Als ich heim radelte, wurde ich nämlich gestern von einem blöden Hund attackiert und leicht in den Knöchel gebissen. Durch die Socken und es gab keine offene Wunde, und es blutete auch nicht. Nur ein paar Zahnabdrücke. Trotzdem war ich natürlich in Sorge, gestern Abend hatte die Inselklinik nicht mehr offen, also hat mich heute Früh jemand vom Hotel dorthin begleitet. Nachdem ich in der Nacht nicht viel schlafen konnte, las ich mich natürlich auch ordentlich ein. Nämlich, dass die Insel seit vielen Jahren Tollwut frei ist und die Regierung jedes Jahr alles durchkämmt und auch streunende Hunde kastriert und impft. Den letzten menschlichen Tollwutfall hatte es 1999 gegeben. Es beruhigte mich zwar ein wenig, trotzdem wollte ich sichergehen.
Die Inselklinik hat mich eigentlich positiv überrascht. Natürlich ist sie einfach, aber sie ist sauber und hat eine medizinische Basisausstattung. Auch die zugehörige Apotheke ist gut bestückt. Die Ärztin war sehr nett und freundlich, ich schilderte ihr, übrigens fast fließend, was passiert war....ich war selbst überrascht, dass ich sowas auf Spanisch einfach erzählen konnte. Sie sah sich die Wunde an und winkte sofort Entwarnung. Diese Wunde habe keine Verletzung der Haut, daher würde sie mir dringend von der Tollwutspritze abraten. Sie hätte natürlich welche vorrätig, aber die Impfungen sind nicht ohne und man müsste innerhalb der nächsten Tage 5 davon machen. Diese Information deckte sich auch mit meinen nächtlichen Recherchen des Tropeninstituts, also betreffend die 5er Serie, womit ich gleich merkte, dass sie auch eine Ahnung hatte wovon sie sprach. Außerdem bestätigte sie auch, dass es seit Ewigkeiten keine Tollwutfälle mehr gegeben hatte, nicht auf der Insel und auch nicht in Nicaragua insgesamt. Die Regierung fährt hier schon seit Jahren Impfkampagnen und impft alle Streuner die ihr unterkommen jährlich durch. Sie war sehr kompetent und ich sagte, ich ginge mal davon aus, dass sie mich nicht in den Tod schicken wollen würde, was sie mir nocheinmal versicherte. Ich glaubte ihr das dann - man muss sagen, bei allen Nachteilen von sozialistischen Ländern - Gesundheitsvorsorge und -systeme haben einen hohen Stellenwert, auch Kuba ist auf dem Gebiet sehr bekannt. Und so verabschiedete ich mich erleichtert und musste nicht einmal was zahlen.....
Meine Liebe zu Hunden hat der Vorfall nicht gesteigert. Ich weiß ja, warum ich diese blöden Viecher immer schon hasste, jetzt habe ich noch einen Grund mehr dafür. Ich war nur friedlich am Rad vorbeigefahren, als mir der blöde Köter nachrannte und sich offenbar irgendwie bedroht fühlte. Hunde sind für mich neben Malariamücken und Koriander so zirka die unnötigsten Dinge auf diesem Planeten, ich werde nie verstehen, was Leute an diesen Geschöpfen so toll finden. Sie spüren natürlich auch, wenn man Angst vor ihnen hat, aber normal am Rad vorbeizufahren.....naja, dem Schock folgte tiefes Durchatmen.
Ich nahm dann wie geplant die Fähre zurück aufs Festland. Die nette Ärztin war dann auch die Person, die mich mit der Insel meinen Frieden schließen ließ. Irgendwie waren das leider nicht so meine Tage gewesen dort, so schön es auch war von der Gegend her. Aber das Kayak, das eher unsympathische Hotel, das kraxige Fahrrad und zuletzt die Hundeattacke waren nicht unbedingt meine Urlaubshighlights im positiven Sinn.
Die Fähren waren hier immer pünktlich, genauso wie alle Guides und Fahrer. Eigentlich überraschend. Und so wartete auch schon mein Fahrer am Hafen, um mich in einer guten halben Stunde nach San Juan del Sur zu bringen. Meine Tage am Pazifik also noch zum Abschluss. Das Quartier ist das schönste dieser Reise - es liegt hoch über dem Ort, mit einem herrlichen Blick auf diesen und die Bucht. Ich habe eine Hängematte am Balkon, und es gibt einen Pool und Garten ebenso mit Premium Blick. Das Zimmer und ebenso die Küche und das Wohnzimmer sind top modern und gemütlich, ich hätte sogar Netflix, wenn ich wollte :-) Es ist hier ein B&B mit nur 4 Zimmern, außer mir ist diese Nacht nur ein Kanadier da - ein Flugbegleiter von Air Canada. Lustig irgendwie. In den Ort hinunter geht man gute 10 Minuten, hinauf über 15, da es extrem steil ist. Und am Abend muss man ein Taxi nehmen. Auch wenn SJDS sicher ist, sollte man im Dunklen nicht durch einsame finstere Gassen gehen. Das werde ich natürlich befolgen, heute aber ging ich schon am Nachmittag ausgezeichnet essen und daher noch im Hellen wieder bergauf.
Der Ort wirkt eigentlich sehr entspannt, viele BackpackerInnen im Surfgewand mischen sich mit ebenso vielen Nicas, man hat aber nicht das Gefühl, dass das so ein übertriebener über-drüber-gut-drauf-sei-Ort ist. Naja, zumindest am Nachmittag war es recht ruhig, und das Essen zwar teurer als anderswo dafür aber auch sehr viel besser. Bei einem Cocktail ließ ich langsam den Schreck aus meinem Körper und Geist entfläuchen und werde nun die kommenden Tage noch richtig entspannen und genießen. Kein Problem, bei diesem schönen Quartier mit diesem Traumausblick. 4 Nächte bin ich jetzt da und werde es ruhig angehen, vielleicht date ich nicht täglich ab, je nachdem, wieviel sich ereignet. Es darf gern etwas weniger sein als in den letzten beiden Tagen :-) In diesem Sinne brauche ich jetzt dringend Schlaf.