbefinden – ich glaube, Santorin 2020 war wirklich fast ein Lottosechser! Der aber bald verspielt ist, denn morgen Abend muss ich leider zurück. Ins kalte und nasse Wien. Bis dahin darf ich, da in meiner Unterkunft genau nur 2 Zimmer vergeben sind, mein Zimmer einfach so bis zum Abend behalten. Ich hatte eigentlich nur gefragt, wann ich das Zimmer am Dienstag räumen soll und ob ich meine Sachen da lassen könnte – da meinte meine Gastgeberin – am besten am Zimmer ;-) Als ich sagte, dass dieses ja auch gereinigt werden müsste, meinte sie, heuer ist es egal, es kommen eh praktisch keine neuen Gäste, und ob die Putzfrau das Zimmer einen Tag früher oder später putzt ist eigentlich komplett egal. Das nenne ich mal uneigennützige Gastfreundschaft, und es ist natürlich sehr angenehm, noch einmal an den Strand gehen zu können und noch eine Dusche zu nehmen, bevor ich zum Flughafen fahre.
Wie mein letzter Tag und meine Heimreise verlaufen sind, und natürlich jede Menge Infos zu den beiden von mir besuchten Inseln, gibt es aus Wien. Wien….ich mag nicht….;-(